21.-22.01.2020 Patzcuaro

Wie immer war heute ein frühes Aufstehen angesagt, um eine weite Strecke zu fahren. Der Rhythmus hatte sich inzwischen bewährt. Einen ganzen Tag fahren, um dann zwei Nächte an einem Ort zu bleiben, wenn es dort schön ist.  Wir wollten heute ins bergige Inland Richtung Mexico City fahren, und erst weiter südlich wieder den Pazifik zu besuchen. Damit würden wir zwei weitere Bundesstaaten umgehen, die auch als gefährlich eingestuft werden. Besonders die Gegend um Acapulco, im Staat Guerrero soll man möglichst meiden. Der ehemals mondäne Ferienort, gern besucht von Hollywood Schauspielern wird inzwischen von blutigen Machtkämpfen mehrerer Drogenkartelle heimgesucht.
Schon nach kurzer Zeit fuhren wir aus der subtropischen Gegend in eine ganz andere Bergwelt. Hier war die Luft schlagartig wieder kühler. Die Autobahnen waren fast ausnahmslos in einem guten Zustand, allerdings wollten ständig reguläre Mautstellen Beträge zwischen 5 bis 15 Euro von uns. Da wir hinten vier Reifen haben, werden wir als Bus gezählt und die Tarife liegen noch höher. Da wünschten wir uns doch fast die Bauern mit ihren günstigen Summen zurück.
Der auserwählte Campingplatz lag an einem großen See, nicht weit von der Autobahn entfernt, als Zwischenstopp also gut geeignet. Dabei handelte es sich um eine ökologische Ranch, ich hatte den Besitzer schon am Vortag per Mail angeschrieben, damit uns jemand das weit entfernt liegende Tor öffnen konnte. Bisher hatten wir allerdings keine Antwort erhalten und auch auf Telefonanrufe und weitere Mails bekamen wir keine Reaktion. So beschlossen wir schweren Herzens einen 60 km langen Abstecher zu einem anderen Platz zu fahren. Hier in der bergigen Gegend sind Campingplätze nicht so häufig zu finden. Das Ziel war nun ein kleines Hotel mit RV Park in dem Ort Patzcuaro. Als wir endlich dort ankamen war die Sonne schon untergegangen und die Luft empfindlich kalt. Wir suchten uns einen Stellplatz und beim Umsehen entdeckten wir ein kleines Aufenthaltshäuschen mit brennendem Kamin und wurden darin mal wieder von zwei Franko-Kanadiern herzlich begrüßt.  Der pensionierte Polizeibeamte und seine Frau aus Quebec kamen schon seit vielen Jahren hierher und meinten, dieses sei der schönst RV Park weit und breit. Und der Ort Patzcuaro wäre so wunderschön, den müssten wir und unbedingt morgen ansehen. Na das wollten wir gern tun. Die Nacht war erheblich kühler als die vorherige, es hatte nur ca. 10 Grad, da wir uns hier auf ca. 2000 Meter Höhe befanden.
Wir ließen den nächsten Tag langsam angehen und schauten uns erst mal auf dem Gelände um. Aus Lehmziegeln gebaute kleine Häuschen, die man mieten konnte, waren umgeben von liebevoll angelegten Blumen, Sträuchern und Bäumen. Überall blühte und rankte etwas. Blumen, die man bei uns nur aus Blumentöpfen kennt, wuchsen hier in üppiger Größe. Direkt neben unserem Wohnmobil stand ein Orangenbaum, von dem wir uns mit den reifen Früchten bedienen durften.
Dann machten wir uns auf dem Weg in die angrenzende ca. 400 Jahre alte Innenstadt. Patzcuaros Zentrum wird dominiert von einem großen Platz, der Plaza de Quiroga, um den sich koloniale Villen und Gebäude mit weinrot und weiß gestrichenen Fassaden und roten Ziegeldächern gruppieren. Als „pueblo magico“, eine besondere Sehenswürdigkeit Mexicos eingestuft, werden die Häuser restauriert und gepflegt. Zwischen den Häusern und kleinen Gassen herrschte das typisch südländische Treiben von kleinen Marktständen überall auf den Straßen, waghalsig umfahren vom endlosem Straßenverkehr. Sehr sehenswert und mal so ganz anders als wir die mexikanischen Städte bisher kennen gelernt hatten.
Als wir am Nachmittag wieder auf unserem Platz eintrudelten und dem Kanadier von unseren Erlebnissen berichteten, bot er uns spontan an, zusammen mit einigen Freunden zum Abendessen in ein nahe gelegenes Restaurant zu gehen, was wir gern annahmen. Inzwischen war auf dem Platz noch eine belgische Familie mit zwei Kindern eingetroffen, die die gleiche Overlandstrecke wie wir zurück gelegt hatten. Sie waren unterwegs in einem Geländewagen mit zwei Dachzelten und wollten eigentlich innerhalb eines Jahres bis Chile kommen. Inzwischen ist ihnen klar geworden wie viele Kilometer sie dafür noch fahren müssten und werden wohl etwas abkürzen. Die Kinder werden von den Eltern während der Reise unterrichtet (in Belgien ist das möglich) und hatten auch keine Lust mehr immer so viele Kilometer zu fahren. Wir stellten mal wieder gemeinsam fest, das Reisen nicht immer was mit Urlaub zu tun hat und auch Arbeit sein kann.
Nach einem kleinen Aperitif fuhren wir mit zwei amerikanischen und zwei kanadischen Ehepaaren und einem Elsässer zum mexikanischen Restaurant. Es gab ein sehr leckeres viergängiges Menü für 80 Pesos, also 4 Euro pro Person, den Wein hatte sich jeder selbst mit gebracht. Einige der Anwesenden verbrachten nur einige Monate im Jahr in Mexiko, andere waren inzwischen komplett hierher gezogen und es war sehr interessant ihre Erfahrungen mit dem Land und den Einheimischen kennen zu lernen. Ein sehr lustiger und lehrreicher Abend. Fast wären wir noch länger in Patzcuaro geblieben, aber wir haben ja noch einige Ziele vor uns. Wie sagte der Kanadier zum Abschied: „Das gefährlichste an Mexiko ist, das man zu wenig Zeit für das große und vielfältige Land hat.“

19.-20.01.2020 Santa Cruz de Miramar

Früh am Morgen machten wir uns auf den Weg weiter nach Süden. Auf der Autobahn stoppten uns an den Mautstationen wieder jede Menge Bauern. Inzwischen waren wir schon ganz gut mit Runterhandeln und die meisten waren zufrieden mit 20 Pesos, ca. 1 Euro. Es war Sonntag und ganze Familien hatten sich als Unterstützung um die Zahlstellen versammelt. Nach einigen Kilometern waren wir zu unserer Erleichterung auch aus dem Bundesstaat Sinaloa heraus und fuhren später über den  Wendekreis des Krebses, der die Grenze zu den Tropen markiert. Überhaupt hatten wir jetzt schon einige Vegetationszonen durchfahren, angefangen mit der Wüste nach der Grenze, den weiten Agrarflächen mit Obst und Gemüseanbau und jetzt tropischer Regenwald. Der anvisierte Campingplatz „El Paraiso Miramar“ lag einige Kilometer abseits der Autobahn am Meer und wir hatten schon die große Befürchtung, den Abstecher auf schlechten Straßen zurück legen zu müssen. Aber überraschenderweise fuhren wir auf einer perfekten neu gebauten mehrspurigen Straße durch eine beeindruckende tropische Waldlandschaft. Auf einmal wurde es auch sehr viel heißer und schwüler. Mit dieser plötzlichen Klimaänderung mussten wir erst mal klarkommen.
Auf der Straße am Meer entlang zum Campingplatz sahen wir wieder viele leer stehende Gebäude und eine Infrastruktur die auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Vor einigen Jahrzehnten boomte hier scheinbar der Tourismus und uns ist noch nicht klar, warum das nachgelassen hat. Wahrscheinlich liegt es an den US Touristen, die Mexiko für zu gefährlich halten. Das wird ihnen in ihren Medien so auch ständig suggeriert. Fast alle Amerikaner hatten uns auch vor Mexiko gewarnt.
Der Campingplatz hieß nicht nur El Paraiso sondern sah auch aus wie das Paradies. Ein Hotel mit angeschlossenem RV Platz, direkt am Meer, mit viel tropischer Vegetation und großen Palmen auf sattgrünen Rasenflächen. Ein großer Swimmingpool und einige kleine Pools, dazwischen überall Palappas und Sitz- und Liegeflächen. Wir stellten uns direkt auf den Rasen unter ein paar Palmen, über uns flog ein Schwarm Fregattvögel und es roch und klang alles sehr exotisch. Ich war noch nie in den Tropen, aber genauso hatte ich es mir vorgestellt. Sehr neu und aufregend. Später sahen wir noch einen, ca. 1,50 Meter langen, gelben Leguan, der sehr flink eine Palme heraufkletterte.
Auf dem Wohnmobilstellplatz stand neben zwei kanadischen Mobilen auch eines aus Deutschland.
Ansonsten waren noch zwei mexikanische Hochzeits- oder Verlobungspaare mit ihren Gästen auf dem Gelände unterwegs. Wir kühlten uns erst mal in einem der kleinen Pools von der Reisehitze ab, in Mexiko sind die Schwimmbäder nicht geheizt, aber das war hier ganz angenehm und wir schauten mit den anderen Gästen dem Sonnenuntergang zu. Allerding muss man sich danach vor den Moskitos schützen, kein Paradies ohne irgendwelche Plagegeister. Die Nacht blieb auch heiß, obwohl wir alle verfügbaren Fenster öffneten, waren es über 28 Grad draußen und 31 drinnen. Gegen Morgen wurde es allerdings kühler und angenehmer zum Schlafen.
Auch hier wollten wir zwei Nächte bleiben und nicht schon wieder weiter fahren. Am Morgen schwammen wir ganz allein ein paar Runden im großen Pool, außer uns und den anderen Deutschen waren alle Gäste inzwischen abgereist. Dann plapperten wir etwas mit dem Ehepaar aus Neu-Ulm. Auch sie hatten, wie unsere Bekannten aus Neuss, ihre Firma in Deutschland verkauft und jetzt viel Zeit und Geld zum Reisen. Leider mussten sie vor ein paar Tagen ihren Hund hier in Mexico beerdigen und waren etwas traurig.
Das Meeresstrand war hier sehr steinig und das Wasser braun, so begnügten wir uns mit dem Pool und dem schönen Ausblick von der Hängematte aufs Meer. Allerdings war es unter den Palmen nicht ganz ungefährlich. Immer wieder fielen Kokosnüsse aus mehreren Metern Höhe auf den Rasen. So eine möchte man nicht auf den Kopf bekommen. Für heute Abend hatten wir moskitomäßig vorgesorgt und saßen etwas entspannter unter unserem Mückenzelt aus Kanada und lauschten den fremdartigen Geräuschen. Da das Wohnmobil den ganzen Tag im Schatten gestanden hatte, war es auch nicht so aufgeheizt und damit nicht zu warm zum Schlafen.

17.-18.01.2020 Mazatlan

Leider hielten wir uns nicht lange an dem schönen Sandstrand auf, schon am frühen Morgen brachen wir auf und planten, den ganzen Tag zu fahren, um ein großes Stück Richtung Süden zu schaffen. Nach einigen Kilometern erreichten wir die Grenze in den Staat Sinaloa, der als gefährlich gilt. Er wird von Drogenkartellen beherrscht, die sich untereinander und mit dem Militär bekriegen. Solange man nicht dazwischen gerät soll alles okay sein, aber wir wollten trotzdem möglichst schnell durchfahren. Das Ziel für heute war ein RV Campingplatz in der Nähe der Stadt Mazatlan. Um schnell voran zu kommen, versuchten wir, nur die Mautstraße zu benutzten und mussten auch ständig an irgendwelchen Mautstellen bezahlen. Die „Autobahn“ fing dann auch immer sehr schön zweispurig ausgebaut an. Aber sobald wir einen Ort erreichten, wurde die Straße erheblich schlechter und führte direkt durch den Ort hindurch. Sogenannte Topes, große Schwellen aus Asphalt in der Straße als Hindernisse eingelassen, zwingen die Autofahrer dazu extrem langsam zu fahren. Manchmal sind diese Topes ohne erkennbaren Grund auch außerhalb von Orten vorhanden. So einen hatte Holger heute übersehen und beim zu schnellen Überfahren löste sich unsere Wohnzimmerlampe und sprang in tausend Teile auf den Fussboden.
Direkt neben diesen unfreiwilligen Stopps versuchen Straßenhändler alles Mögliche zu verkaufen oder die Windschutzscheibe zu reinigen. Ständig mussten wir die Leute abwimmeln, aber es gab auch Bettler, die einfach vor das Auto sprangen, um uns zum Anhalten zu zwingen. Alles sehr abenteuerlich. Immer wieder gab es Check Points, manchmal vom Militär, manchmal um frische Früchte und Gemüse zu kontrollieren. Wir hatten bisher aber Glück und wurden immer ohne Inspektion durch gewunken. Am merkwürdigsten waren Mautstellen, die von den ansässigen Bauern übernommen und nun betrieben wurden. Diese ließen uns erst fahren, nachdem wir ihnen kleinere Beträge gegeben hatten. Angeblich wurde ihnen ihr Land weggenommen, um diese Autobahn zu bauen, aber eine Entschädigung haben sie dafür nicht bekommen. Daher versuchen sie nun, auf diese Methode ein Einkommen zu erzielen. Wir sahen öfter Polizeiwagen vor oder hinter den Mautstellen stehen, das Kassieren wird also offiziell geduldet. So wussten wir vor einem Checkpoint  nie was uns erwartet und waren froh, am Nachmittag endlich sicher am Campingplatz „Villa Celeste“ anzukommen. Das Eingangstor wurde uns von einem Camper, einem Frankokanadier geöffnet, der uns freudig begrüßte. Es war ein sehr familiärer Platz, mit vielleicht 10 Stellplätzten, von denen nicht alle belegt waren. Außer den Wohnmobilplätzen gab es ein paar kleine Appartments auf dem Grundstück, die vom Besitzer Noe vermietet werden. Der ganze Platz ist mit vielen Sitzecken, Palmen und Blumen liebevoll angelegt und über den Garten erreicht man den breiten Sandstrand. Da wir vom langen Fahren in der Hitze total verschwitzt waren, gingen wir gleich zum Meer und das Wasser war zum ersten Mal auch ohne Neopren angenehm warm und es machte Spaß sich in die Wellen zu schmeißen. Am Abend plauderten wir noch etwas mit den Frankokanadiern aus Quebec, die mit ihrem kleinen Sohn ein Jahr unterwegs sind.
Da es uns hier so gut gefiel und alle so nett waren, beschlossen wir noch eine weitere Nacht zu bleiben. Zum Surfen waren die Wellen hier nicht hoch genug, aber wir hatten uns ein Boogieboard zugelegt und vertrieben uns die Zeit damit im Meer. Es war angenehm warm und wir fühlten uns wie an einem Privatstrand, niemand sonst war hier. Allerdings entdeckten wir im Sand ein paar blaue Quallen, die portugiesische Galeeren genannt werden und bei Berührung Verbrennungen erzeugen können. Eine Besonderheit dieser Quallen sind ihre sehr langen Nesselfäden, die bewirken können, dass man verbrannt wird, noch bevor man die Qualle überhaupt sieht. Auch nach dem Sonnenuntergang blieb es warm, hier waren jetzt auch abends noch 20 Grad.

15.-16.01.2020 Guaymas

Früh am Morgen ging es weiter zum Ort Guaymas, wo wir nun endlich unsere Autos anmelden wollten. Etwas außerhalb lag die entsprechende Behörde. Holger konnte unser Wohnmobil auch problemlos registrieren, er bekam eine sogenannte temporäre Einfuhrerlaubnis und einen Aufkleber auf die Windschutzscheibe. Diese muss bei der Ausfuhr aus dem Land wieder entfernt werden. Normalerweise bezahlt man eine Kaution von mehreren Hundert Dollar, die nach Entfernung des Stickers wieder erstattet wird. Allerdings brauchte Holger diese nicht zu bezahlen, was ja nicht schlecht ist, wir hoffen, dass trotzdem alles richtig geregelt ist.
Allerdings gab es schlechte Nachrichten für unsere amerikanischen Freunde. Ohne Touristenkarte konnten sie ihr Auto nicht anmelden und angeblich bekommt man die Karte nur an der Grenze. Wir wollten es noch nicht glauben und fuhren in den Ort Guaymas zur Einwanderungsbehörde, aber auch hier bekamen sie die gleiche Auskunft. Touristenkarte nur an der Grenze – und die lag mehr als 500 km entfernt. Niemand hatte uns bei der Einreise darauf angesprochen oder aufmerksam gemacht. Wir waren alle etwas niedergeschlagen und fuhren erst einmal zum nächsten Campingplatz um dort zu übernachten. Nachdem die erste Enttäuschung überwunden war, beschlossen Tiffany und Sean hier noch etwas zu bleiben und dann langsam wieder zurück zu fahren. Im Gegensatz zu uns, haben sie ja unbegrenzt Zeit und wir müssen uns inzwischen wieder beeilen und mehrere Tage durchfahren, um die Tausende von Kilometern zu schaffen, die in Mexiko noch vor uns liegen.
So mussten wir uns nun viel schneller verabschieden, als uns lieb war und beschlossen die gemeinsame Zeit in einem Restaurant am Strand ausklingen zu lassen. Leider war das Wetter nicht so berauschend und es wurde sehr windig. Aber das Essen war unheimlich lecker, mit viel frisch gefangenem Fisch und dazu natürlich Margheritas. Es war ein sehr netter letzter Abend und wir planten schon den Gegenbesuch in Deutschland, der für nächstes Jahr angedacht ist. Würde uns sehr freuen.
Am nächsten Morgen saßen wir noch mit einem Kaffee etwas zusammen, aber dann hieß es endgültig Abschied nehmen – ein sehr trauriger Moment. Ich hätte vor dieser Reise nicht gedacht, dass das Schwerste am Langzeitreisen, das ständige Abschied nehmen von Menschen und Gegenden sein würde. Daran kann ich mich nicht gewöhnen und es hängt mir immer sehr lange nach.

Holger kam noch auf die Superidee ein Kennzeichen des Staates Sonora als Souvenir mitzunehmen, weil ihm das so gut gefiel. Also fuhren wir zu mehreren Schrottplätzen und er suchte nach einem passenden Nummernschild. Zu guter Letzt wurde er wirklich fündig, aber es war eine ziemliche Herumfahrerei, denn sobald man die Hauptstraße verlässt, sind die Straßen nicht mehr befestigt, geschweige denn geteert. Als uns dann Google Maps auf dem Weg zu unserem geplanten Übernachtungsstopp auch noch über abenteuerliche Feldwege führte, schafften wir es gerade so noch mit dem letzten Tageslicht zum anvisierten Campingplatz. Dieser lag wunderschön und einsam direkt an einem langen Sandstrand, aber auch hier wehte ein starker Wind. Wir parkten direkt neben einem Wohnmobil aus Holland, einem europäischem Mobil waren wir jetzt schon länger nicht begegnet, sonst waren hier nur Kanadier und Amerikaner.

12.-14.01.2020 Bahia de Kino, Mexiko

Der Grenzübertritt verlief problemlos, niemand fragte uns nach den Pässen. Allerdings wollte ein Beamter unser Wohnmobil von innen sehen und erschrak sehr, als Hope auf einmal zu bellen anfing. Damit hatte er nicht gerechnet und verließ das Auto sofort wieder ohne Durchsuchung.
Es war Sonntag und scheinbar hatte keiner Lust zu arbeiten. Jedenfalls konnten wir unser Auto nicht anmelden und unsere Begleiter konnten ihre Touristenkarte nicht bekommen, die wir ja schon beim letzten Grenzübertritt gekauft hatten. Der Grenzbeamte verwies uns auf einen Checkpoint 20 Kilometer entfernt, wo wir alles erledigen könnten. Dieser lag allerdings gar nicht auf unserer Route, was wir hinterher feststellten.
Der erste mexikanische Bundesstaat nach der Grenze heißt Sonora und hier braucht man noch keine Touristenkarte und muss auch sein Auto noch nicht anmelden. Erst wenn man weiterreist, wird eine Registrierung notwendig. Allerdings wollten wir das gern erledigt haben.
Wir fuhren sehr lange durch die gleichnamige Sonorawüste mit vielen Kakteen bis zu unserem heutigen Übernachtungsziel in Puerto Peñasco, ein RV Park direkt am Meer. Eigentlich war es nur ein großer Kiesplatz ohne jegliches Grün, auf dem sich ein Wohnmobil neben das andere reihte. Amerikanische und kanadische Snowbirds, die hier ihren Winter verbringen. Ich vermisste die State Parks schon jetzt, aber dafür waren die Toiletten und Duschen sauber und auf westlichem Niveau, das findet man in Mexico nicht so oft. Es wehte ein kühler Wind  und beim Sonnenuntergang beschlossen wir, morgen gleich weiter zu fahren, um etwas mehr Wärme zu finden.
Ein vielversprechender Campingplatz bot sich bei IOverlander im Ort Bahia de Kino an, allerdings ca. 400 Kilometer entfernt. Da man nie weiß, wie sich die Straßen hier so entwickeln, fuhren wir früh los.
Einen Stopp legten wir bei einer Art Rathaus ein, mit dem Versuch hier die Autos anzumelden. Allerdings ohne Erfolg, wir wurden wieder weggeschickt. Auch beim nächsten Checkpoint unterwegs, bei dem man laut des Grenzbeamten das Auto registrieren kann, schickte man uns weiter in einen Ort ca. 500 Kilometer südlich. Ich bin gespannt, ob wir dort endlich erfolgreich sein werden.
Die Straßen bisher waren erheblich besser als auf der Baja California, auch die Küstenstraße nach Süden war zu Beginn breit und mit einem nagelneuen Belag versehen. Zwischendurch änderte sie sich dann aber urplötzlich in eine sehr schmale Straße ohne Seitenstreifen und mit vielen tiefen Schlaglöchern versehen, um die letzten Kilometer wieder ohne Probleme befahrbar zu sein.
Am frühen Nachmittag erreichten wir den anvisierten Campingplatz, auch hier war alles voll mit Langzeitcampern, viele wohnten sogar dauerhaft schon mehrere Jahre hier. Das Ambiente war etwas chaotisch, aber ganz nett unter Bäumen und Palmen, der angrenzende Sand- und Kieselstrand war kilometerlang, die Luft und das Wasser wärmer als noch weiter im Norden. Nur die Sanitäranlagen waren indiskutabel, aber man kann nicht alles haben;-)
Da es uns in Bahia de Kino mal abgesehen von den Duschen ganz gut gefiel, entschieden wir noch eine Nacht zu bleiben und verbrachten den Tag am Strand. Seit langem mal wieder pumpten wir mein Stand up Paddleboard auf und Holger und ich drehten abwechselnd in der ruhigen Meeresbucht ein paar Runden. Allerdings vermied ich es ins Wasser zu fallen, dafür war es mir doch zu kalt.
Sean probierte seinen neuen Neoprenanzug und seine neue Schnorchelausrüstung aus, die er sich extra für Mexiko noch gekauft hatte. Wir ließen den Abend mit einem netten Lagerfeuer ausklingen, das Holz dafür hatte uns ein netter mexikanischer Wohnmobilnachbar geschenkt.

07.-11.01.2020 Yuma, Arizona

Gegen Mittag erreichten wir Yuma in Arizona, hier waren wir schon einmal zu meinem Geburtstag hergefahren um Sonne zu suchen und auch zu finden. Yuma liegt nicht weit von der mexikanischen Grenze entfernt und ist die wärmste Stadt der USA im Winter. Und die sonnigste Stadt übers Jahr gerechnet. An 93 % aller möglichen Stunden scheint hier die Sonne und das bei einer niedrigen Luftfeuchtigkeit. Das macht die Stadt sehr attraktiv bei den Snowbirds und Rentnern aus dem hohen Norden und so reiht sich hier ein Bungalow- und/oder Wohnmobilpark an den nächsten. Auf einem von Ihnen verbrachten Sean und Tiffany gerade ihre Zeit und dorthin fuhren wir, nachdem wir unsere Vorräte aufgestockt hatten. Um auf diesem weitläufigen Wohnmobilstellplatz zu übernachten braucht man eine Art gekaufte Mietgliedschaft, die die beiden besaßen. Dafür durften wir als ihre Gäste für 10 Dollar die Nacht mit übernachten. Was ein super Preis war für einen RV Park mit Pool, Hot Tub und jeder Menge anderer Annehmlichkeiten.
Wir blieben ein paar Tage dort stehen und es war schön, einmal nicht weiter fahren zu müssen. Holger reparierte mit den gekauften Ersatzteilen das Wohnmobil und ich wusch die komplette Wäsche inklusiver aller Decken einmal durch. Hier gab es sogar gespannte Wäscheleinen auf denen man seine gewaschenen Sachen aufhängen konnte. Da es sehr warm war, aber dabei immer ein starker Wind wehte, waren die ersten Klamotten schon trocken, während ich die letzten noch aufhängte.
Ansonsten relaxten wir, badeten im Pool und saßen abends noch lange zusammen. Auf die Dauer wäre es uns hier sicher zu langweilig, aber für ein paar Tage war es ganz entspannend.
Der Campingplatz wird von sogenannten Volonteers, Freiwilligen unterhalten, wer sich bereit erklärt ein paar Stunden pro Woche zu arbeiten, darf günstiger oder kostenlos hier stehen. So sind vom Empfang bis zur Toilettenreinigung nur Mitglieder engagiert und ständig gibt es Freizeitangebote zum Mitmachen, vom Pokern bis zum Bingo- oder Bocciaspielen, vielleicht wäre das in 20 Jahren für uns auch attraktiv, so ungefähr schätze ich das Durchschnittsalter der Camper hier ein. Da die Leute hier für Monate am Stück herkommen, sieht man riesige Wohnmobile und Wohnanhänger auf dem Platz stehen. Einer größer als der andere. Einige Mobile haben noch einen Anhänger, indem weitere Fahrzeuge (PKW und/oder Golfcart, Quad, usw.) transportiert werden.
Am letzten Abend in Yuma genossen wir noch einmal das leckere Seafood- und Barbeque Buffet in einem der Casinos. Dort hatten wir schon an meinem Geburtstag gegessen und auch an diesem Abend waren wir von der riesigen Auswahl begeistert. Am nächsten Morgen schwammen wir ein letztes Mal im Pool und fuhren dann in die Stadt, um noch einige Sachen einzukaufen, die es in Mexiko nicht gibt. Frische Lebensmittel brauchten wir gar nicht einkaufen, da diese wie immer nicht über die Grenze gebracht werden dürfen. Sean versuchte eine Telefonkarte für Mexico zu bekommen, sie hatten ja spontan beschlossen uns eine Weile durch das Land zu begleiten. Es ist vielleicht auch sicherer mit zwei Autos unterwegs zu sein. Die Nacht verbrachten wir nicht weit von der Grenze entfernt auf BLM Land, damit wir am Morgen ohne große Zeitverzögerung hinüber fahren konnten.
Während ich beim Sonnenuntergang mit Hope durch die Wüste spazierte, verabschiedete ich mich innerlich von den Vereinigten Staaten, in denen wir uns, trotz anfänglicher Skepsis sehr wohl gefühlt haben. Zumindest in den westlichen Bundesstaaten, durch die wir gekommen sind. Wer weiß wann und ob überhaupt, wir hier noch einmal herkommen werden. Am meisten vermissen werde ich die zahlreichen, fast immer wunderschön angelegten State Parks, in denen wir übernachtet haben.

04.-06.01.2020 Southern California II

Wir warteten noch bis Carolin durch den Zoll war und fuhren dann mit dem Shuttle wieder zurück zum Parkplatz etwas außerhalb, auf dem größere und höhere Autos parken können. Dann ging es schnell nach Süden, um den größten Stau zu vermeiden. Aber heute am Samstag war der Verkehr endlich mal erträglicher. Wir rechneten uns eine gute Chance auf einen Übernachtungsplatz weiter im Inland aus, hier waren wir schon beim ersten Mal auf dem Weg nach San Diego untergekommen, aber ein „Campground full“ Schild empfing uns schon am Eingang. Inzwischen war es dunkel, so fuhren wir kurzerhand wieder ans Meer zurück, nach Carlsbad. Wir hatten vor zwei Tagen Glück hier und so war es auch dieses Mal. Wir setzten uns noch eine Weile ans Meer und trauerten etwas der schönen Zeit hinterher. Der Mond spiegelte sich in den Wellen, es glitzerte wie Gold im Wasser und sah wunderschön aus.
Der nächste Morgen begann wieder mit strahlendem Sonnenschein, Holger packte gleich sein Board und versuchte sich mit surfen in den Wellen. Ich sah ihm von oberhalb der Steilküste zu, Hunde durften natürlich nicht an den Strand, und schoß ein paar Fotos. Die Delfine, die wir schon vor ein paar Tagen hier gesehen hatten, waren auch wieder da, gar nicht weit weg von den Surfern und manchmal sah es so aus, als ob die Tiere auch in den Wellen surfen würden.
Es gefiel uns so gut hier und für morgen waren 24 Grad ohne Wolken angesagt, so beschlossen wir noch eine Nacht an der Küste zu bleiben. Inzwischen war Montag und der Urlaub für die meisten Menschen beendet, so sollten wir überall wieder freie Plätze vorfinden. Deshalb fuhren wir weiter südlich auf den St. Elijo State Park, der als einer der beliebtesten Parks gilt und es waren sehr viele Stellen frei. Dieser Park grenzt direkt an einen breiten Sandstrand, auf dem endlich mal Hunde erlaubt sind und so konnten wir mit Hope eine große Runde am Meer entlang spazieren. Den nächsten Tag genossen wir unsere letzten Stunden in Californien am Strand und verließen ihn bevor die Sonne unterging in Richtung Arizona. Es fiel mir wie immer sehr schwer mich zu verabschieden, aber man soll ja gehen wenn es am schönsten ist. Eigentlich hätte ich nichts dagegen den Winter pendelnd zwischen Californien und Arizona zu verbringen, aber dann würde ich den Rest von Mexico und Costa Rica nicht sehen und wahrscheinlich wird es uns dort auch sehr gut gefallen.
Wir fuhren an diesem Abend nicht sehr weit und stoppten in den Bergen seit langem einmal wieder an einem Casino. Hier war es ungemütlich, ein kalter Wind wehte über den Parkplatz und ich wäre am liebsten umgedreht, aber Sean und Tiffany warteten schon auf uns in Arizona.


02.-03.01.2020 Southern California

Wir hätten die Nacht gern auf dem San Elijo State Park verbracht, der einer der schönsten an der Küste sein soll, aber er war komplett ausgebucht. Viele Amerikaner hatten sich mit dem Feiertag und dem kommenden Wochenende eine Woche Urlaub genommen und so waren wir froh, etwas nördlicher auf dem Statepark in dem Ort Carlsbad noch einen Stellplatz zu ergattern. Am nächsten Morgen nutzten die beiden noch einmal den Strand zu Surfen, aber hier waren die Wellen nicht so geeignet. Während wir danach im Wohnmobil frühstückten, sahen wir draußen eine Herde Delfine nicht weit weg vom Ufer jagen.
Um möglichst dicht an Los Angeles zu sein, von wo aus Carolin am 4.1. wieder nach Hause fliegen wollt, versuchten wir uns am Nachmittag an einem Campingplatz weiter nördlich. Aber das war gar nicht so einfach. Der dicht an LA liegende State Park „Crystal Cove“ war ausgebucht, also mussten wir wieder zurück nach Süden fahren. Im Ort „San Clemente“ war auch im gleichnamigen Park alles vergeben, aber man bot uns eine Chance auf einen der 7 Behindertenplätze an, die aber erst ab 17:00 Uhr vergeben werden. Die State Parks müssen immer einige ausgewiesene Plätze für Personen mit  Handicap freihalten. Werden sie am Abend nicht benötigt, können sie diese weiter vermieten. Es war inzwischen 16:30 Uhr und unwahrscheinlich, dass noch 7 Personen mit Handicap in 30 Minuten anreisen würden, aber da gibt es keine Ausnahmen. Immerhin durften wir ausnahmsweise auf ihrem Parkplatz warten, was sonst auch nicht möglich ist. Während des wunderschönen Sonnenuntergangs warteten wir also bis Punkt 17 Uhr, aber dann bekamen wir einen netten Platz. So konnten wir an Carolins letzten Abend noch Hamburger auf dem Lagerfeuer braten, wie sie es sich gewünscht hatte. Wir saßen noch lange draußen am Feuer und hörten nebenan das Meer rauschen.
Den nächsten Morgen gab es Pfannkuchen zum Abschied und dann fuhren wir Richtung Flughafen. Da ihr Flug erst am Abend geplant war, hatten wir noch genug Zeit zur Verfügung und fuhren noch einmal zum Dockweiler Strand, der direkt neben dem Flughafen liegt. Es war Samstag und einiges los, obwohl direkt über dem Strand ständig Flugzeuge lautstark hinweg donnern. Ein paar Surfer waren im Wasser und so beschlossen Holger und Carolin es in der verbliebenen Stunde auch noch mal zu versuchen. Dann gab es noch Mittagessen und wir fuhren zum Flughafen.
Wir hatten die letzten zwei Wochen sehr besondere Festtage und eine schöne Zeit miteinander und waren dementsprechend traurig beim Abschied. Carolin hatte auch gar keine Lust, die warme kalifornische Sonne gegen den Hamburger Regen einzutauschen, aber in nicht mal zwei Monaten wollen Carolin und Jannik uns schon wieder in Costa Rica besuchen kommen. Jetzt müssen wir und das Auto dort unten nur noch heil ankommen.

31.12.2019 – 01.01.2020 San Diego

Den nächsten Tag ging es dann also zur Grenze. Wir hatten mal wieder versucht alle frischen Lebensmittel wegzuessen, um kein Risiko einzugehen. Es war nicht viel los und nach einer kurzen Kontrolle der Pässe konnten wir wieder problemlos einreisen.
Wir freuten uns, wieder in den USA und besonders in San Diego zu sein. Zunächst fuhren wir zum Ocean Beach, ein beliebter Surfstrand mit einem Teilabschnitt als Hundestrand. So hatten wir alle was davon. Carolin und Holger versuchten ihr Glück mit dem neuen Surfbrett und ich konnte mit Hope am Strand spazieren gehen. An den meisten Stränden in den USA sind, wie auch in Deutschland, Hunde nicht erlaubt.
Danach fuhren wir zu unserem gebuchten Platz am Silver State Beach Park, wo wir schon einmal übernachtet hatten. Glücklicherweise hatten wir vor ein paar Tagen so ziemlich den letzten Platz an Silvester hier buchen können. Alles andere war restlos ausgebucht.
Auf dem Campingplatz herrschte eine angenehme Stimmung, viele Wohnwagen waren hübsch beleuchtet und geschmückt. Es brannten überall Feuer in Feuerschalen und die Leute saßen draußen. Eine nette Art Silvester zu verbringen. Bei uns gab es traditionell Lasagne zum Abendessen und kurz vor Mitternacht gingen wir an den Strand. Man sah das Feuerwerk in Tijuana hinter der Grenze und jenes in Downtown San Diego, allerdings waren beide sehr weit weg. Ich glaube, bei den Amerikanern ist das nicht so verbreitet wie bei uns. Dort wird eher am 4. Juli zum Unabhängigkeitstag ein Feuerwerk gezündet. Der Hund hatte jedenfalls das entspannteste Silvester seines Lebens.
Am Neujahrstag verlängerten wir unseren Aufenthalt noch einmal und Carolin und ich verbrachten den Nachmittag im Zoo von San Diego. Er gilt als einer der schönsten Zoos der USA und es gefiel uns sehr gut. Das Wetter war angenehm warm und so spazierten wir den ganzen Nachmittag über die weitläufige Anlage. Am Abend wurde noch alles sehr schön beleuchtet.
Holger besuchte währenddessen mit Hope noch einmal den Hundestrand und schaute in einem angrenzenden Surfladen nach einem gebrauchten Surfbrett für sich. Durch Carolin hatte er auch Lust aufs Surfen bekommen und wurde auch fündig. So können die beiden jetzt zusammen surfen gehen.
Was sie am nächsten Morgen auch gleich taten. Der Campingplatz liegt direkt am breiten Sandstrand und die Wellen waren genau richtig zum Üben.
Am Mittag verließen wir den Platz und schauten in Richtung Norden noch bei einer Mercedes Niederlassung vorbei. Holger hatte hier vor unserem Mexikoabstecher ein Ersatzteil bestellt, da ja immer noch ein Problem, vermutlich am Keilriemen, besteht.

28.-30.12.2019 Ensenada

Wir hatten beschlossen wieder in die USA zurück zu fahren, um Silvester in San Diego zu verbringen. Carolin wollte gern surfen, aber wir fanden hier keinen Verleih, der zu dieser Zeit noch geöffnet war. Einen gebrauchten Surfanzug hatten wir inzwischen gefunden, aber leider kein Surfbrett. Also fuhren wir wieder Richtung USA, dieses Mal am Pazifik entlang. Da wir erst spät losgefahren und noch einkaufen waren, kamen wir an diesem Tag nicht sehr weit und übernachteten in dem Ort Santa Rosaliita, am Meer oberhalb einer Steilküste. Dort stehen viele Surfer mit ihren Wohnmobilen in der Nähe eines neu gebauten Hafens. Dieser war einmal geplant, um Boote der Amerikaner über Land zu transportieren und auf der anderen Seite im Golf von Californien wieder zu Wasser zu lassen. Allerdings wurde das Projekt fallen gelassen, als eine neue Regierung ans Ruder kam und so sind die Hafengebäude samt Kran und 14 km perfekter neuer Straße übrig geblieben. Die Surfer freut es.
Wir sahen noch einen netten Sonnenuntergang über dem Meer, allerdings pfiff ein heftiger Wind. Ich versuchte noch eine Hunderunde mit Hope, aber sie war gerade läufig und zog damit alle streunenden Hunde der Gegend an. Und davon gibt es in Mexiko jede Menge. Wir erwehrten uns so gut es ging mit einer Wasserladung aus einer Spritze.
Am nächsten Morgen standen wir sehr früh auf, da wir heute eine lange Strecke – bis Ensenada schaffen wollten. Das Fahren war wie immer anstrengend, in den Städten mit vielen Schlaglöchern – auf freier Fläche mit schmalen Straßen ohne Ausweichmöglichkeit. Zwischendurch öfter Militärkontrollen, durch die wir glücklicherweise nach ein paar Fragen und Kofferraum öffnen passieren konnten. Hoffentlich ist das nicht in ganz Mexiko so, denn wir haben noch mindestens 4000 Kilometer in diesem Land vor uns.
Es war schon dunkel als wir endlich in Ensenada ankamen und es wurde uns ganz klar, dass wir es unbedingt vermeiden müssen, nach der Dämmerung noch zu fahren. Viel zu gefährlich bei den Straßenverhältnissen. Wir übernachteten in demselben Campingplatz wie schon auf der Hinfahrt. Als ich noch mit dem Hund am Strand spazieren ging, entdeckte ich die heißen Quellen im Sand, von denen wir schon gelesen hatten. Wenn sich das Wasser bei Ebbe zurück zieht, kann man an verschiedenen Stellen den Sand dampfen sehen. Wenn man dort ein Loch gräbt, kann man darin liegend das gesammelte warme Wasser genießen. Leider konnte ich aber meine Mitbewohner nicht überreden, mit mir und einer Schaufel dort noch mal hinzugehen. Wir waren alle sehr kaputt von der langen Fahrt.
Den nächsten Tag wollten wir es noch einmal mit einem Surfbrettkauf versuchen, lt. Internet gab es einige Surfshops in der Stadt. Und dieses Mal wurden wir wirklich fündig. Der Laden entpuppte sich zwar als Wohnwagen mit improvisierter Werkstatt, in der ein Mexikaner Surfbretter baut, aber er hatte einige reparierte Bretter zum Verkauf und ein Exemplar erschien uns ganz passend. Da wir nicht wissen, ob wir das Brett bis Panama mitnehmen und dann auch nach Deutschland verschiffen können und ob Carolin in Europa auch surfen wird, ist ein gebrauchtes Surfboard sicher erst mal die bessere Wahl. Jetzt hatten wir also endlich ein Brett und Anzug, jetzt fehlte nur noch der passende Strand.
Neben dem Surfshop befand sich ein Restaurant das mexikanisches Frühstück anbot, das haben wir zur Feier unseres glücklichen Kaufs gleich mal ausprobiert. Mit der Karte in Spanisch waren wir etwas überfordert, aber der nette Besitzer empfahl uns eine beliebte Frühstückskombination. So bekamen wir Rührei mit Gehacktem, Kartoffelpuffer, Nachos mit Käse und einer undefinierbare Soße, die Molo genannt wird. Bis auf die Soße war alles sehr lecker, aber danach waren wir satt für den Tag. Kein Wunder das die meisten Mexikaner auch eher übergewichtig sind, bei der Ernährung.
Gut gesättigt bummelten wir noch über den Malecon, der Strandpromenade von Ensenda und kauften zwei mexikanische Hüte und andere Souvenirs. Hier sah es schon viel netter aus als in den anderen Stadtteilen und die Straßen waren in einem guten Zustand.
Dann ging es weiter Richtung US-Grenze durch die Berge. Hier gibt es einige Weingüter mit großen Anbaugebieten rings herum, die Weinproben anbieten. Mit dem Wohnmobil kann man nach dem Tasting dort kostenlos übernachten. Das war auch unser Plan, um dann am nächsten Morgen, hoffentlich ohne langen Stau über die Grenze zu fahren.
Der Parkplatz des Weingutes lag direkt zwischen Rebstöcken und Palmen, das alte Anwesen war sehr gepflegt und hübsch angelegt. Gegründet wurde es vor 90 Jahren von italienischen Auswanderen.
Es war sehr viel los, viele Besuchergruppen, die wahrscheinlich einen Tag vor Silvester schon Urlaub hatten. Bei der Weinprobe bekamen wir zwei Weiß- und zwei Rotweine zum Probieren und die schmeckten uns wirklich gut. Der Angestellte erzählte uns, dass die Californier sehr überheblich auf die mexikanischen Weine schauen und der Wein dort auch nicht verkauft werden darf. Wir waren jedenfalls ganz angetan und nahmen zwei Flaschen mit.
Es gab kein weiteres Wohnmobil auf dem Platz und so schliefen wir sehr ruhig, bewacht von der Security.