Früh am Dienstag verließen wir „unseren“ Strand und fuhren Richtung Hauptstadt. Die Straße verlief einige Zeit am Meer entlang und führte durch kleinere Touristenorte. Es war trostlos zu sehen, wie leer alles war. Auf dem Hinweg waren die Restaurants und die Strände belegt, man hörte überall Musik und Stimmengewirr und jetzt war alles wie ausgestorben. Die Restaurants geschlossen, die Strände gesperrt. Die Einwohner taten uns schon sehr leid, Costa Rica lebt hauptsächlich vom Tourismus und niemand kann abschätzen wann dieser jemals wieder in Schwung kommt.
Nach ca. zwei Stunden erreichten wir San Jose und schauten uns als Erstes verschiedene offizielle Unterstellmöglichkeiten für das Wohnmobil an. Es sollte möglichst sicher und in der Nähe des Flughafens sein. Wir fanden auch einen passenden Platz und fuhren gleich noch zum Zoll, klärten alle nötigen Dokumente, um morgen keine Zeit zu verlieren. Ein Auto darf nur für drei Monate nach Costa Rica eingeführt werden, dann muss es für mindestens drei Monate ausreisen oder importiert werden. Damit wir diese Zeit nicht überschreiten, kann das Wohnmobil in eine offiziell vom Staat genehmigte Aufbewahrung gestellt werden. Mit einer Bestätigung dieser Unterbringung geht man zum Zoll und dieser hält die Zeit sozusagen an. Erst wenn das Auto wieder abgeholt wird, läuft die Zeit weiter. Allerdings kostet diese Unterbringung eine Gebühr, dafür soll es aber Tag und Nacht bewacht sein.
Dann fuhren wir zum Walmart und kauften uns erst mal einen Koffer, da wir ja eigentlich geplant hatten, alle Sachen im Wohnmobil nach Haus zu verschiffen, besaßen wir nur Rucksäcke.
Danach fuhren wir zum gewohnten Campingplatz, auf dem wir schon bei Hin- und Rückflug von Carolin und Jannik übernachtet hatten. Die Besitzerin ließ uns aber nur hier übernachten, weil sie uns kannte. Neue Campinggäste nimmt sie aus Angst vor Ansteckung inzwischen nicht mehr auf.
Ein alter Bekannter, der Spanier war auch immer noch hier. Er hatte es bisher nicht geschafft, seinen Campervan zu verkaufen und jetzt saß er fest. Seine Frau ist Argentinierin und dorthin wollte er jetzt hin. Da er eine Aufenthaltsgenehmigung für Argentinien besitzt, hat die zuständige Botschaft ihn auch auf die Liste für einen Rückholflug gesetzt. Sein Wohnmobil wird zurzeit natürlich niemand mehr kaufen und so muss er es, genau wie wir, bei einer offiziellen Aufbewahrung unterstellen. Ansonsten war dort noch ein junges Paar aus Brasilien gestrandet, die eigentlich nur für zwei Wochen Urlaub nach Costa Rica gekommen waren. Sie taten uns sehr leid, da die brasilianische Regierung keine Rückholflüge organisiert. So wissen die Beiden überhaupt nicht, wann sie jemals wieder nach Hause können.
Am Abend packten wir unsere Koffer, was uns schwer fiel. Da wir auf keinen Fall unsere Souvenirs zurück lassen wollten, die wir als Erinnerung aus allen durchfahrenen Ländern gesammelt hatten, landeten am Ende nur wenige Kleidungsstücke im Koffer. Aber das lässt sich in Deutschland wieder ersetzen. Inzwischen wurde unser Abflug auf 20:00 Uhr verschoben, was uns ganz recht war. So konnten wir am nächsten Tag in Ruhe alles ausräumen und säubern. Die Brasilianer freuten sich über diverse Lebensmittel, die wir ihnen überließen. Am Nachmittag fuhren wir zum Flughafen, wo Holger Hope und mich mit dem ganzen Gepäck absetzte. Der Flughafeneingang war abgesperrt und nur Fluggäste des Lufthansafluges am Abend wurden eingelassen. Einen weiteren Flug gab es nicht und die Halle war schon gut gefüllt mit Deutschen, die auf ihren Rückflug warteten. Wahrscheinlich hatten alle Angst ihre letzte Chance auf eine Heimkehr zu verpassen.
Während ich in einer leeren Ecke wartete, brachte Holger das Wohnmobil zum Aufbewahrungsplatz, fuhr dann mit einem Taxi zum Zoll und war zu meiner Erleichterung rechtzeitig zum Einchecken wieder zurück.
Als der Check In begann, hatte sich sehr schnell eine lange Schlange gebildet, die durch die ganze Abflughalle reichte, da jeder versuchte mehr Abstand zu seinem Vordermann zu halten als sonst. Weil wir unseren Hund nicht so früh abgeben wollten, um die eingesperrte Zeit so kurz wie möglich zu halten, warteten wir bis ein großer Teil der Fluggäste bereits eingecheckt war. Was keine gute Idee war, wie sich später heraus stellte. Während wir langsam in der Schlange vorwärts kamen, gesellte sich die deutsche Botschafterin zu uns. Natürlich hatte sie schon von unserem Hund gehört und da sie selber Hundebesitzerin ist, unterhielten wir uns über die Mitnahme und das Fliegen für Hunde auf Reisen. Als wir endlich an der Reihe waren, verlangte der Mitarbeiter ein aktuelles Gesundheitszeugnis aus Costa Rica für Hope. Wir hatten uns schon vor der Reise genau erkundigt welche Einreisepapiere wir für Europa brauchten und hatten alles vorliegen. Allerdings bestand der Mitarbeiter auf eine Bescheinigung eines Tierarztes aus Costa Rica. Das war uns nicht bewusst und ich sah schon das Flugzeug ohne uns abfliegen. Die Botschafterin bemerkte unsere Probleme und rief kurzerhand eine bekannte Tierärztin an, die auch gleich versprach zum Flughafen zu kommen. Inzwischen war es schon ca. 30 Minuten vor dem Boarding und alle anderen Passagiere waren bereits abgefertigt. So standen wir allein mit dem Lufthansapersonal und den Botschaftsmitarbeitern in der großen Halle und warteten gespannt auf die Ankunft der Tierärztin. Kurz vor Schluss erschien sie dann auch und füllte in aller Schnelle eine Bescheinigung aus. Da sie gar kein Geld von uns wollte, spendeten wir noch etwas für ein Tierhilfsprojekt und checkten als letzte mit den Piloten und Stewardessen ein. Hope ging in ihrer Kiste auf Reisen und wir liefen schnellen Schrittes durch die Zollkontrolle und erreichten kurz vorm Boarding das Flugzeug. Was für eine Aufregung! Wir hatten erfahren, dass in ein paar Tagen der absolut letzte Rückholflug aus Costa Rica abfliegen würde. Wahrscheinlich hätten sie uns, wenn es heute nicht geklappt hätte, dort noch mitgenommen, aber was wäre das wieder für ein Umstand geworden.
Wir waren nervlich ziemlich erledigt, aber unsere Laune besserte sich sofort, als wir bemerkten, dass sich unsere Sitzplätze in der Business Class befanden. Die Botschaft wird uns im Anschluss eine Rechnung schicken, wir mussten unterschreiben, dass wir für die Kosten aufkommen werden. Wie viel das sein wird, wurde uns allerdings nicht mitgeteilt, aber der Preis ist für alle Plätze gleich. So freuten wir uns über bequeme Liegeflächen, in denen wir sehr gut schlafen konnten.
Nach 11,5 Stunden landeten wir mittags deutscher Zeit in Frankfurt, dessen sonst so hektischer Flughafen wie ausgestorben wirkte. Es war auch niemand auf unsere Ankunft vorbereitet. So dauerte es lange bis überhaupt eine Gangway zum Aussteigen bereit gestellt wurde und dann noch einmal bis überhaupt jemand für die Passkontrolle zur Verfügung stand.
Aber das war uns egal, wir hatten gut geschlafen und viel Zeit. Mit einem Mietwagen fuhren wir nach 10 Monaten Abwesenheit nach Haus!
Fazit: Einfach machen!
Wir hatten eine tolle Reise mit vielen wunderbaren Erlebnissen und Eindrücken. Die interessanten Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen, die vielen eindrucksvollen Tiere und die grandiosen vielfältigen Landschaften haben unser Leben enorm bereichert. Diese intensive, fast einjährige Reise hat uns Eindrücke und Erkenntnisse gebracht, die wir mit normalen Urlauben in zehn Jahren nicht hätten erleben können. All das kann man in Geld nicht aufwiegen. Und wir haben es so weit bis fast zum Ende geschafft. Wir können einfach nur dankbar sein, dass wir unversehrt ohne große Probleme die Strecke bewältigt haben.
Unsere Hoffnung besteht darin, dass wir die Reise irgendwann abschließen und Panama besuchen können. Und unser Wohnmobil abholen.