29.-30.03.2020 Gute Nachrichten

Am Sonntag kam der Anruf der deutschen Botschaft. Als ich den Satz hörte: „Ich habe eine gute Nachricht, wir haben einen Platz im Flugzeug nach Frankfurt für sie“, da hatte ich schon Tränen in den Augen. Auch wenn wir immer gesagt haben, wir kommen auch klar wenn wir hier bleiben müssen, war es doch ein sehr gutes Gefühl nach Hause zu dürfen. Besonders da nicht abzusehen ist, wann jemals wieder eine direkte Verbindung nach Europa entstehen wird.
Allerdings wurde die Freude gleich wieder getrübt, als die Mitarbeiterin auf den Hund angesprochen meinte, der könne nicht mit. Natürlich würden wir Hope niemals allein lassen und sie versprach bei der Airline noch mal nachzufragen. Während wir gespannt auf den erlösenden Rückruf warteten, kam ein deutsches Ehepaar vorbei, das unser Auto gesehen hatte. Sie waren die letzten Monate vom der Südspitze Südamerikas nach Norden gefahren und jetzt auch in Costa Rica gestrandet. Beide sind schon Rentner und wollen die Strecke, die wir nach Süden gefahren sind, also durch Kanada, USA und Mittelamerika in anderer Richtung auch noch befahren. Sie haben sich für die Reise ein nagelneues Wohnmobil gekauft und möchten es jetzt nicht hier zurück lassen. Daher haben sie sich nicht für einen Rückholflug eingetragen und versuchen die Wartezeit hier in Costa Rica aussitzen. Ihr Übernachtungsplatz befindet sich hinter dem hohen Stacheldrahtzaun des Schweizers, weil sie sich dort sicherer fühlen. Aber ein mulmiges Gefühl in Hinblick auf die ungewisse Zukunft bleibt doch.
Während wir noch dasaßen und uns unterhielten kam der Rückruf der Botschaft mit der freudigen Nachricht, dass der Hund doch mit darf. Wie schön! Der Rückflug war für den nächsten Mittwoch, um 17:00 Uhr geplant. Das war ganz gut, da uns so noch etwas Zeit blieb, den Unterstellplatz für das Wohnmobil zu organisieren. So mussten wir auch nicht überstürzt abreisen und konnten uns in Ruhe von unserem Paradies verabschieden. Einziger Wehrmutstropfen war, dass wir nur ein Gepäckstück mitnehmen konnten, die Entscheidung, was wir aus unserem vollgepackten Wohnmobil mitnehmen wollten, fiel uns sehr schwer. Zumal wir nicht wissen, ob und wann wir es jemals wieder sehen werden.
So hatten wir noch zwei Nächte am Strand, bis wir am Dienstag früh nach San Jose aufbrechen wollten. Auch wenn wir einige Zeit mit Aufräumen und Aussortieren verbrachten, genossen wir zwischendurch noch einmal intensiv das Meer und die letzten Sonnenuntergänge. Carolin hatte mir heute Morgen ein Foto von ihrem verschneiten Balkon in Hamburg geschickt. Das würde schon eine gewaltige Umstellung werden.
Am letzten Tag erhöhte Holger noch einmal die Spannung, als er beim Surfen einen heftigen Schmerz im Fuß verspürte. Er war beim Abspringen vom Surfbrett auf etwas drauf getreten und sein großer Zeh schwoll sehr schnell an. Ich informierte Esteban, der Gott sei Dank zuhause war und er meinte, das könnte ein Stachelrochen gewesen sein. Er bot sich an, mit Holger auf seinem Motorrad ins nahe gelegene Krankenhaus zu fahren. Vorher wollte er aber noch schnell duschen, so warteten wir ungeduldig während Holger sich vor Schmerzen krümmte. Endlich fuhren die beiden in sehr hohem Tempo ab und Holger überlegte während der rasanten Fahrt, ob er jetzt am Rochenstich oder bei einem Motoradunfall sterben würde. Allein zurück gelassen, gingen mir auch so einige Gedanken durch den Kopf – müsste er jetzt im Krankenhaus bleiben, würde ich ihn dort besuchen dürfen, was wenn wir den Flug nach Haus nicht antreten können – und so weiter. Etwas beruhigter war ich, als ich durch eine Google Recherche erfuhr, dass nur Stiche in den Bauch- oder Brustraum lebensgefährlich sind. Verletzungen am Fuß sind sehr schmerzhaft, haben aber keine weiteren schlimmen Folgen. Nach einiger Zeit tauchten die Beiden auch wieder auf, Holger hatte zwei Schmerzspritzen bekommen und nach einem empfohlenen Fußbad in heißem Salzwasser, ging es ihm auch bald wieder besser. Surfen wollte er allerdings bis zu unserer Abreise nicht mehr und ich ging bei meinem abendlichen Schwimmen bei Sonnenuntergang auch mit gemischteren Gefühlen ins Wasser. An diesem letzten Abend saßen wir noch sehr lange draußen und verabschiedeten uns vom immerwährenden Meeresrauschen und von der großen Fülle an Wärme, beides werden wir sehr vermissen.

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