Leider hielten wir uns nicht lange an dem schönen Sandstrand auf, schon am frühen Morgen brachen wir auf und planten, den ganzen Tag zu fahren, um ein großes Stück Richtung Süden zu schaffen. Nach einigen Kilometern erreichten wir die Grenze in den Staat Sinaloa, der als gefährlich gilt. Er wird von Drogenkartellen beherrscht, die sich untereinander und mit dem Militär bekriegen. Solange man nicht dazwischen gerät soll alles okay sein, aber wir wollten trotzdem möglichst schnell durchfahren. Das Ziel für heute war ein RV Campingplatz in der Nähe der Stadt Mazatlan. Um schnell voran zu kommen, versuchten wir, nur die Mautstraße zu benutzten und mussten auch ständig an irgendwelchen Mautstellen bezahlen. Die „Autobahn“ fing dann auch immer sehr schön zweispurig ausgebaut an. Aber sobald wir einen Ort erreichten, wurde die Straße erheblich schlechter und führte direkt durch den Ort hindurch. Sogenannte Topes, große Schwellen aus Asphalt in der Straße als Hindernisse eingelassen, zwingen die Autofahrer dazu extrem langsam zu fahren. Manchmal sind diese Topes ohne erkennbaren Grund auch außerhalb von Orten vorhanden. So einen hatte Holger heute übersehen und beim zu schnellen Überfahren löste sich unsere Wohnzimmerlampe und sprang in tausend Teile auf den Fussboden.
Direkt neben diesen unfreiwilligen Stopps versuchen Straßenhändler alles Mögliche zu verkaufen oder die Windschutzscheibe zu reinigen. Ständig mussten wir die Leute abwimmeln, aber es gab auch Bettler, die einfach vor das Auto sprangen, um uns zum Anhalten zu zwingen. Alles sehr abenteuerlich. Immer wieder gab es Check Points, manchmal vom Militär, manchmal um frische Früchte und Gemüse zu kontrollieren. Wir hatten bisher aber Glück und wurden immer ohne Inspektion durch gewunken. Am merkwürdigsten waren Mautstellen, die von den ansässigen Bauern übernommen und nun betrieben wurden. Diese ließen uns erst fahren, nachdem wir ihnen kleinere Beträge gegeben hatten. Angeblich wurde ihnen ihr Land weggenommen, um diese Autobahn zu bauen, aber eine Entschädigung haben sie dafür nicht bekommen. Daher versuchen sie nun, auf diese Methode ein Einkommen zu erzielen. Wir sahen öfter Polizeiwagen vor oder hinter den Mautstellen stehen, das Kassieren wird also offiziell geduldet. So wussten wir vor einem Checkpoint nie was uns erwartet und waren froh, am Nachmittag endlich sicher am Campingplatz „Villa Celeste“ anzukommen. Das Eingangstor wurde uns von einem Camper, einem Frankokanadier geöffnet, der uns freudig begrüßte. Es war ein sehr familiärer Platz, mit vielleicht 10 Stellplätzten, von denen nicht alle belegt waren. Außer den Wohnmobilplätzen gab es ein paar kleine Appartments auf dem Grundstück, die vom Besitzer Noe vermietet werden. Der ganze Platz ist mit vielen Sitzecken, Palmen und Blumen liebevoll angelegt und über den Garten erreicht man den breiten Sandstrand. Da wir vom langen Fahren in der Hitze total verschwitzt waren, gingen wir gleich zum Meer und das Wasser war zum ersten Mal auch ohne Neopren angenehm warm und es machte Spaß sich in die Wellen zu schmeißen. Am Abend plauderten wir noch etwas mit den Frankokanadiern aus Quebec, die mit ihrem kleinen Sohn ein Jahr unterwegs sind.
Da es uns hier so gut gefiel und alle so nett waren, beschlossen wir noch eine weitere Nacht zu bleiben. Zum Surfen waren die Wellen hier nicht hoch genug, aber wir hatten uns ein Boogieboard zugelegt und vertrieben uns die Zeit damit im Meer. Es war angenehm warm und wir fühlten uns wie an einem Privatstrand, niemand sonst war hier. Allerdings entdeckten wir im Sand ein paar blaue Quallen, die portugiesische Galeeren genannt werden und bei Berührung Verbrennungen erzeugen können. Eine Besonderheit dieser Quallen sind ihre sehr langen Nesselfäden, die bewirken können, dass man verbrannt wird, noch bevor man die Qualle überhaupt sieht. Auch nach dem Sonnenuntergang blieb es warm, hier waren jetzt auch abends noch 20 Grad.