12.-13.02.2020 Tapachula

Frühmorgens brachen wir auf. Wir hatten laut Handy eine Strecke von 10 Stunden bis zum Grenzort Tapachula vor uns. Das bedeutete für uns mind. 12 Stunden, da wir viel langsamer über die unzähligen Hindernisse fahren müssen. Das war natürlich nicht an einem Tag zu schaffen, so planten wir einen Zwischenstopp an den Lagos de Colon ein, eine kleine Seen- und Flusslandschaft in einem Erholungspark. Sehr beliebt am Wochenende, aber mitten in der Woche waren wir mal wieder die einzigen Camper. Wir nahmen nach der endlosen Fahrt noch ein Bad im erfrischenden Wasser, bevor wir uns schlafen legten. Sehr gern hätte ich hier noch eine weitere, ruhige Nacht verbracht, aber wir wollten morgen über die Grenze nach Guatemala fahren. So rafften wir uns nach einem morgendlichen Bad auf und fuhren die letzten Kilometer durch die Berge. Diese Strecke, sehr dicht an der guatemaltekischen Grenze entlang, war noch kurviger und dauerte noch länger, wir hätten nicht gedacht, dass das möglich wäre. Ursprünglich war einmal geplant, die Grenze direkt in den Bergen zu überqueren, aber von anderen Overlandern wurde uns davon abgeraten. In Guatemala sollen die Straßen noch schmaler und extrem steil sein, ohne Ausweichmöglichkeiten bei Gefahr. Da wir unserem armen Wohnmobil wirklich schon genug zugemutet haben, beschlossen wir, den Grenzübergang weiter an der Küste zu nehmen und mussten dafür die Strecke wieder zurück bis zum Grenzort Tapachula fahren. Dort besuchten wir als erstes einen Tierarzt, der uns ein Gesundheitszeugnis für unseren Hund in Spanisch ausstellte. Wir wussten, dass es nicht älter als 14 Tage sein darf, aber der Tierarzt meinte, es dürfte auch nicht jünger als 5 Tage sein. Das hätte bedeutet, wir müssten noch 5 Tage in Mexiko bleiben. Aber er bot uns an, das Zertifikat einfach zurück zu datieren, das war natürlich noch besser. Die Praxis lag etwas außerhalb, nah an der Grenze und nicht weit davon gab es ein Hotel auf dessen Parkplatz wir übernachten konnten. Nicht schön und laut da direkt an der Straße, aber mit einem hohen Tor gesichert und praktisch für einen frühen Grenzübertritt.
Wie immer war ich etwas wehmütig, Mexiko zu verlassen. Der Anfang in diesem Land war etwas holprig, auf der Baja und im Norden Mexikos gefiel es uns nicht so gut, aber die Staaten im Süden entschädigten uns dafür. Hier gab es grandiose Landschaften und Strände, in denen wir uns immer sicher gefühlt haben. Es ging uns wie so vielen: Wir haben die Größe Mexikos gewaltig unterschätzt und nicht genug Zeit eingeplant. Die Halbinsel Yucatan mussten wir leider aus Zeitmangel ganz weglassen, wir hätten gut und gern drei Monate hier verbringen können. Es wäre schön, wenn wir später noch einmal eine Gelegenheit haben.

10.-11.02.2020 Palenque

Heute fuhren wir die letzten 80 Kilometer und brauchten auch wieder ewig dafür. Aber überall wo wir lang kamen, freuen sich die Leute und winken uns zu. Wir winken natürlich erfreut zurück und kamen uns ein wenig vor wie die Queen;-)
Auf dem Weg von San Cristobal nach Palenque erlebten wir einen drastischen Vegetationswechsel von dichten Kiefenwäldern, über Bananen und Kaffebäumen, bis zur feucht-heißen Schwüle im Dschungel. Der Ort Palenque mutierte in den letzten Jahren durch den Touristenstrom zu den Maya Stätten von 5000 Einwohnern zu einer großen Stadt von über 100.000 Einwohner. Dort fuhren wir aber gar nicht erst hinein sondern quartierten uns auf dem Campingareal eines kleinen Hotels ein. Dieses bestand aus kleinen, palmengedeckten Hütten fast mitten im Dschungel und besaß zu unserer Freude einen netten Pool, in dem wir uns erst mal abkühlten. Wir waren auch hier die einzigen Camper.
Am Abend saßen wir noch draußen und hörten nicht weit entfernt die Brüllaffen in den hohen Bäumen furchterregend schreien.
Schon kurz nach Öffnung der Maya Stätte am nächsten Morgen waren wir dort und das erwies sich als gute Entscheidung, da die meisten Pyramiden noch im Schatten der hohen Bäume lagen. Palenque liegt mitten im Dschungel und schon die zwei Kilometer Straße bergauf vom Hotel zum Eingang waren eine schweißtreibende Angelegenheit. Wir besichtigten die eindrucksvollen Pyramiden auf der weitläufigen Fläche. Aber auch hier ist bisher nur ein Bruchteil der gesamten Anlage ausgegraben. Der Rückweg führte sehr stimmungsvoll entlang eines Bachlaufs und kleinen Wasserfällen durch tropischen Wald bis zum kleinen Museum an der Straße.
Den Nachmittag verbrachten wir zur Entspannung am Pool und besuchten am Abend das nette kleine Restaurant des Hotels. Als die Affen wieder zu brüllen begannen, machten wir uns auf die Suche und sahen sie nicht weit entfernt in den hohen Bäumen herumturnen.

09.02.2020 Aqua Azul Cascades

Dann packten wir zusammen und verließen den Ort Richtung Palenque. Laut Google Maps waren es 220 Km, für die 5 Stunden veranschlagt wurden. Das machte uns schon stutzig, aber als wir einige Zeit auf den schmalen Serpentinen durch die Berge gefahren waren und in jedem kleinen Bergdorf an mindestens 6 Topes stoppen mussten, und von den Dörfern gab es sehr viele, war uns klar, dass wir die Strecke heute nicht mehr schaffen würden. So suchte ich nach einem sicheren Übernachtungsplatz und fand die „Aqua Azul“ Wasserfälle auf dem Weg nach Palenque.
Es war aber auch total interessant, das Leben der Leute in den Bergdörfern zu sehen. Da fast alle Hütten direkt an der Durchgangsstraße liegen und sich das Leben vorwiegend draußen abspielt, war einiges los. In jedem noch so kleinem Ort wurde etwas zum Verkauf angeboten. Obst, Gemüse, warmes Essen, Kleidung usw. Dazwischen liefen die Hunde und Hühner frei herum. Nur die Kühe und Schafe waren mit einer Leine am Straßenrand befestigt. An vielen Ständen wurde auch Benzin und Diesel in verschieden großen Kanistern zur Hälfte des Preises angeboten. Wer weiß schon wo dieser Sprit herkommt.
Der Staat Chiapas in dem wir uns hier befanden, wird von den anderen Mexikanern als unterentwickelt und rückständig angesehen. Der natürliche Reichtum an Edelsteinminen, Holzabbau, Bananen-, Kakao- und Kaffeeplantagen ist ungleich verteilt und befindet sich nur in den Händen weniger. Allerdings haben sich die indigenen Traditionen und die Maya-Kultur in den Bergen erhalten.
Es war Sonntag und viele mexikanische Familien auf Ausflügen unterwegs. Man hatte uns vor Straßensperren der Zapatisten gewarnt, die für die Rechte der Indigenas kämpfen und in dieser Gegend noch aktiv sein sollen. Der Tipp lautete: „Wenn wir an ein über die Straße gespanntes Seil kommen solltet, einfach weiter fahren. Dann lassen sie schon los.“ Aber als wir wirklich an eine Sperre kamen, war zwischen dem Seil ein langes Nagelbrett befestigt. Soviel zu den Tipps. Also hielten wir an und waren von ca. 20 jungen Männern umzingelt die 100 Pesos wollten. Holger regte sich etwas auf und auf die Frage, wofür wir das denn zahlen sollten, kam irgendwas von „sozialen Projekten“. Also „spendeten“ wir ca. 40 Pesos (2 Euro) und sie ließen uns fahren.
Gegen Abend erreichten wir die Aqua Azul Cascadas und konnten dort auf dem Parkplatz kostenlos campieren. Die letzten Ausflügler verließen gerade das Gelände und nur wir blieben zwischen Ständen und Restaurants über. Die Besichtigung der, lt. Reiseführer, „schönsten Wasserfälle Mexikos“ starteten wir früh am nächsten Morgen, bevor überhaupt die ganzen Händler ihre Waren aufgebaut hatten. Der Fluss „Rio Yak“ stürzt hier gleich über mehrere breite Felstreppen hinab und ergibt sehr schöne Fotomotive. Man kann am Wasserfall entlang nach oben wandern und an einer ausgewiesenen Stelle sogar baden. Mit uns waren zu so früher Stunde nur wenige Touristen unterwegs und nach einem erfrischendem Bad machten wir uns wieder auf den Weg.

08.02.2020 San Cristóbal de las Casas

Am nächsten Morgen rumpelten wir sehr früh den schlechten Weg wieder zurück und nahmen Kurs auf die Berge. Gott sei Dank hatte es nicht geregnet.
Wir wollten uns, bevor wir Mexiko verlassen, unbedingt noch die Maya-Ruinen in Palenque ansehen. Da die Strecke nicht an einem Tag zu bewältigen ist, kam uns San Cristóbal als Zwischenstopp ganz recht. Die Stadt liegt über 2000 Meter hoch in den Bergen und wir fuhren durch eine faszinierende Berglandschaft. Es wurde empfindlich kalt und nach fast 30 Grad Hitze Tag und Nacht am Meer hatte es hier oben abends nur noch 12 Grad, was wir als ganz angenehm empfanden. Die meisten Straßen und Gassen in San Cristobal sind zu schmal, um mit unserem Wohnmobil durch zu fahren. Daher hatte uns Frans, der Holländer, eine Umgehungsstraße gezeigt, von der nur eine kurze Stichstraße direkt zum Campingplatz führen würde. „Etwas steil, aber auf jeden Fall machbar“ – so seine Aussage. Und dieses kurze Stück stellte sich dann als die bisher schwierigste Strecke für uns heraus. Dieses Mal hatten wir wirklich Angst um das Wohnmobil bei den Verwindungen die das Auto ertragen musste. (wir lernen hier, dass es wichtig ist einschätzen zu können, von wem man einen Tip bekommt. Frank, der mit dem Landrover, beurteilt Straßen auf seine Weise und Frans ist als er jünger war Ralleys gefahren. Holger hätte es wissen können, er ist schließlich mit Frans in die Stadt gefahren…)
Leider vertrug mein Kreislauf die Höhen- und Wärmeumstellung nicht so gut und so gingen Holger und Hope erst mal allein die Stadt erkunden und brachten von einem Tacostand unser leckeres Abendessen mit. Nachdem wir am Anfang in Mexiko mit dem Essen sehr vorsichtig waren, wurden wir im Laufe der Zeit immer mutiger. Es gibt überall Stände mit günstigem und sehr leckerem Essen und es riecht immer so gut. Aber leider erwischte es mich am nächsten Morgen, entweder waren es die Tacos oder die gekauften Eiswürfel, jedenfalls quälte ich mich mit einer Magenverstimmung durch San Cristobal und hatte große Mühe die vielen Hügel der Stadt zu erklimmen. San Cristobal besitzt eine der schönsten Altstädte Mexikos, mit vielen alten Kolonialhäusern, die zahlreiche Touristen anlockt. Bewohnt wird die Stadt von Ladinos, den Nachfahren der spanischen Eroberer. Die Indigenas, die Ureinwohner Mexikos kommen morgens aus den umliegenden Dörfern und verkaufen in ihrer traditionellen Kleidung an vielen Plätzen in der Stadt ihre landwirtschaftlichen oder handwerklichen Produkte.
Es war Sonntag und viel los, wie immer ein quirliges Treiben von Menschen und Autos zwischen vielen Markt- und Essensständen. Als erstes versuchten wir einen anderen Weg aus der Stadt zu finden, um dem unmöglichen Zufahrtsweg beim Verlassen zu entgehen, gaben aber nach kurzer Zeit auf. Die Stromkabel hingen sehr tief, um diesen auszuweichen hätten wir Slalom fahren müssen, was aber gegen Mittag, zur Hauptzeit sicher nicht möglich wäre. Also entschieden wir schweren Herzens später doch wieder den gleichen Weg zurück zu nehmen, den wir gekommen waren. Nach einer ausgiebigen Wanderung durch die Kirchen und über die Plätze machten wir uns auf den Heimweg zum Campingplatz, der nur einige Minuten von der Innenstadt entfernt lag.

07.02.2020 Flor del Pacifico

Morgens gab es eine lange Verabschiedungszeremonie, alle bis auf das Paar aus den USA wollte heute weiter. Aber die meisten gen Norden. Vom australisch/deutschem Paar wurde uns ein Stellplatz direkt am Meer ca. 80 km weiter südlich empfohlen. Dort hätten sie abends gesehen wie Schildkröten geschlüpft waren. Allerdings war die Saison eigentlich schon vorbei und das Restaurant bei dem man dort campen kann, zurzeit geschlossen. Wir wollten es aber trotzdem versuchen, ich wollte das Schauspiel sehr gern sehen und war schon ganz enttäuscht von Puerto Escondido, als es dort hieß, aufgrund der starken Algen seien dieses Jahr fast keine Schildkröten gekommen. Frank meinte, die Zufahrtsstraße dorthin sei kein Problem, was sich als furchtbare Untertreibung herausstellte. Allerdings fährt er einen kompakten, wendigen Landrover, mit dem er auch schon in den Wüsten Afrikas unterwegs war und konnte sich wahrscheinlich nicht vorstellen, wie die Straße mit unserem Wohnmobil bewältigt werden muss. Aber wir schafften es, mit zahlreichen weiteren Kratzern und einem Aufsetzer erreichten wir sehr langsam unser Ziel. Inzwischen müssen wir auch auf Stromkabel aufpassen, die hier sehr niedrig über den Straßen hängen. Am Horizont sah man in den Bergen Regen aufziehen, sollte dieser hier abregnen, wäre die staubige Piste ein einziges Schlammmeer und für uns wahrscheinlich für ein paar Tage unpassierbar. Als wir endlich ankamen, waren wir wirklich ganz allein und das Restaurant lag verlassen da. Später kam jemand, der sich den Abend über dort aufhielt und es bewachte.
Wir badeten im Meer und spazierten dann den menschenleeren und kilometerlangen Strand entlang. Dabei sahen wir viele Eierschalen von geschlüpften Schildkröten, aber auch geräuberte Nester, wahrscheinlich von den streunenden Hunden die hier rumrannten. Einige vertrocknete Schildkrötenpanzer lagen auch herum. Wir wollten später im Dunkeln wiederkommen und kochten uns erst mal unser Abendessen im Wohnmobil. 
Gegen 21:00 Uhr erschien uns die Zeit ganz passend und wir machten uns noch einmal mit Taschenlampen auf zum Strand. Leider sahen wir erst gar keine Aktivitäten und nach einer ganzen Weile, weiter unten, eine einzelne kleine Schildkröte, die in ein Sandloch gefallen war und Mühe hatte wieder heraus zu kommen. Wir halfen ihr etwas dabei und sahen gespannt zu, wie sie langsam, mit vielen Pausen zum Wasser krabbelte. Man soll die Schildkröten nicht zum Meer tragen, da es für ihre Entwicklung wichtig ist, diesen Weg allein zu gehen, hatte man uns erzählt. Ich war ganz gerührt, als dieses winzige Ding endlich von einer Welle erfasst und davon getragen wurde. Als wir uns schon damit abgefunden hatten, nur eine Schildkröte gesehen zu haben, stolperten wir auf dem Rückweg über ein Nest, aus dem gerade jede Menge Tiere rauskrabbelten. Es waren bestimmt über 50 Stück. Es war sehr witzig anzusehen, wie einige Schildkröten schnurstracks zum Wasser liefen, andere wiederum erst mal in die falsche Richtung abdrifdeten, bevor sie doch noch die Kurve kriegten. Nach einiger Zeit hatte aber auch der letzte Nachzügler das rettende Wasser erreicht und wir gingen zufrieden schlafen. Inzwischen fühlen wir uns in dieser Gegend von Mexiko sehr sicher und hatten kein Problem damit ganz allein am Strand zu übernachten.

02.-06.2020 San Augustin

Auch unser nächstes Ziel war nur einige Kilometer weiter südlich am Meer, sodass wir uns Zeit lassen konnten. Wir packten in Ruhe und kühlten uns danach noch einmal am Pool ab. Aber die Wasserqualität hatte bei den vielen Benutzern doch stark nach gelassen.
Auf dem Weg zum nächsten Campingplatz fuhren wir noch in den Ort Pochutla zum Einkaufen. Dort konnten wir auch große Flaschen Wasser für unseren Wassertank kaufen. Ansonsten sind die Straßen dort sehr eng und der Verkehr chaotisch. Leider haben wir vermutlich den Deckel unseres Wassertanks im Einkaufswagen liegen lassen, jedenfalls haben wir ihn nicht wiedergefunden, auch nicht als wir Tage später nochmal bei dem Supermarkt waren. Schade, es war ein guter Deckel, für den wir hier keinen Ersatz bekommen.
Am Abzweig von der Küstenstraße zum Ort San Augustin standen sehr viele Taxis was uns zunächst wunderte. Später erfuhren wir, dass Besucher dort umsteigen, da die einheimischen Taxifahrer die Strecke kennen und daher schneller und sicherer fahren. Die 15 Kilometer bis zum Ort waren wirklich schrecklich ausgewaschen und unglaublich holprig.
Viele Mexikaner haben kein Auto und nutzen daher sehr oft Taxis. Man kann ein Collectivo Taxi nehmen, dann steigen evtl. noch andere zu, oder man zahlt ein Taxi exklusiv für sich allein. In vielen Orten fahren auch Tuk-Tuk´s, wie in Indien, als Taxis herum. Die Strecke von der Hauptstraße bis zu unserem kleinen Ort am Meer war ca. 14 km lang, bei einem vollbesetzten Collectivo (fünf Fahrgäste) zahlt dafür jeder Fahrgast 30 Pesos (1,50€), will man alleine Fahren zahlt man 150 Pesos (7,50€). Einen Taxameter gibt es nicht, Fahrpreise werden verhandelt oder geschätzt.
Jedensfalls waren wir froh, nach unendlichem Geschaukel unten am Meer angekommen zu sein. Auch dieser Campingplatz war eine Empfehlung der Polin Anna, ich hatte aber auch schon die sehr guten Bewertungen auf IOverlander gelesen. Er wird von zwei Holländern betrieben, die auf einer langen Reise durch Nordamerika auf dem Weg nach Südamerika hier hängen geblieben waren. Sie lebten viele Monate im Ort und entschieden dann, ein Grundstück am Meer zu kaufen. Als ihnen später das Nachbargrundstück auch noch angeboten wurde, eröffnetem sie einen Overlander Campingplatz. So wie es aussieht wird er sehr gut angenommen und alle fühlen sich wohl dort. Als wir auf die Frage: „Wie lange wollt ihr bleiben“, mit: „2-3 Tage“ antworteten, meinte Frans, der Besitzer: Dann bleibt ihr wahrscheinlich 5 Tage, so geht es den meisten.“ Und er hatte Recht. Es war einfach wunderschön. Vom Platz aus sieht und hört man das Meer, es sind nur ein paar Schritte bis zum Wasser, das hier endlich einmal super zum Schwimmen und Schnorcheln geeignet ist.
Die Wohnmobile stehen sehr dicht zusammen, ohne Möglichkeit auf Privatsphäre, aber das ist auch so gedacht, damit alle zusammen an einer langen Tafel sitzen, essen und sich unterhalten. Das wird reichlich genutzt und man erfährt viel Informatives. Als wir dort waren, übernachteten noch 2 Belgier, 2 Amerikaner aus Florida und eine Australierin mit ihrem deutschen Mann (der in Australien lebt). In zwei Zelten campten noch ein Argentinier, (der auf Ibiza lebt), und eine Nepalesin (die in Californien lebt) mit ihrem kanadischen Freund. Sehr gemischt und total interessant. Alle Wohnmobilbesitzer, außer uns, hatten schon viele Jahre Nord-, Mittel-, und Südamerika bereist und so bekamen wir tolle Tipps für die noch vor uns liegende Strecke. Das belgische Ehepaar beeindruckte mich am meisten, sie entschieden vor ca. 15 Jahren auf Reisen zu gehen, nachdem der Mann einen schweren Unfall und zwei Herzinfarkte überlebte. Da er im Rollstuhl sitzt, fährt er in einem umgebauten Allradfahrzeug mit seiner Frau überall hin. Nach vielen Jahren sind sie inzwischen etwas ruhiger geworden und bleiben auch mal sechs Monate in Belgien zwischendurch. Elli, seine Frau hat ein unglaubliches Gedächtnis und kann sich an fast alle Strecken und Orte erinnern an denen sie waren. Auch die anderen beiden Paare waren schon Jahre in den Amerikas unterwegs und hatten ein großes Wissen. Viele Langzeitreisende scheinen sich auch untereinander zu kennen und treffen sich an den bekanntesten Campingplätzen immer mal wieder.
Da wir hier länger bleiben wollten und das Meer nur niedrige Wellen hatte, lohnte es sich endlich mal wieder das Kanu aufzubauen. Wir fuhren in nahe gelegene Buchten zum Schnorcheln und sahen viele tropische, farbenfrohe Fische. Als Holger am letzten Tag nochmal mit dem Schlauchboot rausgefahren ist, um den Sprit vom Bootsmotor leerzufahren, konnte er einen Wal (wahrscheinlich einen Grauwal) 20 m von seinem kleinen Boot entfernt beobachten. Außerdem sieht man auf dem Meer fliegende Mantarochen aus dem Wasser springen und wie ein nasser Lappen wieder landen.
Holger konnte mit dem Besitzer zum Fischen rausfahren und angelte einen schwarzen Thunfisch, der ein sehr leckeres Abendessen abgab. Einen Abend gingen wir mit den Belgiern in ein nahegelegenes Restaurant und es gab ganz frische Shrimps, wie immer am Strand mit Blick auf das Meer.
Komischerweise zeigte diese Bucht nach Osten und so sah man morgens, wenn man vor Hitze sowieso nicht schlafen konnte, einen wunderschönen Sonnenaufgang. Zwischendurch spazierten wir in dem kleinen Dorf umher, der eigentlich nur aus vielen Palapa Restaurants bestand. Da die Bucht aber so schön ist und super geeignet zum gefahrlosen Schwimmen, kommen täglich viele Besucher vorbei. Ganze Reisebusse fahren die miserable Straße herunter. Zusätzlich kommen, von einem in der Nähe gelegenen Ort, täglich Ausflugsschiffe in die Bucht. Aber es ist alles noch erträglich. Ich befürchte jedoch, dass es in einigen Jahren hier ganz anders aussehen wird. Wenn jemand beschließt, die Straße zu begradigen und zu asphaltieren, werden viel mehr Touristen kommen. Neben dem Campingplatz war bereits ein dreistöckiges Hotel im Rohbau, es steht zu Erwarten, dass viele andere folgen.
Aber wir haben das Paradies noch einige Tage genießen dürfen und ich hatte gar keine Lust weiter zu fahren. Ich glaube, hier waren wir bisher am längsten auf unserer Reise. Wir haben den Besitzern gesagt, sie möchten uns anrufen, wenn sie keine Lust mehr haben, wir würden sofort übernehmen;-)

30.01.-01.02.2020 Zipolite

Morgens nutzen wir den Strand noch einmal, bevor wir zusammenpackten und uns auf den Weg machten. Fast wären wir noch länger geblieben, aber der nicht weit entfernte Ort Zipolite reizte uns auch. Im Reiseführer hatten wir schon gelesen, dass sich dort in den 70er Jahren einige Hippies angesiedelt hatten und es auch heute noch viele Alternative und Backpackers dorthin verschlägt. Außerdem ist der Strand von Zipolite der einzige Strand in ganz Mexiko, an dem Nacktbaden toleriert wird und für das Wochenende war ein Nudisten Festival mit 4000 Besuchern geplant. Das mussten wir uns ansehen.
Der Ort war nur ca. 60 Kilometer entfernt, es ging ein Stück auf der Küstenstraße zurück und dann direkt am Meer entlang, durch den schönen Ort Mazunte, hier war alles schon sehr touristisch, wir schlängelten uns durch die schmalen Gassen mit sehr vielen Restaurants, kleinen Hotels und Souvenirläden.
In Zipolite gab es nicht weit vom Strand ein Hotel mit Campingplätzen im schattigen Garten unter Palmen. Das Schönste aber war der relativ große Swimmingpool. Es war nicht viel los, nur einige kanadische Langzeitcamper waren anwesend.
Als erstes gingen wir gleich mal zum Strand und waren erstaunt was dort los war. Jeder lief herum wie er lustig war, ob nackt, halbnackt oder in Badekleidung. Allerdings waren die Wellen auch hier sehr hoch und nur einige Surfer waren im Wasser. Holger hatte sein Surfboard dabei und probierte es auch aus. Die Wassertemperatur ist hier unten am Pazifik so hoch, das ein Bad im Meer keine Abkühlung mehr bietet. Daher freuten wir uns im Anschluss auf den Swimmingpool, dort war es etwas kühler.
Am Abend schlenderten wir durch die Stadt und genossen das bunte Treiben. Überall bieten Aussteiger aus aller Welt ihre selbstgemachten Handwerksprodukte und Einheimische ihre Ernte und Souvenirs zum Kauf an. Auch am Strand war nachts noch ein lebhaftes Treiben. Direkt am Wasser gibt es jede Menge Billighostels, vor denen junge Leute einfach ihr Zelt im Sand aufschlagen können. Dazwischen zahlreiche Bars mit Musik.
Danach saßen wir unter unserem Mückenzelt noch etwas draußen und es war so heiß, dass ich mich zwischendurch noch im Pool abkühlen ging. Leider setzte die Hitze auch unserem Kühlschrank so zu, dass wir schon Eiswürfel kaufen mussten, um ihn kalt zu halten. Obwohl das Wohnmobil fast den ganzen Tag im Schatten stand, waren nachts draußen und drinnen über 30 Grad.
Am nächsten Tag wurde es aufgrund des Festivals schon erheblich voller. Es gab eine Nacktparade auf den Straßen und Bodypainting am Strand. Alles sehr lustig anzusehen. Wir wunderten uns, dass neben den Gringos auch viele Mexikaner mitmachten. Selbst der Hotelbesitzer Rene vom vorherigen Campingplatz war mit Freunden gekommen, um dabei zu sein.
Die Wellen am Strand waren wie immer sehr hoch und stark und Holgers Surfbrett brach bei einer heftigen Welle in zwei Teile. Sehr schade, aber gut das wir es nur für wenig Geld gebraucht erstanden hatten. Zipolite gilt als sehr berüchtigter und gefährlicher Surfspot, Die Wellen sind hoch aber kurz und es gibt starke Strömungen!
Abends suchten wir uns ein vertrauenswürdig aussehendes Palapa-Restaurant, mit Tischen direkt auf dem Strand und aßen frischen Fisch während des Sonnenuntergangs. Sehr romantisch.
Am Samstag ließen wir in einer Wäscherei endlich mal wieder unsere Wäsche waschen. Hier gibt es nur wenige Waschsalons zum Selberwaschen, es ist üblich seine Wäsche abzugeben. Als wir den Damen erklären wollten, welche Wäsche heiß und welche nur warm gewaschen werden sollte, meinten sie, das wäre egal, sie würden sowieso nur mit kaltem Wasser waschen. Allerdings hätten sie keine Leinenkapazität mehr, (Trockner gab es keine), sodass wir die gewaschene Wäsche nass abholten und auf unserer eigenen Wäscheleine zum Trocknen aufhängten.
Inzwischen waren auf dem Campingplatz zwei große Busse angekommen, deren Insassen die große Wiese mit vielen Zelten belegten und leider auch den Swimmingpool komplett unter Beschlag nahmen. So beschlossen wir, am nächsten Morgen abzureisen, nicht ohne vorher noch an einer Bar am Strand einen Abschiedscocktail zu trinken.

27.-29.01.2020 Puerto Escondido

Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns noch ausgiebig von den Hamburgern, den Kanadiern und einer Polin, die am Vorabend noch mit ihrem Motorrad angekommen war. Sie war in Chile gestartet, wollte noch bis Alaska und war bis jetzt schon 80.000 Kilometer gefahren. Alles allein auf dem Motorrad, sehr mutig fand ich. Anna empfahl uns am Pazifik einen familiären Campingplatz, wo es ihr sehr gut gefallen hatte. Wir empfahlen ihr unbedingt die wunderschönen Strände von Oregon zu besuchen, die in Europa fast unbekannt sind. Dann brachen wir endlich auf, mal wieder hatten wir noch eine langwierige Wegstrecke vor uns. Google Maps veranschlagte fast 5 Stunden für 265 km und das war noch die schnellste Route durch die Berge an die Küste. Alle Alternativen hätten noch länger gedauert, bei einer kürzeren Wegstrecke. Da wir auch noch Vorräte aufstocken mussten, dauerte es bis zum Abend als wie endlich in Salina Cruz am Pazifik ankamen. Das anvisierte Ziel war ein Surfcamp etwas außerhalb, mal wieder nur über eine schlechte Schotterpiste zu erreichen. Als wir ankamen war das Tor geschlossen und auf dem ganzen Gelände, außer einem kleinen Jungen in einer Hängematte, niemand zu sehen. Noch weiter fahren war sinnlos, da es demnächst dunkel werden würde. Als wir uns bereits darauf einstellten, vor dem Tor zu übernachten, kam die Besitzerfamilie vom Strand zurück. Sie erzählten, dass ihr Campingplatz zurzeit geschlossen sei, aber wir könnten trotzdem auf ihrem Gelände übernachten. Glück gehabt. Der Platz war eigentlich ganz witzig, kleine rundherum offene Hütten standen überall, darin nur ein Bett zum Übernachten und überall Hängematten zum Relaxen. Dazwischen rannten jede Menge Tiere umher, Schafe, Hühner und ein Esel, der allerdings angebunden war. Es war extrem warm und das Auto total aufgeheizt. Da wir zwischen den Tieren keinen Mückenschutz aufbauen wollten, saßen wir im Auto und schwitzen. Inzwischen war es dunkel geworden und das Meer zu weit weg, um sich noch abkühlen zu gehen.
Da wir den „schnellsten“ Weg an die Küste gewählt hatten, waren wir jetzt etwas südlich gelandet und wollten noch an der Küste herauffahren bis kurz vor den Ort Puerto Escondido. Dieser Abschnitt gilt als der schönste Teil der mexikanischen Pazifikküste und auch teilweise als gutes Surfgebiet. Eine schmale Küstenstraße schlängelt sich am Meer entlang mit netten Ausblicken auf den Ozean. Als erstes Ziel hatten wir uns die „Casa Colibri“ herausgesucht, die uns von der motorradfahrenden Polin so empfohlen wurde. Der Besitzer Rene ist ein mexikanischer Rentner, der eigentlich aus dem Norden stammt und sich hier einen Altersruhesitz geschaffen hat. Er vermietet Apartments und stellt auch seinen Garten als Campingplatz zur Verfügung. Es gibt eigentlich keine reinen Campingplätze im südlichen Mexiko, fast immer gehören die Stellplätze zu einem Hotel oder zu Ferienwohnungen. Alles war liebevoll angelegt, in der Mitte des Gartens gab es eine offene Küche, die von allen mitbenutzt werden konnte. Wir fühlten uns gleich wohl dort. Es gab zurzeit keine anderen Camper, aber ein Ferienhaus war an zwei junge Paare aus Deutschland und der Schweiz vermietet. Wir schauten uns gleich einmal den Strand an, leider musste man ca. 10 Minuten durch die Sonne bis dorthin laufen, was bei der extremen Hitze ganz schön anstrengend sein kann. Direkt am Strand gab es ein paar Palapa Restaurants, einfache Gaststätten unter Palmendächern, mit Tischen und Stühlen direkt auf dem Sand. Dahinter standen einige Häuser und kleine Hotels, alles relativ neu gebaut und an vielen Stellen wurde auch noch gebaut. Rene, der Campingplatzbesitzer hatte uns erzählt, vor zehn Jahren gab es fast gar kein Haus am Strand. Die Straße am Strand entlang war auch noch nicht geteert und viele Touristen waren nicht zu sehen. Das wird sich wahrscheinlich in den nächsten Jahren noch ändern, allerdings ist das Meer hier zu rauh um größere Menschenmassen anzulocken. Der Strand war wunderschön, vor und hinter der kleinen Häuserzeile noch sehr ursprünglich, allerdings waren die Wellen mehrere Meter hoch, zum Schwimmen und Surfen war es zu gefährlich, wir konnten nur etwas in der Brandung treiben. Aber auch hier merkte man eine sehr kräftige Strömung. Außer uns war auch niemand im Wasser.
Auf dem Campingplatz richteten wir uns unter einer Palapa mit Hängematte und Mückennetz häuslich ein, wir hatten beschlossen hier auf jeden Fall zwei Nächte zu bleiben. Gegen Abend kam ein Wind auf und draußen wurde es ganz angenehm. Wir verfolgten den Sonnenuntergang zusammen mit den anderen vom Dach des Guesthouse. Eigentlich hätten wir ganz gern eines der einfachen Fisch-Restaurants zum Abendessen ausprobiert, wenn man auch nicht so genau die hygienischen Zustände dort kennt, aber wir hatten sehr viel frisches Gemüse und Salat eingekauft, die wir erst einmal aufbrauchen wollten. Unser Kühlschrank hat bei dieser Hitze leider nicht mehr die gewohnte Kühlleistung.
Am nächsten Morgen gingen wir bei noch angenehmen Temperaturen gleich an den Strand. Obwohl ich nie genug Sonnenuntergänge am Abend bekommen kann, liebe ich hier besonders die Morgenstunden. Wir schlafen nicht sehr lange und ich genieße die Stille und die Kühle am Morgen.
Auf dem Rückweg wurde es schon wieder sehr warm. Da die Wellen heute nicht ganz so hoch waren, beschloss Holger noch einmal mit seinem Surfbrett an den Strand zu gehen, unser Schweizer Nachbar hatte ihm einige Tipps gegeben. Er zieht mit seiner Freundin mehrere Monate im Jahr den Wellen hinterher. Hope und ich wollten uns der Sonne nicht noch mal aussetzten und so saß ich in meiner Hängematte und schrieb am Blog. Unter erschwerten Bedingungen sozusagen;-)
Als es abends etwas kühler wurde, probierte ich noch mal das Boogieboard aus. Damit surft es sich hier ganz leicht, da die Wellen so eine Kraft haben.

24.-26.01.2020 Oaxaca

Nach einigen Stunden hatten wir alles besichtigt und fuhren wieder Richtung Pazifik, mit einem geplanten Zwischenstopp in der Stadt Oaxaca. Eigentlich hätte uns die direkte Route durch den Ort Puebla geführt, aber wir hatten viele Berichte über korrupte Polizisten dort gelesen, die einfach irgendein „Vergehen“ im Straßenverkehr erfinden, um bei Touristen abzukassieren. So beschlossen wir, einen Umweg durch die Berge in Kauf zu nehmen, um der Stadt zu entgehen. Allerdings führte die Straße auf ewigen Serpentinen die Berge rauf und runter, unterbrochen von kleineren und größeren Ortschaften durch die wir hindurch mussten. Überall wurde uns überschwänglich zu gewunken und gehupt, was wahrscheinlich daran lag, das hier in der Nähe ein großes Volkswagenwerk mit 14.000 Mitarbeitern existiert und viele der Einwohner dort arbeiten oder davon abhängig sind. In diesem Werk lief auch 2003 der letzte Käfer vom Band. Uns war schon aufgefallen, dass immer mehr VW-Autos auf den Straßen zu sehen waren und auch noch sehr viele alte Käfer herumfuhren. Aber auch Autotypen die es bei uns gar nicht gibt, z.B. der VW Robust als Pick up, oder der Volksbus, der hier von MAN hergestellt wird. Die meisten VW´s gehen aber in den Export.
Die Straße führte auch an einem Nationalpark entlang, indem die zwei Vulkane Iztaccíhuatl und Popcatepetl liegen. Der Popocatepetl ist mit 5465 Metern der zweithöchste Vulkan Mexicos und seit einigen Jahren wieder aktiv. Im Jahr 2000 gab es erst einen heftigen Ausbruch und seitdem sind immer wieder kleinere Eruptionen zu vermelden. Man wartet eigentlich ständig darauf, dass es wieder zu einem heftigen Ausbruch kommt.
Obwohl wir nun einen großen Umweg in Kauf genommen hatten, um einer Polizeikontrolle zu entgehen, erwischte es uns trotzdem beim Durchfahren einer etwas größeren Stadt. Ein Polizist, der gerade einen Lastwagen kontrollierte, winkte uns heran und verlangte den Führerschein und die Autopapiere, die er sehr lange studierte. Während wir noch überlegten was wir machen, wenn er Geld verlangt, im Allgemeinen wird langes Diskutieren empfohlen, bis sie hoffentlich genervt aufgeben, gab er uns die Papiere wieder und wünschte eine gute Fahrt. Puh – Glück gehabt! Da wir die ganze Strecke bis Oaxaca nicht an einem Tag schaffen konnten, hatten wir uns als Übernachtungsplatz ein Freibad herausgesucht. Es sah auf den Fotos ganz nett aus und ich freute mich schon darauf schwimmen zu gehen. Dementsprechend enttäuscht waren wir, als wir nach mehreren Kilometern staubiger Buckelpiste an einem runtergekommenen Schwimmbad ankamen. Niemand außer der Betreiberfamilie war dort und im Schwimmerbecken war nicht einmal Wasser eingelassen. Allerdings konnten wir hier günstig und idyllisch übernachten, zwischen hohen Bäumen an einem Fluss. Nach Schließung des Bades verließ uns auch die Familie und wir waren ganz allein, eingezäunt in einem Areal am Ende einer Sackgasse. Wohl war mir hier nicht, aber Alternativen gab es auch keine. So machten wir noch einen Spaziergang am Fluss und über die Felder und stellten fest, dass es hier ständig kleine Aschestücke regnete, die auch überall herum lagen. Wahrscheinlich kam diese Asche wirklich vom Popocatepetl, den wir in der Ferne sehen konnten. Wir dachten die Spitze wäre von einer Wolke umgeben, aber vielleicht war das doch Rauch. In der Nacht schliefen wir nicht ganz so gut und erst recht nicht, als wir gegen Morgen etwas entfernt Schüsse hörten. Aber am nächsten Tag erwachten wir bei Sonnenschein und alles war gut. Der Betreiber ließ bereits Wasser ins Schwimmbecken einlaufen, aber darauf wollten wir nicht warten und machten uns wieder auf den Weg, die nächsten Serpentinen anzugehen.
Heute wollten wir die Stadt Oaxaca erreichen, die eine sehenswerte, gut erhaltene Altstadt besitzen soll. Auf dem Weg dorthin kamen wir an vielen Agavenfeldern und Brennereien vorbei. In dieser Gegend wird der Mezcal hergestellt; der berühmte Schnaps mit dem Wurm drin. In vielen kleinen Herstellungsbetrieben wurden die Agaven noch immer mit einem Mahlstein zerkleinert, der von einem Pferd angetrieben wurde.
In einem Vorort von Oaxaca hatten sich zwei deutsche Auswanderer aus Hamburg ein Haus gebaut und einen kleinen Campingplatz in ihrem Garten errichtet. Dort fuhren wir hin und erreichten nach ewigen Stunden durch die Berge, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 50 km, mit dem letzten Tageslicht ihr Haus. Außer einem kanadischen Campermobil war niemand dort und man merkte, dass die Hamburger sich freuten, wieder einmal mit uns deutsch reden zu können. Ihr Haus war sehr hübsch gebaut und lag wunderschön in den Bergen mit einem tollen Blick auf die darunter liegende Stadt. Allerdings erzählten sie uns auch von den vielen Schwierigkeiten und Streitereien vor Gericht die sie hatten, bis alles so weit war wie jetzt. Es waren auch alle Fenster vergittert und sie verreisten niemals zu zweit, um das Haus nicht allein zu lassen. Den Campingplatz, sowie ein Appartment vermieten sie, um mehr Kontakt zu Europäern und Nordamerikanern zu haben.
Schon als wir bei der Anreise durch den Straßenverkehr von Oaxaca fuhren, immerhin hat auch diese Stadt 255.000 Einwohner, hatte keiner von uns Lust mit dem Wohnmobil da noch mal hin zu fahren. Die Mexikaner fahren halt auch eher „südländisch“ und das ist auf die Dauer sehr anstrengend. Dann war es am nächsten Tag noch sehr heiß und keiner von uns konnte sich für eine eigentlich geplante Stadtbesichtigung begeistern. Nach zwei Tagen stundenlanger Fahrt über unendliche Berge in tropischer Hitze wollten wir einfach nur im Schatten sitzen und entspannen. Gegen Abend, als es endlich etwas kühler wurde, rafften wir uns dann aber doch noch auf und gingen über Feldwege in das angrenzende Dorf Santa Maria del Tule. Dort kann man den ca. 1600 Jahre alten Baum von Tule bewundern, mit 14 Metern Durchmesser und 46 Metern Umfang angeblich der dickste bekannteste Baum der Welt. Umgeben war der Baum von einer Plaza, an der viele Restaurants angrenzten. Davon suchten wir uns eines aus und bestellten Tlayuda – eine Art mexikanischer Pizza und eine Spezialität der Gegend. War ganz lecker.
Überhaupt stellt Mexico in Bezug auf Kulinarisches die beiden Länder die wir vorher besucht hatten völlig in den Schatten. Endlich gib es wieder schmackhaftes Bier, Mettwurst (Chorizo), echten Käse, leckere Brötchen und vieles mehr. Vom Essen in den Restaurants ganz zu schweigen! Allerdings alles sehr kalorienreich!

23.01.2020 Teotihuacan

Nach der herzlichen Verabschiedung am Morgen fuhren wir noch in den Ort um Wasser zu tanken. Inzwischen kaufen wir uns in speziellen Wasserverkaufsläden aufbereitetes Wasser in einem 20 Liter Behälter, den wir immer wieder auffüllen lassen. Das kommt in unseren Wassertank und wir versuchen, wenn möglich nur auf den Campingplätzen zu duschen. 20 Liter kosten ca. 1 Euro und wir ersparen uns damit das lästige Filtern, zumal dadurch der Geschmack auch nicht besser wird. Nachdem wir einmal auf einem Campingplatz salziges Wasser im Tank hatten, haben wir uns für diese Methode entschieden und bisher konnten wir noch überall Wasser bekommen. Die Mexikaner nutzen das auch zum Trinken und Kochen. Das Einfüllen per Trichter ist etwas umständlich, aber so fühlen wir uns sicherer.
Unsere heutige Strecke war nicht sehr lang und so kamen wir schon am Nachmittag in Teotihuacan, ca. 50 Kilometer nordöstlich von Mexiko Stadt an. Nicht weit entfernt von dieser Stadt liegt eine der bedeutendsten prähistorischen Ruinenstätten Amerikas, die wir uns am nächsten Tag ansehen wollten. Vorher hatten wir aber noch die Schwierigkeit, die Hauptstadt von Mexiko weiträumig zu umfahren. Mexiko Stadt hat über 20 Millionen Einwohner und natürlich auch ein Verkehrsproblem. Die Stadt versucht das in den Griff zu bekommen, indem sie Fahrverbote für Autos verhängt, die an das Nummernschild gekoppelt sind. Entscheidend ist dabei die letzte Zahl der Autonummer, so dürfen z.B. die Endziffern 1 und 2 nicht am Donnerstag in die Stadt fahren. Wo genau dabei die Grenzen der Stadt sind, ist scheinbar nicht genau festgelegt. Da nun ausgerechnet heute Donnerstag war, unser Kennzeichen mit einer 2 endet und wir schon viel von Polizisten gelesen haben, die sich freuen, unwissenden Touristen eine saftige Strafe aufzubrummen, wollten wir die Stadt möglichst meiden, was uns auch ganz gut gelang.
Schon als wir durch die Stadt Teotihuacan fuhren, fanden wir sie furchtbar hässlich. Viel Verkehr in engen Gassen, alles trist und kein bisschen Grün weit und breit. Als wir zum Campingplatz kamen war es noch schlimmer. Ein etwas größerer Hinterhof direkt an einer vielbefahrenen Straße. Die zwei Eingangstore waren versperrt und kein Besitzer zu sehen. Zwei Schweizer und ein deutsches Ehepaar, die dort campten versuchten uns zu helfen und öffneten ein Tor von innen. Allerdings hatten sie nicht bedacht, dass die Stromkabel über der Einfahrt zu niedrig waren und so blieben wir mit den Surfbrettern auf dem Dach daran hängen. Holger musste aufs Wohnmobildach klettern und die Surfbretter umständlich herunterholen. Ich wäre am liebsten weiter gefahren, aber in der Nähe der Ruinen gab es keine andere Übernachtungsmöglichkeit für Wohnmobile. Wir stellten uns neben die Deutschen und erfuhren im Gespräch, dass der Platz gern von Europäern genutzt wird, um ihre Mobile für einige Monate unterzustellen. Bei den drei Ehepaaren, die jetzt noch dort waren, gab es Probleme an den Autos und sie saßen fest und warteten auf die Ersatzteile. Kein guter Platz um zu stranden, da hatten wir in Kanada noch Glück mit unserer Reparatur. Am Abend wurde es noch schlimmer, überall in der näheren Umgebung wurden Feuerwerkskörper gezündet, was für uns nervig war, aber für den Hund noch viel schrecklicher. Als ich schon dachte, das würde die ganze Nacht so weitergehen, hörte es dann endlich auf und unser Nachbar meinte am nächsten Morgen, wir hätten noch Glück gehabt. Normalerweise würde das jeden Abend und jede Nacht so laut sein. Seine Frau war auch schon völlig fertig mit den Nerven.
Morgens verließen wir den furchtbaren Campingplatz und fuhren zu der Ruinenstätte, um noch vor der Hitze und dem Andrang dort zu sein. Die Anlage war wirklich beeindruckend, die Pyramidenstadt war einmal das mächtigste Zentrum Amerikas, auf 20 Quadratkilometern wohnten damals fast 200.000 Menschen. Obwohl erst ca. 5 Prozent ausgegraben sind, kann man ein riesiges Areal besichtigen. Im Gegensatz zu den Mayakulturen weiß man bis heute nicht, wer die Stadt um ca. 100 v.Chr. errichtet hat und warum sie im 7. Jahrhundert fluchtartig verlassen wurde. Zwei große Stufenpyramiden, liegen an einer ausschweifenden Hauptachse, wir erklommen die Mondpyramide, die mit 44 Metern etwas kleiner ist als die Sonnenpyramide, aber einen guten Blick über die gesamte Anlage bietet. Wir waren froh, dass das Wetter etwas bewölkt war und die Hitze auf 2300 Metern Höhe erträglich ist.