24.-26.01.2020 Oaxaca

Nach einigen Stunden hatten wir alles besichtigt und fuhren wieder Richtung Pazifik, mit einem geplanten Zwischenstopp in der Stadt Oaxaca. Eigentlich hätte uns die direkte Route durch den Ort Puebla geführt, aber wir hatten viele Berichte über korrupte Polizisten dort gelesen, die einfach irgendein „Vergehen“ im Straßenverkehr erfinden, um bei Touristen abzukassieren. So beschlossen wir, einen Umweg durch die Berge in Kauf zu nehmen, um der Stadt zu entgehen. Allerdings führte die Straße auf ewigen Serpentinen die Berge rauf und runter, unterbrochen von kleineren und größeren Ortschaften durch die wir hindurch mussten. Überall wurde uns überschwänglich zu gewunken und gehupt, was wahrscheinlich daran lag, das hier in der Nähe ein großes Volkswagenwerk mit 14.000 Mitarbeitern existiert und viele der Einwohner dort arbeiten oder davon abhängig sind. In diesem Werk lief auch 2003 der letzte Käfer vom Band. Uns war schon aufgefallen, dass immer mehr VW-Autos auf den Straßen zu sehen waren und auch noch sehr viele alte Käfer herumfuhren. Aber auch Autotypen die es bei uns gar nicht gibt, z.B. der VW Robust als Pick up, oder der Volksbus, der hier von MAN hergestellt wird. Die meisten VW´s gehen aber in den Export.
Die Straße führte auch an einem Nationalpark entlang, indem die zwei Vulkane Iztaccíhuatl und Popcatepetl liegen. Der Popocatepetl ist mit 5465 Metern der zweithöchste Vulkan Mexicos und seit einigen Jahren wieder aktiv. Im Jahr 2000 gab es erst einen heftigen Ausbruch und seitdem sind immer wieder kleinere Eruptionen zu vermelden. Man wartet eigentlich ständig darauf, dass es wieder zu einem heftigen Ausbruch kommt.
Obwohl wir nun einen großen Umweg in Kauf genommen hatten, um einer Polizeikontrolle zu entgehen, erwischte es uns trotzdem beim Durchfahren einer etwas größeren Stadt. Ein Polizist, der gerade einen Lastwagen kontrollierte, winkte uns heran und verlangte den Führerschein und die Autopapiere, die er sehr lange studierte. Während wir noch überlegten was wir machen, wenn er Geld verlangt, im Allgemeinen wird langes Diskutieren empfohlen, bis sie hoffentlich genervt aufgeben, gab er uns die Papiere wieder und wünschte eine gute Fahrt. Puh – Glück gehabt! Da wir die ganze Strecke bis Oaxaca nicht an einem Tag schaffen konnten, hatten wir uns als Übernachtungsplatz ein Freibad herausgesucht. Es sah auf den Fotos ganz nett aus und ich freute mich schon darauf schwimmen zu gehen. Dementsprechend enttäuscht waren wir, als wir nach mehreren Kilometern staubiger Buckelpiste an einem runtergekommenen Schwimmbad ankamen. Niemand außer der Betreiberfamilie war dort und im Schwimmerbecken war nicht einmal Wasser eingelassen. Allerdings konnten wir hier günstig und idyllisch übernachten, zwischen hohen Bäumen an einem Fluss. Nach Schließung des Bades verließ uns auch die Familie und wir waren ganz allein, eingezäunt in einem Areal am Ende einer Sackgasse. Wohl war mir hier nicht, aber Alternativen gab es auch keine. So machten wir noch einen Spaziergang am Fluss und über die Felder und stellten fest, dass es hier ständig kleine Aschestücke regnete, die auch überall herum lagen. Wahrscheinlich kam diese Asche wirklich vom Popocatepetl, den wir in der Ferne sehen konnten. Wir dachten die Spitze wäre von einer Wolke umgeben, aber vielleicht war das doch Rauch. In der Nacht schliefen wir nicht ganz so gut und erst recht nicht, als wir gegen Morgen etwas entfernt Schüsse hörten. Aber am nächsten Tag erwachten wir bei Sonnenschein und alles war gut. Der Betreiber ließ bereits Wasser ins Schwimmbecken einlaufen, aber darauf wollten wir nicht warten und machten uns wieder auf den Weg, die nächsten Serpentinen anzugehen.
Heute wollten wir die Stadt Oaxaca erreichen, die eine sehenswerte, gut erhaltene Altstadt besitzen soll. Auf dem Weg dorthin kamen wir an vielen Agavenfeldern und Brennereien vorbei. In dieser Gegend wird der Mezcal hergestellt; der berühmte Schnaps mit dem Wurm drin. In vielen kleinen Herstellungsbetrieben wurden die Agaven noch immer mit einem Mahlstein zerkleinert, der von einem Pferd angetrieben wurde.
In einem Vorort von Oaxaca hatten sich zwei deutsche Auswanderer aus Hamburg ein Haus gebaut und einen kleinen Campingplatz in ihrem Garten errichtet. Dort fuhren wir hin und erreichten nach ewigen Stunden durch die Berge, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 50 km, mit dem letzten Tageslicht ihr Haus. Außer einem kanadischen Campermobil war niemand dort und man merkte, dass die Hamburger sich freuten, wieder einmal mit uns deutsch reden zu können. Ihr Haus war sehr hübsch gebaut und lag wunderschön in den Bergen mit einem tollen Blick auf die darunter liegende Stadt. Allerdings erzählten sie uns auch von den vielen Schwierigkeiten und Streitereien vor Gericht die sie hatten, bis alles so weit war wie jetzt. Es waren auch alle Fenster vergittert und sie verreisten niemals zu zweit, um das Haus nicht allein zu lassen. Den Campingplatz, sowie ein Appartment vermieten sie, um mehr Kontakt zu Europäern und Nordamerikanern zu haben.
Schon als wir bei der Anreise durch den Straßenverkehr von Oaxaca fuhren, immerhin hat auch diese Stadt 255.000 Einwohner, hatte keiner von uns Lust mit dem Wohnmobil da noch mal hin zu fahren. Die Mexikaner fahren halt auch eher „südländisch“ und das ist auf die Dauer sehr anstrengend. Dann war es am nächsten Tag noch sehr heiß und keiner von uns konnte sich für eine eigentlich geplante Stadtbesichtigung begeistern. Nach zwei Tagen stundenlanger Fahrt über unendliche Berge in tropischer Hitze wollten wir einfach nur im Schatten sitzen und entspannen. Gegen Abend, als es endlich etwas kühler wurde, rafften wir uns dann aber doch noch auf und gingen über Feldwege in das angrenzende Dorf Santa Maria del Tule. Dort kann man den ca. 1600 Jahre alten Baum von Tule bewundern, mit 14 Metern Durchmesser und 46 Metern Umfang angeblich der dickste bekannteste Baum der Welt. Umgeben war der Baum von einer Plaza, an der viele Restaurants angrenzten. Davon suchten wir uns eines aus und bestellten Tlayuda – eine Art mexikanischer Pizza und eine Spezialität der Gegend. War ganz lecker.
Überhaupt stellt Mexico in Bezug auf Kulinarisches die beiden Länder die wir vorher besucht hatten völlig in den Schatten. Endlich gib es wieder schmackhaftes Bier, Mettwurst (Chorizo), echten Käse, leckere Brötchen und vieles mehr. Vom Essen in den Restaurants ganz zu schweigen! Allerdings alles sehr kalorienreich!

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