Dann packten wir zusammen und verließen den Ort Richtung Palenque. Laut Google Maps waren es 220 Km, für die 5 Stunden veranschlagt wurden. Das machte uns schon stutzig, aber als wir einige Zeit auf den schmalen Serpentinen durch die Berge gefahren waren und in jedem kleinen Bergdorf an mindestens 6 Topes stoppen mussten, und von den Dörfern gab es sehr viele, war uns klar, dass wir die Strecke heute nicht mehr schaffen würden. So suchte ich nach einem sicheren Übernachtungsplatz und fand die „Aqua Azul“ Wasserfälle auf dem Weg nach Palenque.
Es war aber auch total interessant, das Leben der Leute in den Bergdörfern zu sehen. Da fast alle Hütten direkt an der Durchgangsstraße liegen und sich das Leben vorwiegend draußen abspielt, war einiges los. In jedem noch so kleinem Ort wurde etwas zum Verkauf angeboten. Obst, Gemüse, warmes Essen, Kleidung usw. Dazwischen liefen die Hunde und Hühner frei herum. Nur die Kühe und Schafe waren mit einer Leine am Straßenrand befestigt. An vielen Ständen wurde auch Benzin und Diesel in verschieden großen Kanistern zur Hälfte des Preises angeboten. Wer weiß schon wo dieser Sprit herkommt.
Der Staat Chiapas in dem wir uns hier befanden, wird von den anderen Mexikanern als unterentwickelt und rückständig angesehen. Der natürliche Reichtum an Edelsteinminen, Holzabbau, Bananen-, Kakao- und Kaffeeplantagen ist ungleich verteilt und befindet sich nur in den Händen weniger. Allerdings haben sich die indigenen Traditionen und die Maya-Kultur in den Bergen erhalten.
Es war Sonntag und viele mexikanische Familien auf Ausflügen unterwegs. Man hatte uns vor Straßensperren der Zapatisten gewarnt, die für die Rechte der Indigenas kämpfen und in dieser Gegend noch aktiv sein sollen. Der Tipp lautete: „Wenn wir an ein über die Straße gespanntes Seil kommen solltet, einfach weiter fahren. Dann lassen sie schon los.“ Aber als wir wirklich an eine Sperre kamen, war zwischen dem Seil ein langes Nagelbrett befestigt. Soviel zu den Tipps. Also hielten wir an und waren von ca. 20 jungen Männern umzingelt die 100 Pesos wollten. Holger regte sich etwas auf und auf die Frage, wofür wir das denn zahlen sollten, kam irgendwas von „sozialen Projekten“. Also „spendeten“ wir ca. 40 Pesos (2 Euro) und sie ließen uns fahren.
Gegen Abend erreichten wir die Aqua Azul Cascadas und konnten dort auf dem Parkplatz kostenlos campieren. Die letzten Ausflügler verließen gerade das Gelände und nur wir blieben zwischen Ständen und Restaurants über. Die Besichtigung der, lt. Reiseführer, „schönsten Wasserfälle Mexikos“ starteten wir früh am nächsten Morgen, bevor überhaupt die ganzen Händler ihre Waren aufgebaut hatten. Der Fluss „Rio Yak“ stürzt hier gleich über mehrere breite Felstreppen hinab und ergibt sehr schöne Fotomotive. Man kann am Wasserfall entlang nach oben wandern und an einer ausgewiesenen Stelle sogar baden. Mit uns waren zu so früher Stunde nur wenige Touristen unterwegs und nach einem erfrischendem Bad machten wir uns wieder auf den Weg.