Am Montag hatten sich alle, bis auf den ersten Sonnenbrand, gut erholt und wir fuhren Richtung Samara, den zum Surfen auserwählten Strand. Nicht ohne vorher noch unsere Vorräte und unser Trinkwasser im Ort Nicoya aufzufüllen. Inzwischen haben wir auch wieder einen Tankdeckel für den Wassertank, der uns aus Deutschland mitgebracht wurde.
Die Einfahrt zum Campingplatz ist etwas eng und wir kamen mit unserem Wohnmobil gerade so um die Kurve. Danach mussten wir noch unter einigen Stromkabeln durch, die wir mit Stöcken hochhielten, um nicht hängen zu bleiben. Aber dann standen wir auf dem perfekten Platz, direkt auf dem verlängerten Sandstrand unter hohen Palmen und breiteten uns unter dem angrenzenden Schattendach aus. Außer uns campte auch hier niemand. Die beiden Kinder gingen gleich zur angrenzenden Surfschule und buchten einen Termin für die Surfstunde am nächsten Morgen. Am frühen Vormittag und manchmal auch noch abends waren die Wellen dafür am besten geeignet. Dazwischen ebbten sie etwas ab, was wiederum super zum Schwimmen war.
Holger konnte hier auch mit dem Kanu über die Wellen fahren und sich etwas die Bucht ansehen.
Der Surfkurs am nächsten Tag war für alle ganz lehrreich und brachte neue Erkenntnisse, die in den anschließenden Tagen umgesetzt wurden.
Da die Bedingungen so perfekt waren, blieben wir ganze 5 Nächte auf dem Campingplatz, was für uns ja schon eine ganze Ewigkeit ist. Sehr früh am Morgen bis gegen 10:00 Uhr genossen wir die noch angenehmen Temperaturen zum Strandspazieren, Surfen, Baden und Dinge erledigen. Dann versuchten alle den kühlsten Schattenplatz zu finden, um zu lesen und zu dösen, bis wir uns gegen 16:00 Uhr langsam wieder aufrafften. Gegen Abend leckten die Surfer ihre zahlreichen Wunden und Sonnenbrände, um sich am nächsten Morgen erneut aufs Board zu setzen.
Zwischendurch übernachteten einmal für eine Nacht zwei gemietet Landrover mit Dachzelten neben uns, die am nächsten Morgen wieder verschwanden. Ansonsten fühlten wir uns hier wie auf unserem Privatplatz mit direktem Strandzugang. Als wir den Platz endlich verließen, hatten alle Angst so ein Paradies nicht noch einmal zu finden.
In unserem Reiseführer steht, dass Samara ein Ort ist, in dem schon viele Urlauber für immer hängen geblieben sind und das die Gefahr hier nicht mehr wegzukommen größer wird, je länger man bleibt.
Das konnten wir gut verstehen, aber Costa Rica ist so vielfältig, dass es schade wäre, die ganze Zeit an einem Ort zu bleiben.
29.02.-01.03.2020 Playa Junquillal II
Da Carolin kurz vor dem Abflug noch mit einer starken Erkältung zu kämpfen hatte und sich jetzt noch sehr geschwächt fühlte, wollte sie mit dem Surfen lieber noch zwei Tage warten. Dann konnten sie sich auch noch etwas vom anstrengenden Flug und vom Jetlag erholen.
So beschlossen wir, noch einmal zur Playa Junquillal zu fahren, der Platz auf der Klippe, bei dem wir nach dem Grenzübergang übernachtet hatten. Als wir dort ankamen, fanden die beiden den fast menschenleeren Strand und die grandiose Aussicht genauso schön wie wir. So verbrachten wir zwei entspannte Tage zwischen Hängematte, Spazierengehen, in den Wellen baden und Sonnenuntergang bestaunen. Da der Wind relativ stark wehte und damit etwas Kühle brachte, konnten sie sich erst mal langsam an die Hitze gewöhnen. Holger versuchte sich auch etwas mit Schnorcheln, aber dabei riss ihm leider eine große Welle die Taucherbrille vom Gesicht und sie verschwand auf nimmer Wiedersehen. Die Wellen waren dieses Mal viel heftiger als beim letzten Besuch und fürs Surfen wahrscheinlich nicht geeignet.
Auf dem Campingplatz konnten wir direkt neben uns im Baum eine Affenherde beobachten, die sich dort abends und morgens aufhielt.
Komischerweise war außer einem einzelnen Mann in einem Zelt auf dem Campingplatz wieder gar nichts los. Wir fanden das gut, aber wie die Besitzer mit so wenig Einnahmen überleben können, wissen wir nicht.
27.-28.02.2020 San Jose
Heute machten wir uns auf den Weg nach San Jose, der Hauptstadt Costa Rica´s mit einem internationalen Flughafen. Das Land ist nur ungefähr so groß wie Bayern und die Hauptstraßen sind in relativ gutem Zustand. So kommt man ganz gut voran. Allerdings werden die Straßenverhältnisse sofort schlechter, sobald man eine kleinere Zufahrtsstraße zu einem Ort einschlägt. Oft wird auch vor Flussüberquerungen gewarnt, die bei Regen schnell sehr tief werden können. Da wir in der Trockenzeit unterwegs sind, sollte das Problem nicht so groß sein. Allerdings schickte uns Google Maps heute natürlich ausgerechnet über eine solche Straße. Beim Austesten der Flusstiefe muss man auf die eventuell dort ansässigen Krokodile achten. Aber unser Fluss war nicht tief und damit das Durchqueren kein Problem.
In San Jose fuhren wir erst mal zu einem Walmart, um noch etwas einzukaufen. Auch hier war der gesamte Parkplatz hoch eingezäunt und viele Sicherheitsbeamte kontrollierten das Areal. Im Walmart war es wie in den USA, mal abgesehen von der Gemüse- und Obstauswahl, die überall in ganz Mittelamerika eine großartige Vielfalt aufweist. Überhaupt erschien uns hier alles auf westlichem Niveau zu sein und es ist ein Quantensprung zwischen dem reichen Costa Rica und dem armen Nachbarland Nicaragua.
Dann fuhren wir zum Campingplatz nicht weit vom Flughafen entfernt. Das Areal lag, wie sollte es anders sein, hinter hohen Mauern und war eigentlich der große Garten eines Privathauses. Die Besitzerin vermietete auch Vans mit Dachzelt und bot Langzeitunterbringung für Wohnmobile an, deren Besitzer für einige Zeit nach Hause fliegen wollen. Außer uns war nur noch ein Spanier dort, der seine lange Mittelamerikareise schon hinter sich hatte und nun nur noch das Auto verkaufen wollte. Da er Übersetzer war und von überall aus arbeiten konnte, hatte er es scheinbar auch nicht so eilig.
Am Abend wurde es richtig kühl hier und wir genossen die niedrigen 22 Grad in der Nacht.
Den nächsten Tag verbrachten wir mit Aufräumen und Wäsche wachen. Hier konnte man allerdings nicht selber waschen, sondern ein Wäschedienst holte die schmutzigen Sachen ab und brachte alles gewaschen und getrocknet einige Stunden später wieder zurück.
Gegen Abend machten wir uns auf dem Weg zum Flughafen. Die Campingplatzbesitzerin hatte uns ein Uber-Taxi gerufen, das uns zum Flughafen fuhr. Der junge Fahrer fuhr sehr schnittig durch den Freitag-Feierabendverkehr und redete dabei unablässig mit den Händen gestikulierend in Spanisch auf Holger ein. Der verstand sicher nur einen Bruchteil davon. Ich war froh als wir unversehrt am Flughafen ankamen. Da der Flieger Verspätung hatte, schauten wir uns den sehr kleinen, übersichtlichen Flugplatz an. Eine Empfangshalle gab es gar nicht, man wartete draußen auf die soeben gelandeten Fluggäste. Irgendwann konnten wir Carolin und Jannik freudestrahlend in Empfang nehmen, die einen langen Flug mit zweimal umsteigen in Frankfurt und New York hinter sich hatten. Wir hatten uns die Telefonnummer von unserem Uber-Fahrer geben lassen und riefen ihn an, um uns wieder abzuholen. Als er die jungen Leute sah, fühlte er sich genötigt noch rasanter zu fahren und ich war froh, dass der Campingplatz nicht weit entfernt war.
Wir saßen noch etwas draußen und erzählten, wie es uns in der letzten Zeit so ergangen war. Wir hatten seit langem mal wieder eine Jacke an und ich hatte fast ein schlechtes Gewissen wegen der Kühle, da ich den beiden immer erzählt hatte, wie heiß es in Costa Rica ist.
26.02.2020 Samara
Nachts wehte auf der Klippe ein schöner Wind, sodass wir recht gut schlafen konnten. Am Morgen fuhren wir in den nicht weit entfernten Ort Tamarindo, der das beliebteste Surfmekka Costa Ricas ist. In zwei Tagen würden Carolin und Jannik uns besuchen und wir wollten nach einer Surfschule und Leihbrettern Ausschau halten. In dem Ort war mächtig was los. Hier tummelten sich viele Amerikaner, der Strand war voll mit Hotels und es gab eine Surfschule neben der anderen. Wir klapperten einige ab und fanden auch eine passende Schule, allerdings relativ teuer und kein Campingplatz in der Nähe.
Eine zweite Möglichkeit gab es noch in dem Ort Samara etwas weiter südlich. Auf dem Weg dorhin kauften wir noch eine Simkarte für Costa Rica, da wir ja hier etwas länger bleiben werden. Der Handyladen war eigenartig, die Eingangstür öffnete ein Sicherheitsbeamter, von dem wir, wie am Flughafen mit einem Metalldetektor abgescannt wurden und dann eine Wartenummer bekamen. Diese Erfahrung hatten wir auch schon bei der Bank gemacht. An drei geöffneten Schaltern wurde dann abwechselnd die nächste Nummer aufgerufen und wir konnten unsere Wünsche darlegen. Wir besitzen jetzt eine Prepaidkarte, die wir in jedem Supermarkt aufladen können.
Es ist aber schon eigenartig, dass in einem Land das als sicher gilt, so viele Securitymaßnahmen getroffen werden. Auch die Häuser sind oft stark eingezäunt und es wird überall darauf hingewiesen keine Sachen unbeobachtet zu lassen.
Der Ort Samara gefiel uns auch sofort. Dort ist zwar auch einiges los, aber kein Vergleich zu Tamarindo. Der Campingplatz lag direkt am Strand, es waren nur noch einige Schritte ins Wasser und eine Surfschule war direkt daneben. Bei einem gebuchten Surfkurs konnte man das Brett danach fünf Tage kostenlos ausleihen und die Wellen waren perfekt für Surfanfänger geeignet. Das passte alles, da konnten wir auch über die nicht so schönen Toiletten und Duschen hinweg sehen. Hier würden wir also mit den beiden Urlaubern herkommen und einige Tage bleiben.
Allerdings wehte hier kein Wind und die Nacht war sehr heiß.
25.02.2020 Costa Rica – Junquillal
Von
Michaels Haus war es nicht weit zur Grenze und obwohl es noch früh am Morgen war, stand schon eine
lange Schlange von LKWs vor der Grenze. Inzwischen sind wir schon geübt und
fuhren einfach vorbei. Bei der Ausreise aus Nicaragua waren die neuen
Grenzanlagen schon fertig gestellt und es schien alles sehr neu und
übersichtlich. Wir stellten uns an den Ausreiseschalter und unterhielten uns
mit einer deutschen Rucksacktouristin, die ganz allein bereits alle
mittelamerikanischen Länder bereist hatte und meinte, das Reisen hier wäre sehr einfach und
sicherheitsmäßig kein Problem.
Leider fühlte sich Holger nicht
so gut, er hatte eine Erkältung und dachte er bekäme Fieber. Da wir nicht
wussten, ob sie in Costa Rica Fieber messen würden, nahm er erst mal vorsichtshalber
ein fiebersenkendes Mittel. Dann suchten wir draußen beim Parkplatz einen
Aduanabeamten, der unser Auto kontrollieren sollte. Er kam mit einer
Praktikantin die gerade eingearbeitet wurde und so zeigte er ihr erst einmal wie so ein Wohnmobil von innen aussieht und das
man viele Schränke öffnen kann. Wohnmobile sind in Zentralamerika so gut wie unbekannt, die Einheimischen
übernachten höchstens mal in einem Zelt. Wir wurden öfter unterwegs auf unser
Casa Rodante, unser fahrendes Haus, angesprochen und es gibt fast keinen
Grenzbeamten, der nicht mal einen Blick hineinwerfen möchte.
Als das erledigt war, gingen wir zu einem Nebengebäude, um den Hund ausreisen
zu lassen und da gingen die Schwierigkeiten los. Der Grenzbeamte meinte, es
würde ein abgestempeltes Formular von der SEPA Stelle in Rivas fehlen. Das
hatten wir uns ja dort schon gedacht, aber wie können wir einem
nicaraguanischen Beamten sagen, was er tun soll. Glücklicherweise hatte er ja
schon am Vortag mit just diesem Angestellten gesprochen und rief auch jetzt in
Rivas an. Dann entwickelte sich eine lange Diskussion, da wir ja auch das
falsche Einreisedokument hatten. Letztendlich erstellte der Grenzbeamte das Formular, wir
bekamen es an einer anderen Stelle abgestempelt und konnten gehen. Da es
inzwischen fast Mittag war, holte sich Holger ein leckeres Mittagessen von
einem mobilen Stand, mit dem es ihn dieses Mal erwischte. So lecker die ganzen
Stände auch duften und das Essen aussieht, man weiß nie ob man es verträgt oder
nicht.
Wir fuhren weiter zur Einreise nach Costa Rica. Eine weitere,
deutsche Rucksacktouristin sah
unser Auto und fragte gleich freudestrahlend, ob wir sie nicht bis in die Stadt
Liberia mitnehmen könnten. Das hätten wir sicher gemacht, aber bis die Einreise
für uns, das Auto und den Hund erledigt ist, wäre sie wahrscheinlich schon
längst mit dem Bus in Liberia. Das war ihr dann auch lieber. Im Bus gibt es
auch Klimaanlage und W-Lan, bei uns im Auto herrscht unerträgliche Hitze.
Am Einreiseschalter wartete mal wieder eine lange Schlange, die aus dem Gebäude heraus und den ganzen
Bürgersteig entlang lief. Immerhin gab es drei Abfertigungsschalter und so
dauerte es nicht ganz so lange wie es ursprünglich aussah. Dann zum
Aduanaschalter, dort brauchten wir wieder einige Kopien, da traf es sich gut,
das genau daneben ein Mädel in einem Verkaufsstand mit einem einfachen Kopierer
stand. Für drei Kopien zahlten wir 1 Dollar, ich denke das ist ein ganz
einträgliches Geschäft. Dann kontrollierte jemand kurz das Auto und eine
Beamtin erschien als sie unseren Hund sah und meinte wir müssten dafür 13
Dollar bei der Bank einzahlen. Da die Bank gerade Mittagspause hatte, fuhren
wir erst zu einem etwas weiteren Gebäude, bei dem wir dann den endgültigen Tip,
also die vorläufige Einreisegenehmigung für unser Auto bekamen. Nicht ohne
vorher 48 Dollar zu bezahlen, für Straßenbenutzungsgebühr und eine
Autoversicherung für Costa Rica. Unser Einwand, dass wir schon eine
Versicherung abgeschlossen hätten, die auch für dieses Land zählt, wurde ignoriert
und darauf hingewiesen, dass jeder diese Versicherung abschließen müsse.
Allerdings hat die Versicherung nur eine geringe Haftpflichtdeckung und im
Falle eines Unfalls sind wir mit der anderen Insurance aus Guatemala sicher
besser abgesichert.
Dann zurück zur Bank, die inzwischen offen war, die 13 Dollar eingezahlt und
damit wieder zurück zur Hundeeinreise. Davor hatten wir am meisten
Angst, da wir so viel Schlechtes
darüber gelesen hatten. Aber der befürchtete Drachen am Schalter hatte heute
wohl frei und nach Formular erstellen, ausdrucken und stempeln waren wir
fertig. Alles in allem wieder 6 Stunden für Ein- und Ausreise.
Aber wie sagte eine Camperin so schön: „Du wurdest nicht gebeten und niemand
hat dich gezwungen in diese Länder zu reisen. Aber wenn du herkommst, musst du ihre Regeln und Gepflogenheiten
akzeptieren.“ Stimmt, aber fällt nur manchmal schwer, wenn uns einiges so sinnlos
erscheint. Zum Beispiel hatten wir ständig Probleme mit dem Hund und die
Einreise war öfter so schwierig, aber nicht ein einziges Mal hat sich jemand
für den Kofferraum unseres Wohnmobils interessiert. Wir hätten alles Mögliche
unerkannt durch alle Länder schmuggeln können. Außerdem
locken die Grenzen alle möglichen Leute an, die irgendwelche Geschäfte machen
wollen, etwas zu verkaufen haben, betteln oder Reisende abzocken wollen, die
stürzen sich dann von überallher her auf die ankommenden Autos und LKWs,
besonders auf solche, die mit Aufklebern darauf hinweisen, dass sie fremd im
Land sind. Es macht wenig Spaß, sich damit herumzuärgern.
Eigentlich wollten wir später noch einmal nach Nicaragua einreisen, da es dort
sicher noch schöne Orte zu entdecken gäbe, aber auf eine
erneute
stundenlange Ein- und Ausreise hat keiner von uns Lust.
Wir sind froh, jetzt erst mal alle Grenzen passiert zu haben, vier
Grenzübergänge in sechs Tagen war doch etwas zu viel und wir sind froh, jetzt erst mal etwas
länger in Costa Rica zu bleiben.
Nach erfolgreicher Einreise fuhren wir noch ca. 3 Stunden bis zum anvisierten
Campingplatz an der Küste. Der Platz lag oberhalb einer Klippe und die Aussicht
dort entschädigte sofort für alle heutigen Strapazen. Der weitläufige Strand
war von Palmen umsäumt, man sah nur vereinzelt kleinere Häuser hinter den
Bäumen. Ansonsten waren wir fast allein. Unter unseren Klippen waren Felsen,
aber ein paar Schritte weiter weg, war purer Sandstrand mit surfbaren Wellen
für Anfänger. Wir fanden es sah hier aus wie in der Südsee, wenn wir die natürlich
auch nur von Fotos und Filmen kennen.
Der Campingplatz war bis auf ein kleines Zelt komplett leer, hatte annehmbare
Sanitäranlagen und einen günstigen Preis. Hier würden wir auf jeden Fall noch
mal für eine längere Zeit herkommen.
Holger schmiss sich gleich in die bereitgestellte Hängematte und war froh, mit
seiner Erkältung und seinem verdorbenen Magen den anstrengenden Tag hinter sich
gebracht zu haben.
23.-24.02.2020 Nicaragua
In Nicaragua wollten wir uns wenigstens die Küste ansehen, wenn wir schon nicht mehr Zeit für das Land hätten. So fuhren wir zu einem Strand mit dem schönen Namen Playa Popoyo, der schon ziemlich weit im Süden gelegen ist. Leider führte uns Google Maps das letzte Stück zu einem nicht befahrbaren Weg, der durch Sanddünen führte, in denen wir garantiert stecken geblieben wären. Das passiert uns in Zentralamerika mit Google öfter, der letzte Kommentar von Google Maps war: „Das letzte Stück zu Fuß gehen“, sehr witzig wenn wir in unserem Auto wohnen wollen. Also fuhren wir die ganze Schotterpiste wieder zurück und suchten einen anderen Weg.
Endlich angekommen waren wir ganz angetan von dem rustikalen Campingplatz. Der ganze Ort schien ein sehr beliebter Surfspot bei jungen Backpacker zu sein und es gab einige Hostels rundherum. Holger ging auch surfen, aber dieses Mal schlug ihm leider eine Welle die Finne auf den Fuß und er zog sich eine stark blutende Schnittwunde zu. Damit konnte er erst mal für eine Weile nicht surfen. Wir schauten uns noch den schönen Sonnenuntergang an und mussten am nächsten Tag mal wieder weiter. Den heutigen Abend wollten wir sehr nah an der Grenze verbringen, da der kommende Übergang nach Costa Rica der langwierigste sein soll. Auf dem Weg dorthin hielten wir noch im Ort Rivas, um uns im örtlichen SEPA Büro ein spezielles Ausreiseformular für den Hund zu beschaffen. Das wurde bei IOverlander empfohlen, angeblich sitzt bei der Einreise nach Costa Rica ein Drachen, der niemanden ins Land lässt, der nicht dieses spezielle Formular hat. Also fuhren wir dorthin und ein sehr netter Beamter bot uns gleich Stühle und Kaffee an. Dann schaute er unsere Einreisepapiere für Hope nach Nicaragua an und meinte, man hätte uns ein völlig falsches Dokument gegeben. Das wäre für die Einfuhr und nicht für den Transit. Er telefonierte daraufhin mehrmals lautstark mit dem zuständigen Grenzbeamten und eröffnete uns dann, dass wir zu einem Tierarzt müssten, um ein neues Gesundheitszeugnis aus Nicaragua ausstellen zu lassen. Also gut dachten wir, wenn es hilft, unsere alte Tierarztbescheinigung aus Mexiko war jetzt auch schon älter als 14 Tage. Der Tierarzt schaute sich Hope eigentlich gar nicht weiter an, er stellte nur ein Formular aus und verlangte dafür 40 Dollar. Da fühlten wir uns doch etwas abgezockt, wahrscheinlich teilt er seine Einnahmen mit dem SEPA Beamten, zu dem wir wieder zurück fuhren. Wir wollten noch eine Bestätigung von ihm wie schon am Anfang geplant, aber er meinte, das wäre nicht notwendig, was uns sehr komisch vorkam.
Dann bevorrateten wir uns noch etwas im Supermarkt, da die Lebensmittel in Costa Rica sicher erheblich teurer sein würden. Frische Sachen wie Fleisch, Gemüse und Früchte dürfen aber nicht eingeführt werden.
Nicht weit entfernt von Rivas, direkt am größten See Nicaraguas, dem Lago Cocibolca, oder einfach Nicaraguasee genannt, hatte sich ein deutscher Auswanderer mit seiner nicaraguanischen Frau auf einem ehemaligen Farmgelände ein wunderschönes Wohnhaus und Gästehaus gebaut. Es lag auf einem Hügel mit Blick auf den See. Wir konnten unser Wohnmobil auf einem Grasgelände parken und die Dusche in einem der Gästehäuser benutzen.
Im Gespräch erzählte er uns, das er in zwei Tagen nach Deutschland fliegt, um dort den Sommer über zu arbeiten, da sie von ihren Einnahmen leider nicht mehr leben können. Seit den Aufständen im ganzen Land im Frühjahr 2018 blieben die Touristen weg. Die sozialistische Regierung um Herrn Ortega, der sich angeblich immer wieder ins Amt schummelt, kann das Land nicht voranbringen. Nicaragua gilt als eines der ärmsten und rückständigsten Länder Lateinamerikas. Bei unserer Durchfahrt haben wir auch sehr viele ärmliche, einfache Hütten in den Dörfern gesehen und noch viele Pferde- und Rinderkutschen statt Autos oder Motorräder. Dafür sind das Gesundheitssystem und die Schulbildung für alle kostenlos. Anders als El Salvador, das auf Handelsbeziehungen mit den USA setzt und auch den Dollar als offizielle Währung hat, kann Nicaragua mit seiner Regierung nicht auf große Unterstützung aus Amerika hoffen.
Jedenfalls war Michael der deutsche Auswanderer ziemlich frustriert und die beiden hatten sich das mal anders vorgestellt, als sie vor fast 15 Jahren hierher kamen. Als wir uns so unterhielten, turnte neben uns im Baum ein Affe herum. Michael meinte, das wäre ein Spinnenaffe, später hörten und sahen wir auch wieder Brüllaffen in den hohen Bäumen.
Wir gingen noch zum See und ich schwamm etwas in den hohen, fast meerähnlichen Wellen. Der See wäre, wie der Gardasee in Italien, perfekt zum Windsurfen oder Kitesurfen geeignet, da hier der Passatwind ständig weht.
22.02.2020 Honduras
Wir standen sehr früh auf und fuhren nach dem Sonnenaufgang los. Heute wollten wir zwei Grenzen an einem Tag schaffen, da die Strecke durch Honduras nur sehr kurz ist.
Die Ausreise in El Salvador war schnell und einfach, nachdem wir natürlich wieder an unzähligen LKWs vorbei gefahren waren. Kurz die Pässe angeschaut, eine Art Ausreisezettel bekommen für Honduras Grenze, dann Autoausfuhr, wie immer jede Menge Kopien dalassen und weiter zur Einreise nach Honduras. Dort herrschte dann doch wieder Chaos, ein Offizieller nahm uns in Empfang, zeigte uns wo wir parken sollten und brachte uns in ein großes Gebäude, in dem jeweils sehr lange Menschenschlangen vor den Ein- und Ausreiseschaltern an der linken und rechten Seite standen. Als ich noch dachte, hoffentlich müssen wir uns da nicht anstellen, zeigte er auch schon auf das eine Ende der Schlange. Ich zählte über 70 Wartende für zwei Abfertigungsschalter bei der Einreise. Wahrscheinlich waren gerade ein oder zwei Busse angekommen, deren Insassen jetzt alle einreisen wollten.
So standen wir hier seeehr lange. Nach gefühlten Stunden am Schalter angekommen, wurden unsere Fingerabdrücke genommen, wir wurden fotografiert und bekamen einen Einreisestempel in den Pass. Dann ging Holger noch zum Aduanafenster, dort war glücklicherweise keine Schlange, um das Auto zu importieren. Aber inzwischen hatten wir keine Kopien mehr und so musste er zwischendurch noch zum Kopierladen um welche herzustellen. Dann war das endlich geregelt, aber es fehlte noch der Hund. Die Einreise für Tiere, genannt SEPA, befand sich in einer Art Eisenbahnwagon einen Kilometer entfernt. Dort schaute sich ein freundlicher Beamter Hope´s Hundepass und Gesundheitszeugnis genau an und machte Kopien von allen Seiten. Dabei unterhielt er sich mit Holger und war ganz interessiert an unserer Reise. Zwischendurch kamen einige Kollegen und machten Fotos weil sie den Hund so niedlich fanden. Dann mussten wir die Gebühren bezahlen, aber leider nicht in Dollar, sondern in honduranischen Lempira, die wir natürlich nicht besaßen. Aber ganz zufälligerweise lungerte draußen gerade jemand herum, der uns die benötigten 13 Dollar wechseln konnte…
Dann zu einem anderen Eisenbahnwagon auf der gegenüberliegenden Seite, der alle Angaben noch mal in einen Computer eintrug und uns das Formular ausgedruckt mitgab. Angenehm war, dass in allen Wagons eine Klimaanlage angenehmen Kühle verbreitete.
Danach konnten wir endlich einreisen. Auch Honduras machte auf uns einen guten Eindruck, was wir auf der kurzen, ca. 2 stündigen Durchfahrt so sehen konnten. Die Straßen waren in gutem Zustand, die Menschen freundlich, die Landschaft sehr schön. Wir stoppten aber nur einmal bei einem Straßenverkäufer, um uns eine neue Hängematte zu kaufen. Wahrscheinlich wäre es aber auch hier an der Küste schön und sicher gewesen. Die Kanadierin am Lagerfeuer in Antigua meinte: „Sie warnen dich immer vor dem nächsten Land, in Kanada vor den USA, in den USA vor Mexiko, in Mexiko vor Guatemala usw., aber wenn man erst mal dort ist, stellt man fest, das alles gar nicht so schlimm ist.“ Recht hat sie.
Es war schon früher Nachmittag als wir die nächste Grenze erreichten und hofften noch vor dem Dunkelwerden in Nicaragua zu sein.
Unsere Ausreise aus Honduras ließ sich ganz gut an. Wir fanden direkt vor dem Gebäude einen Parkplatz, alle zuständigen Schalter befanden sich nicht weit entfernt. Pass zeigen, noch mal Fingerabdrücke geben, dann Autoausreise gestempelt und kurz Kopie abgegeben für den Hund am SEPA Schalter.
Dann weiter nach Nicaragua, wie immer an allen LKW vorbei und dort landeten wir in einer riesigen Baustelle. Nicaragua bekommt gerade eine komplett neue Grenze. Die neuen Gebäude stehen dort schon, aber zurzeit werden die dazugehörigen Zufahrtsstraßen gebaut und alles ist gerade aufgerissen und im Bau. Gott sei Dank zeigte uns jemand wo wir in diesem Durcheinander parken konnten. Dann gingen wir in dem alten Gebäude zum Einreiseschalter, dort schickte man uns zu einem extra Schalter für Europäer oder Nichtzentralamerikaner, oder so ähnlich. Jedenfalls stellte man uns viele Fragen wie wir reisen oder wo genau wir hin wollen. Zwischendurch ging die Dame mit unseren Pässen weg und kam mit einem weiteren Beamten wieder, um uns noch weitere Fragen zu stellen. Nach sehr langer Zeit dann bekamen wir einen Einreisestempel und konnten zur Autoeinreise ins Nebengebäude gehen. Jeder der hier mit dem Auto einreisen wollte, musste sein gesamtes Gepäck hereinbringen und durch einen Scanner schicken. Erst mit dieser Bestätigung durch einen Stempel durfte das Auto einreisen. Wir fragten uns, wer denn kontrolliert, ob wirklich alles Gepäck aus dem Auto herein gebracht wurde. Ein Amerikaner vor uns regte sich furchtbar auf, weil er seine gesamte Sportausrüstung bestehend aus vielen großen Teilen rein schleppen musste. Da wir nicht alles aus unseren Schränken ins Gebäude bringen konnten, begleitete uns ein Beamter nach draußen zum Wohnmobil. Als er den Hund sah, wollte er erst die Hundeeinreise erledigen und ging mit uns über die ganze Baustelle bis zu einem weit entfernten Container, in dem zurzeit die SEPA Stelle untergebracht war. Das hätten wir niemals allein gefunden. Ein Angestellter nahm Hopes Papiere und füllte mal wieder einige Formular aus, während wir draußen mit unserer Begleitung geduldig warteten. Ich glaube der Beamte war ganz froh mal raus zu kommen. Hier konnten wir unsere Hundeeinreisegebühr in Dollar bezahlen und gingen danach wieder zum Auto. Jemand sah sich das Wohnmobil kurz an, verglich die Fahrzeugnummer und dann konnten wir im Gebäude die Einreise abschließen und danach nach Nicaragua einreisen. Einreise und Ausreise hatten jeweils ca. 3-4 Stunden gedauert, so dass es jetzt schon spät war. Eigentlich wollten wir in den nächsten Ort fahren, um in einem Hotel zu übernachten, aber auf dem Weg dahin kamen wir an einem Schwimmbad vorbei und bei IOverlander stand man könne dort auch übernachten. Also stoppten wir kurzerhand und es war herrlich nach diesem heißen, sehr nervigen und anstrengenden Tag ins Wasser zu steigen, was komischerweise sogar herrlich kühl war. Das Schwimmbad selbst hatte nur zwei kleine Becken und war sehr heruntergekommen. Überall auf dem Gelände liefen Tiere frei herum, Hunde, Hühner, Truthähne. Aber der Besitzer versicherte uns, wir würden hier sicher stehen, das Gelände war umzäunt und er schloss am Abend das Tor zu. Wir saßen noch etwas draußen vor dem Wohnmobil während neben uns auf dem Zaun die Truthähne mit hängenden Köpfen schliefen. Von der Ferne konnte man laute Musik aus dem Ort hören und wir waren ganz froh, nicht dort zu übernachten.
19.-21.02.2020 El Salvador
Diesen Morgen verließen wir sehr früh den Campingplatz, da es doch noch eine gute Strecke zu fahren war bis zur Grenze nach El Salvador. Wir hatten lange überlegt, ob wir El Salvador weglassen und stattdessen nur durch Honduras fahren sollten, da es uns immer als gefährlich beschrieben wurde. Aber die letzten Overlander mit denen wir sprachen, meinten El Salvador wäre okay, aber in Honduras sollte man sich besser nicht länger aufhalten. So entschieden wir kurzerhand auf dem klassischen Weg der Panamericana an der Küste entlang zu fahren. Leider wird dieser Grenzübergang auch von allen LKW-Fahrern genutzt und so erwartete uns schon eine kilometerlange Schlange von stehenden Brummis weit vor dem Grenzübergang. Da es nur eine Spur in beide Richtungen gab, versuchten wir, immer wenn kein Gegenverkehr kam, einige LKW zu überholen. In dem kleinen Grenzort herrschte wie immer das übliche Chaos an fahrenden und stehenden Verkaufsständen. Zu allem Überfluss fand gerade eine Art Jahrmarkt statt, mit Karussels und anderen Fahrgeschäften. Und vor uns fuhr im Schneckentempo ein Umzug mit winkenden Cowgirls und Schönheitsköniginnen auf Pick-ups und Treckern. Dazu dröhnte laute Musik aus zahlreichen Lautsprechern. Der Umzug fuhr bis zur Grenze und drehte dann um. Dadurch mussten zahlreiche PKWs, uns eingeschlossen, die gerade versuchten zu überholen, ein ganzes Stück rückwärts wieder zurück fahren. Ein heilloses Durcheinander. Wie man hier einen Umzug stattfinden lassen kann, war uns ein absolutes Rätsel. Aber irgendwann hatten wir es geschafft und erreichten die guatemaltekische Ausreise. Dieses Mal wollten wir es ohne Helfer schaffen, da diese angeblich Gebühren verlangen, die gar nicht bezahlt werden müssen. Wir wimmelten also alle Angebote ab, gingen zum Immigrationsschalter und bekamen einen Ausreisestempel in den Pass. Dann zum Aduanabüro für die Autoeinfuhr, dort warteten wir auf den zuständigen Beamten, der den Aufkleber für die vorläufige Autoeinfuhr von der Windschutzscheibe entfernte. Vorher brauchte er, wie immer an den Grenzen, Kopien von allem, Zulassung, Führerschein, Passport. An jeder Grenze gibt es Copy-Shops, die wahrscheinlich nicht schlecht verdienen. Falls wir noch einmal eine Reise wie diese machen, werden wir einen Drucker mitnehmen.
Dann fuhren wir über die Brücke Richtung El Salvador zur Einreise. Dort steckten wir mal wieder zwischen den LKWs fest und konnten dieses Mal nicht links überholen, da auf der Gegenspur auch jede Menge Lastwagen standen. Wir richteten uns schon auf eine lange Warterei ein, bis uns die Truckfahrer überredeten, ganz links außen, noch links vom Gegenverkehr, sozusagen fast im Graben vorbei zu fahren. Das klappte ganz gut und so erreichten wir den Grenzübergang in El Salvador und waren ganz überrascht. Gar kein Chaos, keine Verkaufsstände, keine nervigen „Helfer“ und alles wirkte sehr aufgeräumt. Wir wurden von mehreren Angestellten in Empfang genommen, die alle einen Mundschutz trugen. Dann wurden wir ausführlich nach unserer bisherigen Reiseroute befragt und wo wir, wie lange gewesen sind. Eine Dame maß danach unsere Temperatur, wahrscheinlich wegen des Coronavirus und dann durften wir einreisen. Hier gibt es keinen Stempel in den Pass. Wir überlegten, was wohl passiert wäre, wenn wir etwas Fieber gehabt hätten. Wären wir dann in Quarantäne gekommen?
Dann wieder Aduana, der Beamte war sehr nett, schaute sich kurz das Auto an und wir warteten auf die Ausstellung der Papiere. Beim Schalter für die Tiereinfuhr brauchten wir nur das Gesundheitszeugnis aus Mexico vorzeigen, es gab einen Stempel drauf und fertig. Alles in allem dauerte der gesamte Grenzübergang zwischen 3 und 4 Stunden und wir mussten uns mal wieder beeilen, um noch rechtzeitig an der Küste in El Tunco anzukommen. Dazwischen gab es keine vernünftige Übernachtungsmöglichkeit. Die Straßen dorthin waren in einem sehr guten Zustand, seit wir aus Mexiko raus sind, wurden die Straßen immer besser. Aber auch sonst machte El Salvador einen guten Eindruck auf uns. Viel weniger Müll und Chaos auf den Straßen. Auch hier winkten uns die Bewohner freundlich zu.
Der heutige Übernachtungsplatz war ein Hostel das von einem holländischen Ehepaar betrieben wird. Die Besitzerin ist allerdings in El Salvador geboren, aber mit 3 Jahren nach Holland gekommen. Vor einem Jahr haben sie beschlossen, sich hier mit einem Hostel selbständig zu machen und bisher scheint es ganz gut zu laufen. Auf dem kleinen Parkplatz können auch ein paar Autos übernachten und die Einrichtungen mitbenutzen. Dazu gehören auch ein kleiner Pool und jede Menge Hängematten, deshalb auch der Name Hammock Plantation. Beides nutzen wir ausgiebig und fühlten uns so wohl, das wir gleich zwei Nächte blieben. Viele junge Backpacker vorwiegend aus Holland, wohnten zurzeit in dem Hostel. Für Rucksacktouristen ist Mittelamerika super zum Rumreisen. Einkaufen und Übernachten in Hostels ist sehr günstig, außer in Costa Rica und es fahren überallhin Busse oder Collectivos.
Der Sandstrand lag in einer malerischen Bucht ein paar Meter entfernt und war perfekt für Surfanfänger geeignet, was Holger gleich mehrmals am Tag ausnutzte. El Salvador ist neben Belize das kleinste Land Mittelamerikas und hat seit kurzer Zeit einen neuen, sehr jungen Präsidenten, auf den die Einwohner nun ihre Hoffnung setzen. Die Kriminalität geht langsam zurück und die touristische Pazifikküste scheint sicher zu sein. Im kommenden Mai finden hier auch zum ersten Mal die internationalen Surfweltmeisterschaften statt, worauf alle ganz stolz sind. Nur in den einsamen Bergen und in San Salvador, der einzigen Großstadt des Landes sollte man vorsichtig sein. Das erfuhren wir von den Holländern. Uns gefiel das Land jedenfalls sehr gut und mal wieder waren wir traurig, nicht mehr Zeit zu haben.
Für den nächsten Tag hatten wir uns einen Campingplatz nah an der nächsten Grenze ausgesucht, der sehr vielversprechend klang. Auf dem Weg dorthin stoppten wir in dem Ort Libertad zum Einkaufen im Supermarkt. Dann suchten wir den Fischmarkt an der Strandpromenade auf, an der zurzeit viel gebaut wird. Wahrscheinlich alles für die Surfweltmeisterschaft. Wir kauften jede Menge ganz frische Shrimps und Red Snapper Fisch für unglaublich wenig Geld.
Als wir etwas später am auserkorenen Campingplatz ankamen, waren leider das Tor und die Bäume am Eingang zu niedrig, so dass wir nicht hindurch passten. Man schickte uns zu einem anderen Platz etwas weiter unten, der dem gleichen Besitzer gehörte. Dort tummelten sich nur ein paar Badegäste und am Abend waren wir ganz allein auf dem großen Gelände und am Strand. Es gab weite und tolle Ausblicke aufs Meer und nach einem Sonnenuntergang am Abend, erlebten wir am gleichen Strand am nächsten Morgen einen Sonnenaufgang über dem Meer. Es sah spektakulär aus, als ob die Sonne direkt aus dem Wasser aufstieg. Ein toller Platz, ich wäre so gern noch geblieben, aber Samstag und Sonntag finden hier laute Partys statt und heute war ausgerechnet Samstag.
16.-18.02.2020 Antigua/Guatemala
Heute wollten wir in die Berge fahren, in die Stadt Antigua, die von mehreren Vulkanen umgeben ist. Guatemala hat weltweit die höchste Dichte an Vulkanen. 33 davon werden als potenziell aktiv eingestuft. Schon als wir ein paar Kilometer ins Inland gefahren waren, sahen wir die imposanten Vulkane in der Ferne liegen. Als auf einmal aus einem Vulkan eine hohe Rauchsäule aufstieg waren wir ganz begeistert. Da wussten wir noch nicht, dass der „Fuego“ regelmäßig kleinere Ausbrüche verzeichnet.
Die Strecke heute war nicht sehr weit, kurz vor Antigua kamen wir mal wieder in eine Polizeikontrolle. Dieses Mal tat Holger so, als ob er kein Spanisch spricht und nach einem kurzen Blick auf den Führerschein ließ der Polizist uns plötzlich fahren. Vielleicht ist das der Trick, um schneller durch zu kommen.
Schon gegen Mittag erreichten wir die Stadt, es war Sonntag und das ist immer ein guter Tag zum Fahren. Der nett angelegte große Übernachtungsplatz, liegt etwas außerhalb aber fußläufig zur Innenstadt und wird gern von Langzeitreisenden besucht und so trafen wir dort auf ein Ehepaar, sie Belgierin, er Amerikaner, die ihr Leben mit Reisen verbringen. Sie besitzen gleich drei Wohnmobile, eins in Europa, eins in den USA und eins in Mittelamerika und reisen mal hier und mal da ein paar Monate herum. Auch eine gute Möglichkeit, wenn man das nötige Kleingeld hat. Das Beste in Antigua war aber die angenehme Wärme. Es war schön, mal aus der großen Hitze raus zu sein und nachts kühl schlafen zu können. Da wir den Nachmittag noch Zeit hatten, machten wir uns gleich auf zu einer Stadtbesichtigung.
Antigua ist eine im 16. Jahrhundert gegründete Kleinstadt, die für ihre vielen alten Gebäude aus der spanischen Kolonialzeit berühmt ist. Sie war lange die Hauptstadt Guatemalas, bis nach einem verheerenden Erdbeben 1776, Guatemala City Hauptstadt wurde. Trotzdem wurde Antigua wieder aufgebaut, aber 1976 richtete ein weiteres Erdbeben schwere Schäden an. So sieht man immer noch viele zerstörte Kirchen, deren Türme aus Sicherheitsgründen gar nicht mehr errichtet wurden.
Eigentlich ist es immer eine gute Idee sonntags Stadtbesichtigungen zu unternehmen, da der Verkehr nicht so schlimm ist und viele Märkte und Stände aufgebaut werden. Aber Antigua ist touristisch bei Einheimischen und Ausländern so beliebt, dass es einfach zu voll war. Die Menschen drängten sich in den kleinen Gassen, aber trotzdem gefiel uns die Stadt mit ihren vielen Kopfsteinpflasterstraßen, gesäumt von hübschen verzierten Häusern, sehr gut. Pflastermüde kehrten wir nach vielen Stunden zurück zum Campingplatz.
Vom Platz aus konnte man sehr gut den Vulkan Fuego sehen, der immer wieder Rauchsäulen ausstieß. Als es dunkel wurde sah man auch die Feuererruption und die Lava den Berg herunterfließen. Erst im Juni 2018 gab es einen starken Vulkanausbruch, bei dem fast hundert Menschen starben und einige Dörfer vernichtet wurden.
Auch hier übernachteten wir noch eine weitere Nacht, um die „Kühle“ etwas länger zu genießen. Holger versuchte den Kühlschrank zu reparieren und er schaffte es tatsächlich ihn wieder zum Laufen zu bringen. Jetzt sind wir gespannt, wie es sein wird, wenn wir wieder in die Hitze kommen. Inzwischen waren noch zwei Schweizer angekommen, die auch schon seit Jahren auf allen Kontinenten unterwegs sind. Und einige durchtrainierte junge Israelis, die morgens mit nacktem Oberkörper auf dem Platz ihre Sportübungen absolvierten, wohlwollend betrachtet von den anwesenden Frauen auf dem Platz. Als wir am Abend im Gespräch mit den Schweizern auf unsere fehlende Autoversicherung in Guatemala zu sprechen kamen, rieten sie uns dringend davon ab, die Reise ohne Schutz fortzusetzen. Wir hatten gelesen und waren davon ausgegangen, dass man eine Versicherung direkt an der Grenze kaufen kann, aber dort gab es keine Möglichkeit und niemand konnte uns weiterhelfen. Also fuhren wir einfach ohne. Die Schweizer hatten ihre Versicherung online abgeschlossen und versprachen, uns am nächsten Morgen ihre Kontaktadresse zu geben. Von den Amerikanern bekamen wir auch einen Kontakt und so schrieben wir am nächsten Morgen beide Adressen an und warteten auf Antwort. Eine Stelle meldete sich relativ schnell, aber bis alle Formulare ausgefüllt, alle Dokumente fotografiert und weggeschickt waren, verging fast der ganze Tag. Jetzt noch weiter zu fahren, machte keinen Sinn und ich war auch gar nicht traurig darüber, da es mir hier sehr gut gefiel. Wir waren auch sehr erleichtert, nun eine Autoversicherung zu haben. Sie gilt für drei Monate und beinhaltet alle zu durchfahrende Länder bis einschließlich Costa Rica.
Als Dankeschön für die Hilfe luden wir unsere Nachbarn auf ein Lagerfeuer am Abend ein. Holger organisierte Feuerholz bei den Campingplatzbetreibern und so saßen wir alle abends gemeinsam am Feuer. Es waren auch noch zwei Franzosen und zwei Kanadier angekommen, so war es eine große, gemischte Truppe und ein schöner Abend.
14.-15.02.2020 Guatemala, Sipacate
Der geplante Grenzübergang öffnete um 8:00 Uhr und wir waren kurz danach da, um genug Puffer für die restliche Strecke zu haben. Wir waren etwas angespannt, da wir nicht wussten was uns an den Grenzen und in den kommenden Ländern erwarten würde und hofften aber, in einer guten Woche unversehrt in Costa Rica anzukommen. Mexiko zu verlassen war ganz einfach, wir parkten vor der Grenze und gingen zur Immigration. Dort gaben wir unsere Touristenkarten ab und bekamen dafür einen Ausreisestempel in unseren Pass. Eigentlich müssten wir unser Auto auch abmelden, da wir aber kein Pfand hinterlegt haben bei der Einreise und unsere vorläufige Autoeinfuhr 10 Jahre gültig ist, wollten wir uns die Möglichkeit, bei evtl. Schwierigkeiten wieder zurück zu fahren, offen halten. Danach fuhren wir zum Übergang, ein Beamter schaute kurz in den Kofferraum und wir konnten passieren. Über eine Brücke erreichten wir die guatemaltekische Grenze und da herrschte komplettes Chaos. Vor den Häusern versuchten Leute an kleinen Ständen alles Mögliche ess- und trinkbare zu verkaufen. Dazwischen lungerten jede Menge Männer herum, auf was die warteten erschloss sich mir nicht. Viele „Helfer“ versuchten, uns ihre Dienste aufzudrängen, die wir erst mal abwimmelten. Wir fanden in der Enge nicht mal einen Parkplatz, bis uns ein Helfer den Weg zu einer Parkmöglichkeit zeigte. Der Platz war eigentlich das Ende eines Schrottplatzes, was uns nicht gerade ein gutes Gefühl gab. Der freundliche Helfer wich danach nicht mehr von unserer Seite und nachdem wir im Gewusel nicht mal ausmachen konnten, wo genau wir hinmussten, gaben wir nach und nahmen seine Hilfe an. Er sah eigentlich ganz nett aus und wollte nur 5 Euro dafür. Zuerst also wieder Immigration, Formular ausfüllen, Einreisestempel in den Pass. Dann mussten wir jede Menge Kopien von den Papieren machen, von denen einige völlig überflüssig waren. Dann fuhren wir mit unserem Helfer zum Grenzübergang und steckten dort für ganze 3 Stunden fest. Der für uns zuständige Grenzbeamte war wahrscheinlich der korrekteste in ganz Guatemala und er brauchte ewig, eine Art Einreisedokument für unser Auto anzufertigen. Mit den deutschen Zulassungspapieren kam er nicht zurecht und musste ständig nachfragen oder mit Google übersetzen. Dann schaute er sich das Auto genau an, checkte Model, Kennzeichen und Fahrzeugnummer. Zum Beispiel überlegte er sehr lange, ob er bei der Farbe des Autos wirklich weiß eintragen könnte, da wir doch blaue Streifen haben. Dabei war er aber immer nett und freundlich zu uns. Unser Helfer hatte zwischendurch schon den zuständigen Beamten für den Hund organisiert, der vorbei kam, Hope sehr niedlich fand und in kurzer Zeit ein Einreisepapier erstellte. Nach ewiger Warterei bekamen wir dann den Aufkleber auf die Windschutzscheibe und konnten fahren. Unser Helfer hatte sich das wahrscheinlich auch etwas schneller vorgestellt, aber wir gaben ihm ein großzügiges Trinkgeld. Und dabei wählten wir extra diesen Grenzübergang, da er lt. Aussage von anderen Overlandern der unkomplizierteste sein sollte. Das ließ nicht hoffen für die nächsten Länderüberquerungen und davon haben wir noch 5 vor uns.
Jetzt war es also schon nach Mittag und wir vor uns lag noch eine große Strecke bis zu unserem heutigen Ziel. Aber nur ein paar Kilometer weiter wurden wir von einer Polizeikontrolle gestoppt und alles ging von vorne los. Der Polizist studierte alle Papiere sehr genau, bevor er uns fahren ließ.
Die Straßen waren bis auf einige Abschnitte gut zu fahren, viel besser als in Mexiko und es gab viel weniger Topes, so kamen wir ganz gut voran und erreichten vor dem Dunkelwerden noch unser heutiges Ziel. Der Ort hieß Sipacate und lag am Meer, der Campingplatz war eigentlich ein Surfhostel und wurde von einem vor 10 Jahren ausgewandertem Franzosen betrieben.
Kurz vor dem Ziel stoppten wir noch mal in einem Ort an einem Kiosk, um Eiswürfel für unsere Kühlbox zu holen. Die Eiswürfel gab es in dem Laden, bei dem Holger gefragt hatte nicht, stattdessen schickte man ihn von dort ein bischen weiter die Straße herunter wo eine frau in ihrem Gefrierfach einfach Plastiktüten voll Wasser eingefroren hatte. 4 Quetzales für 4 Tüten. Es war Freitagabend und jede Menge los, hier gab es viel mehr Motorräder als Autos, auf denen ganze Familien Platz fanden. Schutzhelme sind eher unüblich und wir sahen schon Ehepaare mit 3 Kindern auf einem Motorrad. Babys werden einfach auf dem Arm gehalten, das war auch in Mexiko schon üblich und ich versuche mir nicht vorzustellen was da bei einem Unfall passieren kann.
Das Surfcamp hatte zu unserer Freude einen großen Pool und nachdem wir uns im letzten Licht noch den Strand angesehen hatten, entspannten wir sehr lange im Wasser. Greg, der Besitzer war sehr nett und er erzählte uns von seinen Problemen in Guatemala. Leider sagte auch er, dass er den Einheimischen nicht trauen würde und von diesen schon mehrmals überfallen wurde. Er wurde auch schon öfter von seinen Nachbarn beklaut, sodass er eine hohe Backsteinmauer mit Stacheldraht und einbetonierten Scherben errichtet hat. Jetzt fühlt er sich sicherer, sagt er. Ich würde mich dort nicht wohlfühlen, aber wahrscheinlich kann er das, was er sich aufgebaut hat, nicht einfach verlassen. Er liebt es zu surfen und hatte hier einen langen Surfstrand direkt vor seiner Tür. Holger versuchte es auch am nächsten Tag. Der Strand besteht hier aus schwarzem Sand, was mir nicht so gut gefällt. Zusätzlich störte mich der viele Müll der überall herum lag, noch mehr als in Mexiko und von streunenden Hunden nach Essbaren durchsucht wurde.
Am Strand war es sehr heiß, statt einer kühlenden Meeresbrise wehte uns heißer Wind ins Gesicht. Heute am Samstag war viel los, da die Einheimischen auch frei hatten. Ausländische Touristen schien es hier in der Gegend nicht so viele zu geben. Auch der Swimmingpool auf dem Campingplatz war gut besucht, Greg kassiert Eintritt für die Benutzung und Familien machen sich einen schönen Tag mit Strand- und Poolbesuch. Neben dem Schwimmbad gibt es ein Restaurant, das von zwei guatemaltekischen Frauen betrieben wird. Da wir beschlossen hatten, noch eine weitere Nacht zu bleiben, aßen wir dort zu Abend. Das gesamte Essen, eine große Fischplatte, wurde auf einem Holzfeuer gekocht, selbst die Pommes frites. Es dauerte sehr lange, da alles frisch zubereitet wurde, war aber sehr lecker. Am nächsten Morgen verließen wir früh den Platz, als gerade ein ganzer Schulausflug mit Eltern ankam.