Von
Michaels Haus war es nicht weit zur Grenze und obwohl es noch früh am Morgen war, stand schon eine
lange Schlange von LKWs vor der Grenze. Inzwischen sind wir schon geübt und
fuhren einfach vorbei. Bei der Ausreise aus Nicaragua waren die neuen
Grenzanlagen schon fertig gestellt und es schien alles sehr neu und
übersichtlich. Wir stellten uns an den Ausreiseschalter und unterhielten uns
mit einer deutschen Rucksacktouristin, die ganz allein bereits alle
mittelamerikanischen Länder bereist hatte und meinte, das Reisen hier wäre sehr einfach und
sicherheitsmäßig kein Problem.
Leider fühlte sich Holger nicht
so gut, er hatte eine Erkältung und dachte er bekäme Fieber. Da wir nicht
wussten, ob sie in Costa Rica Fieber messen würden, nahm er erst mal vorsichtshalber
ein fiebersenkendes Mittel. Dann suchten wir draußen beim Parkplatz einen
Aduanabeamten, der unser Auto kontrollieren sollte. Er kam mit einer
Praktikantin die gerade eingearbeitet wurde und so zeigte er ihr erst einmal wie so ein Wohnmobil von innen aussieht und das
man viele Schränke öffnen kann. Wohnmobile sind in Zentralamerika so gut wie unbekannt, die Einheimischen
übernachten höchstens mal in einem Zelt. Wir wurden öfter unterwegs auf unser
Casa Rodante, unser fahrendes Haus, angesprochen und es gibt fast keinen
Grenzbeamten, der nicht mal einen Blick hineinwerfen möchte.
Als das erledigt war, gingen wir zu einem Nebengebäude, um den Hund ausreisen
zu lassen und da gingen die Schwierigkeiten los. Der Grenzbeamte meinte, es
würde ein abgestempeltes Formular von der SEPA Stelle in Rivas fehlen. Das
hatten wir uns ja dort schon gedacht, aber wie können wir einem
nicaraguanischen Beamten sagen, was er tun soll. Glücklicherweise hatte er ja
schon am Vortag mit just diesem Angestellten gesprochen und rief auch jetzt in
Rivas an. Dann entwickelte sich eine lange Diskussion, da wir ja auch das
falsche Einreisedokument hatten. Letztendlich erstellte der Grenzbeamte das Formular, wir
bekamen es an einer anderen Stelle abgestempelt und konnten gehen. Da es
inzwischen fast Mittag war, holte sich Holger ein leckeres Mittagessen von
einem mobilen Stand, mit dem es ihn dieses Mal erwischte. So lecker die ganzen
Stände auch duften und das Essen aussieht, man weiß nie ob man es verträgt oder
nicht.
Wir fuhren weiter zur Einreise nach Costa Rica. Eine weitere,
deutsche Rucksacktouristin sah
unser Auto und fragte gleich freudestrahlend, ob wir sie nicht bis in die Stadt
Liberia mitnehmen könnten. Das hätten wir sicher gemacht, aber bis die Einreise
für uns, das Auto und den Hund erledigt ist, wäre sie wahrscheinlich schon
längst mit dem Bus in Liberia. Das war ihr dann auch lieber. Im Bus gibt es
auch Klimaanlage und W-Lan, bei uns im Auto herrscht unerträgliche Hitze.
Am Einreiseschalter wartete mal wieder eine lange Schlange, die aus dem Gebäude heraus und den ganzen
Bürgersteig entlang lief. Immerhin gab es drei Abfertigungsschalter und so
dauerte es nicht ganz so lange wie es ursprünglich aussah. Dann zum
Aduanaschalter, dort brauchten wir wieder einige Kopien, da traf es sich gut,
das genau daneben ein Mädel in einem Verkaufsstand mit einem einfachen Kopierer
stand. Für drei Kopien zahlten wir 1 Dollar, ich denke das ist ein ganz
einträgliches Geschäft. Dann kontrollierte jemand kurz das Auto und eine
Beamtin erschien als sie unseren Hund sah und meinte wir müssten dafür 13
Dollar bei der Bank einzahlen. Da die Bank gerade Mittagspause hatte, fuhren
wir erst zu einem etwas weiteren Gebäude, bei dem wir dann den endgültigen Tip,
also die vorläufige Einreisegenehmigung für unser Auto bekamen. Nicht ohne
vorher 48 Dollar zu bezahlen, für Straßenbenutzungsgebühr und eine
Autoversicherung für Costa Rica. Unser Einwand, dass wir schon eine
Versicherung abgeschlossen hätten, die auch für dieses Land zählt, wurde ignoriert
und darauf hingewiesen, dass jeder diese Versicherung abschließen müsse.
Allerdings hat die Versicherung nur eine geringe Haftpflichtdeckung und im
Falle eines Unfalls sind wir mit der anderen Insurance aus Guatemala sicher
besser abgesichert.
Dann zurück zur Bank, die inzwischen offen war, die 13 Dollar eingezahlt und
damit wieder zurück zur Hundeeinreise. Davor hatten wir am meisten
Angst, da wir so viel Schlechtes
darüber gelesen hatten. Aber der befürchtete Drachen am Schalter hatte heute
wohl frei und nach Formular erstellen, ausdrucken und stempeln waren wir
fertig. Alles in allem wieder 6 Stunden für Ein- und Ausreise.
Aber wie sagte eine Camperin so schön: „Du wurdest nicht gebeten und niemand
hat dich gezwungen in diese Länder zu reisen. Aber wenn du herkommst, musst du ihre Regeln und Gepflogenheiten
akzeptieren.“ Stimmt, aber fällt nur manchmal schwer, wenn uns einiges so sinnlos
erscheint. Zum Beispiel hatten wir ständig Probleme mit dem Hund und die
Einreise war öfter so schwierig, aber nicht ein einziges Mal hat sich jemand
für den Kofferraum unseres Wohnmobils interessiert. Wir hätten alles Mögliche
unerkannt durch alle Länder schmuggeln können. Außerdem
locken die Grenzen alle möglichen Leute an, die irgendwelche Geschäfte machen
wollen, etwas zu verkaufen haben, betteln oder Reisende abzocken wollen, die
stürzen sich dann von überallher her auf die ankommenden Autos und LKWs,
besonders auf solche, die mit Aufklebern darauf hinweisen, dass sie fremd im
Land sind. Es macht wenig Spaß, sich damit herumzuärgern.
Eigentlich wollten wir später noch einmal nach Nicaragua einreisen, da es dort
sicher noch schöne Orte zu entdecken gäbe, aber auf eine
erneute
stundenlange Ein- und Ausreise hat keiner von uns Lust.
Wir sind froh, jetzt erst mal alle Grenzen passiert zu haben, vier
Grenzübergänge in sechs Tagen war doch etwas zu viel und wir sind froh, jetzt erst mal etwas
länger in Costa Rica zu bleiben.
Nach erfolgreicher Einreise fuhren wir noch ca. 3 Stunden bis zum anvisierten
Campingplatz an der Küste. Der Platz lag oberhalb einer Klippe und die Aussicht
dort entschädigte sofort für alle heutigen Strapazen. Der weitläufige Strand
war von Palmen umsäumt, man sah nur vereinzelt kleinere Häuser hinter den
Bäumen. Ansonsten waren wir fast allein. Unter unseren Klippen waren Felsen,
aber ein paar Schritte weiter weg, war purer Sandstrand mit surfbaren Wellen
für Anfänger. Wir fanden es sah hier aus wie in der Südsee, wenn wir die natürlich
auch nur von Fotos und Filmen kennen.
Der Campingplatz war bis auf ein kleines Zelt komplett leer, hatte annehmbare
Sanitäranlagen und einen günstigen Preis. Hier würden wir auf jeden Fall noch
mal für eine längere Zeit herkommen.
Holger schmiss sich gleich in die bereitgestellte Hängematte und war froh, mit
seiner Erkältung und seinem verdorbenen Magen den anstrengenden Tag hinter sich
gebracht zu haben.