Also gingen wir erst die empfohlene Hunderunde durch den
Regenwald und fuhren dann die nicht asphaltierte, sehr kurvenreiche und steile
Straße in Richtung Fern Canyon, vor dem der Campingplatz liegt. Die Straße ist
nur für Wohnmobile bis 24 Fuß befahrbar (wir sind 21 Fuß lang) und endet als
Sackgasse vor einer großen Schlucht. Nur Besucher des Canyon oder Camper fahren
dort hinunter. Nach einigen Kilometern rauf und runter durch dichten Regenwald
öffneten sich die Bäume und das Meer lag vor uns. Dort kamen wir zu einem
Empfangshäuschen, bei dem wir die Übernachtung bezahlen und uns einen Platz
aussuchen konnten. Dann ging es zwei Meilen weiter im Schneckentempo über eine
nervtötende Schlaglochpiste und wir erreichten einen direkt am Meer schön
angelegten Campingplatz mit supermodernen Sanitäranlagen und Duschen. Ich
verstehe immer nicht, wie man hier und auch in Kanada super Campingplätze
anlegt, aber die Zufahrt dorthin so schlecht lässt wie sie ist. Mehrmals schon
sind wir Strecken gefahren, wo wir dachten, dort kann nichts und niemand sein
und staunten dann über viel besuchte und gut ausgestattete Campingplätze. Holger
meint, das erwarten die Gäste, weil sie sich dann mehr in der Natur fühlen. Na
wie auch immer, dieser Campingplatz war besonders schön, es gab ca. 25 Plätze
von den vielleicht nur 5 belegt waren. Hinter uns hohe Steilküste, links und
rechts nur Dünen und vor uns kilometerlanger, menschenleerer Strand mit starken
Brandungswellen. Holger bekam gleich Lust ins Wasser zu gehen und versuchte
sein Glück mit einer Luftmatratze, aber die Wellen waren zu hoch und zu
gefährlich. Also das übliche Programm: Strandspaziergang und Sonnenuntergang.
Weil es hier zu schön war um wieder wegzufahren, beschlossen wir am nächsten
Morgen zu verlängern, aber dafür mussten wir zwei Meilen hin und zwei Meilen
zurück zur Rezeption laufen. Also
insgesamt 6,5 Kilometer. Mit dem Auto über die Schotterpiste wollte keiner von
uns fahren. Also gab es schon vor dem Frühstück eine lange Strandwanderung. Da
es insgesamt nur zwei, schwierig zu fahrende Straßen zu diesem Teil der Küste
gibt, ist auf 50 Kilometer Länge außer dem einen Campingplatz einfach nichts,
nur Natur.
Den Nachmittag lag ich in der Sonne und Holger sammelte und zerkleinerte Holz
fürs Lagerfeuer.
Dann war es auch schon wieder Zeit für das allabendliche Programm mit
Sonnenuntergang und Campfire. Da weit und breit kein Lichtschein zu sehen war,
entwickelte sich über uns ein grandioser Sternenhimmel.
Am nächsten Morgen fuhren wir die Straße noch weiter bis zum Fern Canyon, was
so viel wie Farnenschlucht heißt. Hier wurde früher Gold aus dem Berg
gewaschen, daher auch der Name für den Campingplatz. Die Straße dorthin war
noch schlechter als bisher, es gab zwei Stellen mit tiefen Pfützen, bei denen
wir lange überlegten ob wir durchfahren sollten oder nicht. Ich hätte es nicht
getan, aber für Holger war es wohl eine kleine Herausforderung und
glücklicherweise ging mal wieder alles gut.
Man kann durch die fast 20 Meter hohen, über und über mit Farnen und Moosen
bewachsenen Schluchtwände hindurch wandern, dabei klettert man über
abgestorbene Bäume und versucht trockenen Fußes durch den Bachlauf zu kommen.
Die Stimmung ist in dem Canyon phantastisch, soll bei Seenebel aber noch besser
sein. Hier wurden schon einige Dinosaurierfilme gedreht. Da der Hund mal wieder
nicht mit durfte, wechselten Holger und ich uns bei der Wanderung ab. Als ich
nach ca. einen Kilometer durch die Schlucht einen Ausstieg auf einen Trail
fand, beschloss ich dort zurück zu laufen, um meine bisher noch trockenen
Schuhe und Strümpfe in diesem Zustand zu lassen. Auf dem Weg nach oben
begegnete mir ein Italiener, der sich verlaufen hatte. Seine Hose und Schuhe
waren durchweicht und er meinte, heute wäre nicht sein Glückstag. So gingen wir
zusammen weiter und fanden nach einem weiteren falsch abbiegen auch den Weg
zurück. Er hatte seinen Job in Italien gekündigt und war, nach einiger Zeit bei
einem Cousin in New York, allein unterwegs. Sein Plan ist alle Nationalparks
der USA zu besuchen. In Denver mietete er sich ein Auto und schläft auch
meistens darin, was im Yellowstonepark wohl schon sehr kalt gewesen sein muss.
Danach will er noch nach Australien und da arbeiten und reisen. Ich finde es
total interessant, diese vielen unterschiedlichen Reisepläne der Menschen
unterwegs zu hören.
Holger machte sich inzwischen schon Sorgen und wunderte sich nicht schlecht,
als ich quatschend mit dem Italiener wieder zurück kam.