28.-30.11.2019 Yuma

Der nächste Morgen war sehr ruhig, fast kein Autoverkehr aufgrund des Feiertags, fast alle Geschäfte waren geschlossen, bis auf ein paar Supermärkte. Wir fuhren durch ein fast leeres Phoenix und überlegten was wir tun sollten. Der Himmel hatte sich zugezogen und es war mal wieder schlechtes Wetter angesagt. Morgen war aber mein Geburtstag und ich hatte mich gefreut, endlich mal kein Geburtstag im nasskalten Novemberdeutschland, sondern in der warmen Sonne zu erleben. Und jetzt sowas.
Kurz entschlossen entschieden wir nach Yuma zu fahren, noch ca. 200 Kilometer weiter nach Süden, kurz vor der mexikanischen Grenze. Der Ort ist die sonnenreichste Stadt der USA, wenn ich da kein schönes Wetter hätte, dann nirgendwo.
Auf dem Weg aus der Stadt heraus lag ein Autoteilehändler, der komischerweise heute geöffnet hatte und Holger wollte noch einen letzten Versuch für Stoßdämpfer unternehmen. Leider konnte der Laden die Teile auch nicht besorgen, aber die netten Manager boten ihm an, sich die bei E-Bay bestellte Ware an ihr Geschäft schicken zu lassen. Das erschien Holger als die beste Lösung, da er inzwischen beschlossen hat, den Einbau selbst vorzunehmen.
Auf dem weiteren Weg nach Yuma kamen wir durch den Ort Quartzsite, eine Gegend, in der unzählige  Wohnwagen und – mobile einfach so überall in der Wüste neben der Straße rumstehen. Im Sommer ist hier gar nichts los und nur im Winter füllt sich alles mit Kanadiern und Amerikanern aus den kalten Gegenden im Norden. Snowbirds werden diese Leute genannt. Ich finde es sieht dort überall sehr chaotisch und schäbig aus.
Das Wetter wurde auch südlicher stündlich schlechter, es wehte ein starker Wind durch die Prärie.
Ich hatte zur Feier des Tages einen Wohnmobilpark mit Pool und Whirlpool heraus gesucht, aber bei dem Wetter konnte ich mich gar nicht darauf freuen. Der RV Park war auch wie immer, sehr nah an der Straße und alle Plätze sehr dicht beieinander. Man sah den anderen Mobilen an, dass sie hier für einige Monate stehen bleiben. So wie viele deutsche Rentner in Spanien oder Italien überwintern fahren die Amis aus dem Norden nach Arizona. Kurz nach dem wir ankamen, fing es heftig an zu regnen und wollte nicht wieder aufhören. Wie trostlos und das in der sonnigsten Stadt der USA.
Nachdem es nach Stunden endlich eine Regenpause gab, rafften wir uns auf, doch noch in den Pool zu gehen und das war eine gute Entscheidung. Der kleine Swimmingpool war mit ca. 32 Grad sehr angenehm warm und der Whirlpool noch heißer. So schwammen wir etwas im warmen Wasser und lagen dann im Hottub. Da ließen sich dann sogar einige Sterne blicken.
Am nächsten Morgen war der Spuk wie weggeblasen und die Sonne schien vom Himmel. Ich meldete uns erst mal an, da am Abend das Büro schon geschlossen war und ging, während Holger sich um E-Bay Bestellungen kümmerte, noch mal schwimmen. Das war sehr schön und während ich zum Abschluss noch mal im Whirlpool saß, freute ich mich über das unerwartet schöne Wetter. Gegen Mittag verließen wir den Platz und sahen uns die niedliche Altstadt von Yuma an. Diese Stadt ist für amerikanische Verhältnisse wirklich alt, besiedelt ist die Gegend von Mexikanern, bzw. Spaniern schon seit dem 16 Jahrhundert. Dann unternahmen wir noch einen Spaziergang am Colorado River, der hier die Grenze zwischen Arizona und Californien bildet, bevor er durch Mexico weiter ins Meer mündet.
Für das Geburtstagsessen hatten wir uns ein nahegelgenes Casinoresort rausgesucht. Dort wurde ein Seafood und Barbequebuffet angeboten, zum casinotypischen, günstigen Preis.
Und es hielt, was es versprach, es gab ein großes Angebot an Austern, Muscheln, Shrimps, Krebsen und vielen anderen Fischspezialitäten, dazu viele Fleischgerichte und eine große Dessertauswahl. Sehr lecker. Übernachten konnten wir auf einem extra für Wohnmobile zur Verfügung gestellten Platz etwas abseits. Dort war schon viel los, mit Ausnahme eines kanadischen Vans, waren wir mit Abstand das kleinste Wohnmobil dort. Die Nordamerikaner nehmen wirklich alles Mögliche mit, wenn sie in ihre Überwinterung fahren. Die meisten ellenlangen Wohnwagen haben hinten eine große Heckklappe wie bei einem LKW, aus dem Quads, Motorräder und Ähnliches heraus geladen werden. Wir sahen sogar ein Ultraleichtflugzeug neben einem Wohnwagen. Ein Auto oder Jeep hängt fast immer noch zusätzlich hinten am Wohnmobil dran.
Den nächsten Tag versuchte Holger zum Angeln einen Zugang zur Mündung des Gila River in den Colorado zu finden, aber das war gar nicht so einfach. Der Ort Yuma besteht fast nur aus RV Parks und Mobile Homes für Rentner, aber die Gegend rund um die Stadt ist Farmland. Riesige Felder sind dort beackert und es wächst vornehmlich Gemüse und Salat. Wir sahen wie gerade eine große Fläche mit Blumenkohl geerntet wurde. So wie bei uns osteuropäische Arbeiter für die Ernte geholt werden, sind es hier Arbeiter aus Mexico und Mittelamerika. Um überhaupt genug Wasser für die Ernte in der Wüste zu haben, ist ein weitläufiges Kanalsystem angelegt. Dadurch ist der Gila River aber an vielen Stellen bereits ausgetrocknet und vom Colorado kommt nicht mehr viel Wasser im Meer an. Auch das Trinkwasser scheint durch Düngung sehr belastet zu sein, denn überall in der Stadt stehen Wasserstationen, bei denen sich die Einwohner gegen Geld Kanister mit Wasser holen. Durch diese Kanäle, über die wir mit dem Auto nicht fahren konnten, erreichten wir auch die Flüsse nur sehr schwer und irgendwann gab Holger genervt auf und wir fuhren zum nahegelegenen Mittry Lake. Eigentlich wollten wir gleich hierbleiben, aber es gab kein Telefonnetz und wir mussten noch einiges im Internet recherchieren, so fuhren wir noch einmal zurück zum Casino und übernachteten dort.

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