Wir hatten uns einige Reifenhändler in Phoenix herausgesucht und wollten bei diesen jetzt vorbei fahren und uns Angebote für einen Satz neuer Reifen geben lassen. Dabei stellten wir fest, dass Reifen hier viel teurer sind als bei uns, hatten ja aber keine andere Wahl, nach 35.000 km waren die Profile total abgefahren. Nachdem natürlich das erste Angebot das günstigste war, fuhren wir wieder zum diesem Geschäft zurück und vereinbarten einen Termin für den nächsten Morgen. Da dieser Reifenhändler auch Reparaturen durchführt, hätten wir sehr gern auch gleich die Stoßdämpfer wechseln lassen, aber die erforderlichen Teile konnte er nicht beschaffen. So versuchten wir unser Glück bei Chrysler, da unser Sprinter aus der Daimler-Chrysler Zeit stammt und die Ersatzteile daher identisch sind. Hier war die Bestellung auch möglich, allerdings sollten die Stoßdämpfer hier fast 400! Dollar das Stück kosten, in Deutschland wären das maximal 100 Euro gewesen. Der Einbau war noch einmal mit 500 Dollar veranschlagt, so hatten wir ein Angebot über 1300 Dollar für das Wechseln von zwei Stoßdämpfern, was vielleicht eine Stunde dauert. Never ever!
Wir brauchten also eine andere Lösung, aber austauschen wäre schon gut, wer weiß was für Straßenbeläge uns noch in Mittelamerika erwarten. Wir überlegten, uns die Stoßdämpfer von Deutschland schicken oder von Carolin mitbringen zu lassen, aber das war alles natürlich nicht so günstig.
Jetzt fuhren wir erst mal zum Lake Pleasant, der von der Reifenwerkstatt nicht so weit entfernt lag und verbrachten dort die Nacht. Es regnete am Abend mal wieder, aber das kannten wir ja von diesem Stausee schon. Holger suchte im Internet bei E-Bay USA nach Stoßdämpfern und wurde auch fündig, zum Neupreis von 50! Dollar das Stück. Das hörte sich doch sehr gut an, jetzt brauchten wir nur noch eine US-Adresse an die wir uns die Teile schicken lassen konnten.
Am nächsten Morgen gaben wir das Auto beim Reifenhändler ab und wollten in der Wartezeit zum nächsten Park spazieren. Gegenüber war gleich ein Autoteileladen, bei dem Holger noch etwas kaufen wollte und wie ich so draußen wartete, sah ich, dass das Schiebetor der Werkstatt nicht weit genug nach oben geöffnet war und der Mechaniker mit unserem Wohnmobil darunter stecken blieb. Na das fing ja gut an, ich machte ein Foto für alle Fälle, für eventuelle Schäden.
Nachdem wir zwei Stunden unterwegs waren und noch eine weitere Stunde im Laden gewartet hatten, war das Auto endlich fertig. Da das Wohnmobil unser Zuhause ist mit allem was wir zurzeit besitzen, kommen wir uns immer sehr obdachlos vor, wenn es irgendwo in einer Werkstatt steht und wir keinen Zugang mehr haben.
Holger stellte fest, dass bei der Einfahrt in das zu niedrige Tor, die Dachreling einige Schrammen abbekommen hatte. So konnten wir 10 % Nachlass auf den Endpreis heraus handeln, aber es war immer noch teuer genug. Auf Nachfrage bot der Werkstattchef an, die Stoßdämpfer von E-Bay an seine Adresse schicken zu lassen, er würde sie dann für 130 Dollar die Stunde einbauen. Das hörte sich doch schon viel besser an. Mal sehen.
Ich war gestern bei der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit innerhalb der Stadt auf einen Eintrag bei IOverlander gestoßen, der von einem privaten Paar stammt, das selber schon einige Reisen durch Nord- und Südamerika mit ihrem Jeep unternommen hat und jetzt „Fernreisenden“ anbietet, in ihrer Einfahrt oder im Gästezimmer zu übernachten. Das klang interessant und nachdem ich am Vorabend dort hingeschrieben hatte, bekamen wir am Morgen eine freundliche Zusage mit ihrer genauen Adresse. Da beide bis zum Abend arbeiten mussten, vertrieben wir uns die Zeit mit Einkaufen und Hunderunde in einem Park. Dort erlebten wir noch einen dramatischen Himmel beim Sonnenuntergang, es sah fast aus, als würde es am Horizont brennen. Dann fuhren wir zu ihrem großen, im mexikanischen Stil gebauten Haus, das in einem schicken Vorort lag und komplett von einer hohen Mauer umgeben war. Jeff, der Besitzer meinte, wir könnten in seinem „Hinterhof“ stehen und öffnete ein großes Tor zum durchfahren. Wir staunten nicht schlecht, als wir direkt neben einem kompletten, originalgroßen Basketballfeld standen. Die beiden waren aber selbst erst vor kurzem eingezogen und hatten das Spielfeld so übernommen. Sie beherbergen öfter Gäste von Übersee und möchten zwei feste Stellplätzte einrichten mit Strom und Wasseranschluss, um noch mehr Reisende aufzunehmen.
Wir plauderten noch etwas bei einem Glas Wein und bekamen einige interessante Plätze in Mexico genannt, die sie öfter besuchen. Monica, Jeffs Frau, bekam immer ganz leuchtende Augen wenn sie von Mexico sprach, ich hoffe, dass es uns auch so gut gefallen wird.
Die beiden wollen, wenn sie genug Geld zusammen haben, eine längere Reise durch West- und Osteuropa unternehmen. Sie schienen allerdings etwas gestresst, da morgen Thanksgiving mit einem längeren Wochenende bei der Familie anstand, mussten sie den Abend noch einiges erledigen. War vielleicht nicht so ein günstiger Termin für unseren Besuch.