Als wir aufwachten, war es wolkenverhangen und viel kühler als am Tag davor. Da es nicht so aussah, als ob sich das demnächst ändern würde, beschlossen wir abzureisen. Schade, so ein Badetag wie gestern hätte uns allen gefallen.
So fuhren wir schon mal Richtung Vancouver, der Plan war, erst mal mit der Fähre nach Vancouver Island zu fahren und dort ein paar Tage zu bleiben und uns Vancouver zum Schluss ansehen, da Carolin und Jannik von dort wieder zurück nach Deutschland fliegen würden. Ich hatte mir für die Überfahrt die Fähre von Horseshoe Bay, das im Norden von Vancouver liegt, nach Nanaimo auf Vancouver Island rausgesucht. In diese Richtung wollten wir nun fahren und bereits in der Nähe des Fähranlegers übernachten.
Auf dem Weg dahin fuhren wir statt des Trans Canada Highways eine kleinere Straße entlang des Fraser River. Das Flusstal ist eine sehr warme und fruchtbare Gegend. Überall am Straßenrand gab es Brombeerhecken, mit großen, bereits reifen Früchten, von denen wir uns bedienten.
fImmer wieder standen es am Straßenrand Verkaufsstände mit frischem Obst und Mais. Bei einem Hinweis auf einen Farmers Market hielten wir an und kauften eine große Schale mit Heidelbeeren, selbst gemachte Marmelade und frischen Knoblauch.
Dann erreichten wir Vancouver und fuhren mitten durch die Stadt. Diese Stadt gefällt mir viel besser als alle anderen Orte davor. Vancouver liegt einmalig oberhalb einer Bucht mit Blick auf den Pazifik und das vorgelagerte Vancouver Island. Auf der Landseite grenzen die Berge der Coast Mountains an die Stadt. Der höchste Berg ist über 2400 Meter hoch und dort befindet sich das einzige Sommerskigebiet von Nordamerika. Bekannt ist der Ort Whistler, dort fanden 2010 die Olympischen Winterspiele statt. Die Einheimischen können also morgens Skilaufen und nachmittags im Pazifik schwimmen. Inzwischen schien auch die Sonne wieder, es waren 26 Grad laut Temperaturanzeige und wir genossen die herrlichen Aussichten auf Vancouver Downtown.
Unterwegs wurde Holger und mir etwas rührselig, als uns bewusst wurde, dass wir es nun wirklich von Küste zu Küste geschafft hatten. In 6 Wochen und 11.000 Kilometern mit vielen Abstechern hatten wir ganz Kanada „erfahren“.
Nun fuhren wir erst mal am Fährterminal vorbei, da es Richtung Norden einige Provinzparks mit Campingplätzen gab. Allerdings hatten wir nicht viel Hoffnung, es war Samstag und die Parks bei den Einwohnern vom nahen Vancouver für einen Wochenendausflug sehr beliebt.
Die Straße #99 Richtung Norden wird auch der „Sea to Sky Highway“ genannt, da sie sich spektakulär zwischen der Bucht und den steilen Bergen dahin schlängelt. Es gab immer wieder tolle Aussichten zu erblicken.
Der erste Provinzpark hieß Porteau Cove und lag direkt unterhalb der Straße. Ohne große Erwartung fuhren wir zur Rezeption und sahen schon von weitem das Schild „Ausgebucht“, beschlossen aber einfach noch mal nachzufragen.
Der freundliche Angestellte meinte, dieses wäre der beliebteste Campingplatz weit und breit und auf Monate im Voraus ausgebucht, wie wir denn darauf kämen, hier noch einen freien Platz zu erwischen. Aber – erstaunlicherweise hätte gerade jemand storniert und dessen Platz könnten wir haben. Unglaublich! Wir hatten so ein Glück und auch gar keine Lust noch weiter zu fahren. Der Campingplatz war wahnsinnig schön, alle Plätze lagen direkt in einer Bucht am Wasser. Wir testeten die Temperatur – es war gar nicht kalt- und gingen schwimmen. Das erste Schwimmen im Meer in diesem Jahr! Das letzte Mal schwamm ich vor 28 Jahren im Pazifik, das war in Californien. Später entzündeten wir ein Feuer und Holger bereitete Gulasch auf dem Lagerfeuer zu, in seinem neuen Outdoortopf, mit viel frischem Knoblauch. Er war sehr zufrieden mit dem Ergebnis und wir auch.