Wie versprochen wechselte Frank zusammen mit Holger am
Morgen die vorderen Bremsbeläge. Wir wussten nicht, wann unser Vorbesitzer diese
zuletzt ausgetauscht hatte und wir waren inzwischen auch schon fast 18.000
Kilometer gefahren. Vorsorglich hatte Holger einen Satz Bremsbeläge
mitgenommen. Der Fahr- und Bremstest nach der Reparatur war positiv, nur die
Handbremse zieht noch nicht so wie gewünscht, da müssen wir mal zu einer
Mercedes Werkstatt, evtl. in einer größeren Stadt in Alaska.
Während der Reparatur sah ich mir den Phoenix von innen an und wurde schon ein
wenig neidisch. Sehr geräumig, 3 Zimmer, Küche, Bad und die Waschmaschine im
Staufach. Wenn wir mal in Rente gehen wäre so einer auch nicht schlecht.
Dann verabschiedeten wir uns herzlich voneinander, die beiden sind auch auf dem
Weg nach Alaska und wollen danach noch bis Südamerika. Vielleicht treffen wir
uns ja noch mal wieder.
Da Dawson City vom Campingplatz gut zu erreichen ist, gingen wir zu Fuß zur
Fähre, um uns die Sehenswürdigkeiten dort anzusehen. Die Stadt zwischen
Klondike und Yukon River verbindet man wahrscheinlich am stärksten mit dem
Goldrausch. Hier in der Nähe, am Bonanza Creek, wurde das erste Gold entdeckt
und danach entstand in kurzer Zeit eine Stadt mit zeitweise 40.000 Einwohnern. Als
die Goldfunde erschöpft waren, zogen die Goldsucher weiter nach Nome in Alaska,
wo inzwischen auch Gold gefunden wurde. Aus Dawson wurde in den folgenden
Jahren eine Geisterstadt mit nur noch 500 Einwohnern, bis Parks Canada in den
60er Jahren des letzten Jahrhunderts beschloss, die verfallenen Häuser zu
erhalten und aufwändig zu restaurieren. Zusammen mit dem Bau des Klondike
Highways wurde Dawson City so zu einer Touristenattraktion.
Ich finde die Restaurierung ist sehr gut gelungen, zwischen den alten Häusern,
auf den staubigen Straßen und hölzernen Fußwegen durch den historischen Teil
kann man die alte Goldgräberatmosphäre ganz gut nachvollziehen. Aber trotzdem
spielen dort keine Schauspieler, sondern die Einwohner leben ein ganz normales
Leben, natürlich für und mit den Touristen.
Wir gingen zuerst zum kleinen Jack London Museum, dort steht auch die Original
Blockhütte des berühmten Schriftstellers, der aus Kalifornien hierher kam um
Gold zu finden und seine Erlebnisse später in vielen spannenden Büchern
verarbeitete. Das Museum wird von Freiwilligen erhalten und die ältere Dame
dort, eine ehemalige Lehrerin, konnte die Lebensgeschichte von Jack London so
spannend und authentisch erzählen, das wir alle an ihren Lippen hingen. Sie
muss ein großer Fan sein. Zum Abschied versprachen wir, ihr aus Deutschland ein
Jack London Buch in Deutsch zu schicken, da sie die Bücher aus der ganzen Welt
sammelt.
Danach ging ich noch in das Dawson City Museum, dort zeigte ein Film mit vielen
Originalfotografien die Strapazen der Goldgräber überhaupt erst mal hierher zu
kommen und danach zu überleben. Im Winter sind hier schon mal bis minus 70
Grad. Nur einige wurden reich, viele verließen die Stadt verarmt oder krank.
Als ich das Museum verließ, fing es an zu hageln und so machten wir noch einen
kleinen Einkauf und gingen dann zurück zur Fähre und zum Campingplatz.
Den nächsten Tag verbrachten wir damit uns den sogenannten Discovery Claim am
Bonanza Creek anzusehen, an dem Platz wurde von drei Männern das erste Gold
gefunden und der Goldrausch ausgelöst. Dort gibt es auch den weltweit größten
Goldbagger zu bestaunen. Auf der Straße dorthin liegen am Straßenrand überall
aufgetürmte Steine und Kies und man kann sich vorstellen, dass hier jeder Stein
schon mehrmals umgedreht wurde auf der Suche nach Gold. Auch heute sind noch
viele Claims in Betrieb und Goldgräber immer noch auf der Suche nach dem großen
Fund. Es gibt auch einige professionell betriebene Goldminen rund um Dawson.
Um es auch einmal zu probieren, fuhren wir zum Claim 6, der für Touristen zum
kostenlosen Goldwaschen frei gegeben ist. Ein Berg von sogenanntem Paydirt,
Kies in dem vermutlich noch Goldreste zu erwarten sind, wird dort aufgeschüttet
und jeder kann diesen im nebenan fließenden Bach auswaschen. Wir hatten uns in
Whitehorse schon eine Goldwaschpfanne gekauft und Holger versuchte sein Glück
zwischen den anderen Touristen. Was dort im Sommer auf diesem kleinen Stück los
sein muss, kann ich mir lebhaft vorstellen.
Mir war viel zu kalt zum Waschen, ich habe mich immer noch nicht an die kalten Herbsttemperaturen
gewöhnt und auch Holger hatte nach kurzer Zeit keine Lust mehr. Wir wollen es
später noch mal in Alaska versuchen, aber reich werden wir sicher nicht, dazu
fehlt uns einfach die Ausdauer.
Auf dem Rückweg fuhren wir noch zum Midnight Dome, ein Aussichtspunkt hoch oben
auf einem Berg, mit toller Aussicht auf die Stadt und den Fluss.
Eigentlich hatten wir jetzt alles gesehen und hätten nach Alaska weiterfahren
können, wenn wir nicht noch einige Vorräte im Kühlschrank aufbrauchen müssten.
Man darf in die USA neben Drogen, Waffen und Feuerholz, keine frischen Produkte
wie Fleisch, Fisch, Obst usw. einführen. Also wollten wir noch den leckeren
Yukonlachs aus dem Gefrierfach aufessen und fuhren mal wieder zum gewohnten
Campingplatz über den Fluss. Hier muss man im Sommer sicher auch früh da sein,
um noch einen Platz zu erwischen. Aber jetzt zur Nebensaison ist immer noch
etwas frei, das macht die Planung flexibler.
da kann man nur viel,viel Erfolg wünschen, bei der weiteren Goldsuche ,auch bald in Alaska !