Heute wollten wir nun endlich den Gray Wells Park erreichen und wenn möglich dort 2-3 Tage bleiben. Eine Reservierung hatte wir allerdings nur für die erste Nacht buchen können, hofften aber sehr darauf, vor Ort noch eine weitere Nacht zu bekommen.
Der Falls Creek Campground im Park war nur etwas über 300 km entfernt, so erwarteten wir eine frühe Ankunft. Es hätte uns stutzig machen sollen, dass das Navi fast 6 Std. dafür veranschlagte.
Der Weg führte uns durch das fruchtbare Tal des Thomson River nach Kamloops, mit durchschnittlichen Höchsttemperaturen von 28 Grad im Sommer, die wärmste Stadt Kanadas.
Das merkte man auch, es war furchtbar heiß beim Auffüllen der Vorräte beim Supermarkt.
Bei der Stadt Clearwater führte die Straße dann in den Park hinein. Von dort waren es nur noch 65 Kilometer, allerdings wurde die Straße sehr schmal und sehr bergig. Und die letzten 22 Kilometer war es nur noch Schotterstraße mit vielen Schlaglöchern. Das geht sehr auf die Nerven, wenn eine Stunde lang alles im Wohnmobil hin und her geschaukelt wird. Die Gegend wurde immer wilder, neben uns sah man den reißenden Clearwater River fließen. Auf diesem Fluss werden auch Rafting Touren angeboten. Überall gab es Hinweise auf Wanderwegen zu verschiedenen Wasserfällen.
Obwohl die Straße so schlecht war, kamen uns ständig gemietete Wohnmobile der verschiedensten Verleiher entgegen. Wie wir später feststellten, war der Park fest in deutscher Hand, wahrscheinlich weil er in allen deutschen Reiseführern so interessant beschrieben wird.
Die Gegend war auch wirklich wunderschön, der weitgehend naturbelassene Provinzpark ist 5400 km² groß (zum Vergleich: der Harz hat eine Fläche von ca. 2200 km²) und ist umgeben von den schneebedeckten Hochgebirgsgipfeln der Cariboo Mountains. Die zwei zusammenhängenden Seen Clearlake und Azurlake von jeweils 25 km Länge, die ihrem Namen wirklich alle Ehre machen, können nur per Wanderung oder Kanu erkundet werden. So stellt man sich Kanada vor!
Kurz nachdem wir ankamen und unsere Campsite bezogen hatten, kam der Parkranger und verkaufte uns Brennholz für die Feuerstelle. 10 $ für einen Sack. Da man kein Brennholz mitbringen soll und keins aus dem Wald entnehmen darf, ist das ein lukratives Geschäft für den Park. Allerdings kostete der Platz auch nur 23,00 $. Wir fragten gleich nach einer weiteren Übernachtung und nach: „ Oh sieht schlecht aus“, über: „naja mal sehen, vielleicht lässt sich was machen“, bis: „könnte klappen, es gibt eine 50/50 Chance, fragt mich morgen früh noch mal“, kamen wir der Sache näher.
Direkt neben uns war ein Mietwohnmobil mit einer deutschen Familie mit zwei kleinen Kindern. Die Eltern nutzten ihre 3 monatige Elternzeit für einen Rundreise durch Kanada. Das Gleiche hatten sie vor einigen Jahren bei der älteren Tochter in Neuseeland unternommen. Tolle Idee, allerdings wird die Mietgebühr für 3 Monate recht teuer sein.
Wir unternahmen noch einen Spaziergang am Fluss entlang zur Kanuverleihstation, dort können die Camper Kanus ausleihen und damit auf dem See fahren, mit der zusätzlichen Möglichkeit auf kleinen Campingplätzen am See entlang mit dem Zelt zu übernachten. Die Idee gefiel uns, allerdings wollten wir keine 100 $ Leihgebühr für ein Kanu ausgeben und lieber zwei Mal fahren, um uns alle mit unserem Kanu dorthin zu bringen. Wir haben ja einen Motor.