Am nächsten Morgen war der Wind unvermindert heftig und kalt, so dass wir schnell weiter fuhren. Wir hatten schon fast den Großraum Los Angeles im Osten erreicht, aber um zu unserem geplanten heutigen Ziel, einem staatlichen Campingplatz im Nordwesten zu kommen, waren es noch fast 200 Kilometer durch die Stadt, auf vielen mehrspurigen Highways, mit bis zu dreistöckigen Autobahnkreuzungen. Gott sei Dank, war am späten Vormittag nicht mehr so viel los.
Wie in jeder kalifornischen Großstadt sind die Campingplätze in der Innenstadt extrem teuer, so hatte ich diesen günstigen staatlichen Platz etwas außerhalb rausgesucht. Zum Flughafen ist es zwar noch einmal eine Stunde Fahrt, aber er liegt nur eine halbe Stunde entfernt von Hollywood, den Filmstudios und dem berühmten Walk of Fame. Wir wollten morgen Abend Carolin vom Flughafen abholen und hier noch eine Nacht bleiben, um uns am nächsten Tag dort alles anzusehen.
Die Stellplätze lagen direkt an einem kleinen Angel- und Badesee, es war sehr ruhig und nur wenig los, wir konnten kaum glauben, dass wir hier nur einige Kilometer von Los Angeles entfernt waren.
Eigentlich hatte ich noch einen schöneren Campingplatz nicht weit entfernt im Angeles National Forest in Betracht gezogen, aber nachdem ich gelesen hatte, das dort auf über 2500 Meter Höhe im Winter auch Ski gefahren wird, habe ich meine Meinung wieder geändert. Wir konnten die schneebedeckten Berge beim Durchfahren der Stadt sogar sehen.
Den nächsten Vormittag räumte ich zwei Schränke für Carolin frei und als ich die Kleidung in den zusätzlichen Stauraum unter der Sitzbank räumte, fand ich dort ein kleines perfektes Nest der verblichenen Maus. Wahrscheinlich haben wir sie noch rechtzeitig gefunden, bevor sie uns weitere Nachkommen hinterlassen hätte. Leider bestand ein großer Teil des Nestmaterials aus Holgers Fleecejacke, die dort lagerte und jetzt ein großes Loch aufwies.
Am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum Flughafen und stellten fest, dass auch um diese Zeit schon Stau auf den Straßen herrschte. So schleppten wir uns langsam durch den dichten Verkehr und waren froh, extra Zeit eingeplant zu haben. Am Flughafen war es wieder mal ein Problem einen Parkplatz für das große Auto zu finden. Gott sei Dank gab es aber einen Shuttlebus zum Flughafen für den sehr weit entfernten Großparkplatz. Der Flieger landete überpünktlich und ich war sehr glücklich Carolin nach 4,5 Monaten wieder in die Arme nehmen zu können.
Da inzwischen die Autobahnen im Feierabendverkehr komplett dicht waren, spazierten wir noch etwas am nahegelegenen Santa Monica Pier am Meer umher und aßen einen „Welcome-Burger“. Dann machten wir uns wieder auf den Weg zum Campingplatz auf den etwas weniger vollen, aber immer noch staugeplagten Highways.
Für den nächsten Tag war Sightseeing Los Angeles angesagt, am Morgen hatten Carolin und ich eine Tour durch Hollywood und Beverly Hills gebucht. Holger und Hope waren ganz froh, das ihnen das erspart blieb. Jetzt im Winter war nicht viel los und außer uns war nur noch ein anderes Paar im offenen Kleinbus dabei. Das Wetter war sonnig, nur der Wind auf den Hollywood Bergen war etwas kühl. Dort sahen wir die Häuser der Stars und die teure Einkaufsmeile „Rodeo Drive“ aus nächster Nähe. Nach der Fahrt spazierten wir über den Walk of Fame und suchten nach bekannten Namen auf den Sternen. Dann mussten wir schon zur nächsten Bustour eilen, die wir im Filmstudio der Warner Brothers gebucht hatten. Dort wurden wir über das riesige Filmgelände gefahren, erfuhren viel über die Geschichte des Studios, die seit 90 Jahren so bekannte Filme wie „Casablanca“, „Pretty Woman“ oder „Harry Potter“, aber auch viele Serien wie „Friends“ oder „Big Bang Theorie“ und noch etliche Talkshows produziert haben. Sehr interessant war es auch durch den mehrstöckigen Fundus mit Requisiten zu spazieren und ein Studio von innen zu sehen.
Nach der Führung wartete Holger wie verabredet vor der Tür und wir fuhren gleich aus Los Angeles raus Richtung San Diego. Eigentlich wollten wir gleich bis zur mexikanischen Grenze durchfahren, aber da wir natürlich am Abend nicht ohne zeitraubenden Megastau über die Highways fahren konnten, planten wir einen Zwischenstopp im Guajome Regional Park ein. Los Angeles hatte seine Verkehrspolitik, noch mehr als andere amerikanischen Städte, total auf das Auto ausgerichtet. Nachdem sie mit ihren breiten Highways und mehrstöckigen Kreuzungen viele Jahre als vorbildlich galten, bricht jetzt mit noch höherem Verkehrsaufkommen alles zusammen. Vor ein paar Jahren wurden endlich viele Millionen in eine neue U-Bahn investiert, um den öffentlichen Nahverkehr zu fördern. Bleibt abzuwarten wie sich das entwickelt.
Der heutige Campingplatz lag jedenfalls in einem sehr schönen Park, der ein paar Kilometer vom Meer entfernt weiter im Inland lag.