Der nächste Morgen war leider bewölkt und die Bergspitzen waren nicht mehr zu sehen. Da außerdem Schneefall vorher gesagt war, wollten wir die Gegend gegen tiefere, wärmere Regionen eintauschen. Also fuhren wir Richtung Westen meistens auf dem Highway, aber auch wieder ein Stück auf der legendären Route 66. Hier waren wir schon einmal lang gefahren, auf unserem Weg vom Grand Canyon nach Phoenix.
Im Ort Seligman stoppten wir zum Frühstück und spazierten etwas durch die Straßen. Die Einwohner versuchen liebevoll ihre Häuser nostalgisch im Stil der guten alten 60er Jahre zu erhalten, aber man merkt doch wie der Ort langsam verfällt.
Auf der Weiterfahrt kamen wir noch durch wunderschöne weite arizonische Landschaften, bevor wir für die Nacht an einem Campingplatz am Lake Mohave stoppten, einer der vielen großen Stauseen, die vom Colorado River gespeist werden. Beim Spaziergang entlang des großen Hafens, war es mit einem 16 Grad warmen lauen Abend doch gleich viel angenehmer als in Flagstaff. Überall waren die Boote und Gebäude weihnachtlich geschmückt, was ich immer noch komisch finde bei den Temperaturen.
Der nächste Tag begann sonnig und warm, aber wir verließen den Platz trotzdem wieder, um noch ein wenig touristisches Sightseeing Programm mitzunehmen. Das hatten wir in letzter Zeit ja sehr vernachlässigt. Zuerst fuhren wir zum Westerndorf Oatman, eine ehemalige Minenstadt, deren Häuser für die Touristen erhalten werden. Es war Sonntag und dementsprechend einiges los. Neben den Souvenirshops und Restaurants, sind auch die frei auf den Straßen herum laufenden und bettelnden Esel eine Attraktion. Diese wurden von den Minenarbeitern damals hergebracht und dann frei gelassen.
Die nächste Sehenswürdigkeit befand sich im Ort Havasu City, am gleichnamigen See. Dort hat ein reicher Millonär in den 60er Jahren einen Ort für amerikanische Rentner erschaffen, die ihren Lebensabend in der Wärme verbringen möchten. Um seine Häuser besser an den Mann zu bringen, kaufte er eine Brücke aus London, die dort die Themse überspannte, ließ sie Stein für Stein abbauen und hier über einen extra erschaffenen Kanal neben dem Colorado wieder aufbauen. Das Ganze hat 7 Millionen Dollar gekostet, aber angeblich hat sich sein teurer Werbegag gelohnt. Die Geschichte kannte ich schon aus London, allerdings wird dort erzählt, dass der Käufer irrtümlicherweise dachte, er bekommt die erheblich interessantere und bekanntere Tower Bridge für sein Geld. Wie auch immer, jetzt steht die London Bridge in Havasu City und sieht sehr deplaziert dort in der Wüstengegend aus, finde ich.
Von den „Rentnerstädten“ sahen wir noch einige auf der Weiterfahrt entlang des Colorado River, denn nur durch das Flusswasser konnten Orte mitten in der Wüste entstehen. Überall standen auch Wohnwagen und Wohnmobile auf BLM Land, wahrscheinlich Rentner und Snowbirds die sich kein Haus leisten können oder mobil bleiben wollen. Zu diesen gesellten wir uns auch am Abend und übernachteten dort.
Den nächsten Morgen erreichten wir den Ort Parker und suchten uns dort einen Copy Shop, um unsere wichtigsten Dokumente mehrmals auszudrucken. Für die vielen Grenzübergänge und auch Militärkontrollen in Mittelamerika wird den Touristen geraten, immer nur Kopien vorzuzeigen oder zu hinterlegen. Das wollen wir auch versuchen. Im Ort überquerten wir dann den Colorado zum letzten Mal und waren damit wieder in Californien. Vorher füllten wir noch unseren Dieseltank auf, da der Sprit in Arizona erheblich günstiger ist als in Californien. Wir fuhren auf einer kleineren Straße parallel zum Highway, um dem nervigen Lastwagen etwas aus dem Weg zu gehen, aber nachdem wir den Fluss verlassen hatten, wurde die Gegend menschenleer und sehr einsam. Die Straße erschien schnurgerade endlos weiter zu laufen und ringsherum war kilometerweit nur Wüste zu sehen. Als wir den Joshua Tree National Park erreichten, wanderte ich mit Hope ein Stück eines Trails durch die Steinwüste. Zur Übernachtung stoppten wir auf einem Casino Parkplatz und stellten erst dort fest, dass der Wind sehr stark war. Er rüttelte die ganze Nacht heftig am Wohnmobil und wir fühlten uns teilweise wie auf dem Segelboot. Am Abend buchten wir noch online eine Versicherung für Mexico, dann brauchen wir uns damit an der Grenze nicht mehr aufhalten.
Das war erheblich einfacher und günstiger als für USA, aber auch hier gibt es nur einen Tarif für zwei Tage oder 6 Monate. Hoffentlich hält die Versicherung auch was sie verspricht, wenn wir wirklich einen Unfall oder Schaden haben sollten.