Der Tag begann zwar nicht mit Regen, aber es stand alles unter Wasser auf dem Campingplatz mitten im Wald. Da wir heute das Kühlschrankproblem lösen wollten, machten wir uns gleich auf dem Weg. Erst einmal zum nächsten Subway Parkplatz um ein Netz zu haben. Holger versuchte die Ursache für das Problem herauszufinden und als wir so herum schraubten, hielt ein älteres Paar mit einem großen, als Wohnmobil ausgebauten Reisebus und zusätzlich einem PKW als Anhänger daran und bot seine Hilfe an. Als ich noch dachte: „Also sind die Amis auch so hilfsbereit wie die Kanadier“, stellte er sich als Kanadier vor, auf dem Weg, den Winter im Süden zu verbringen. Das machen viele kanadische Rentner, da werden wir wohl noch einige treffen. Wie bei uns die Rentner, die den Winter in Spanien verbringen.
Helfen konnte er uns leider nicht und riet zu einem RV Reparaturservice. Bei Google fanden wir einen mit guten Referenzen in einem Nachbarort von Portland, witzigerweise hieß dieser Ort Vancouver.
Also machten wir uns auf den Weg – da die Beschreibung im Internet so gut klang, waren wir enttäuscht, als sich die Werkstatt als eine bessere Garage auf einem Hinterhof rausstellte. Ich dachte noch: „Das kann doch hier nichts werden“, aber weit gefehlt. Der Besitzer nahm sich sofort unseres Problems an und schickte einen Mechaniker, der den Brenner auseinanderschraubte. Holger hatte schon festgestellt, dass das Problem dort lag. Während der Reparatur erzählte er, dass in den acht Jahren, die er dort schon arbeitet, wir erst die fünften Ausländer seien. Einmal wären sogar welche den ganzen Weg aus Halifax hierher gefahren . . .
Nach einigen Prüfungen stellte er fest, dass das Problem ein defektes Kabel war und tauschte es aus. Jeder andere hätte uns wahrscheinlich ein neues Zündgerät verkauft, er reparierte es einfach. Insgesamt dauerte das Ganze ca. eine Stunde und wir waren sehr froh, einen funktionierenden Kühlschrank zu bekommen. Als wir nach der Rechnung fragten, wollte der Besitzer auch unter Protest kein Geld haben. Er sei froh uns helfen zu können. So gaben wir dem Mechaniker ein Trinkgeld und waren sehr erstaunt über die Großzügigkeit.
Es dämmerte bereits wieder und wir wollten nicht mehr so weit fahren und planten auf dem städtischen Campingplatz Clackamette Park zu übernachten. Natürlich fing es wieder an zu regnen als wir durch dichten Feierabendverkehr endlich ankamen. Eine Platzwartin fing uns gleich am Eingang ab und wollte eine Bescheinigung sehen, auf der das Ablaufdatum der Autozulassung zu sehen sei. Wir erklärten ihr, dass es in Deutschland kein Ablaufdatum gibt, aber das ließ sie nicht gelten. Ihr Chef würde darauf bestehen und ohne eine Bescheinigung könnte sie uns nicht auf den Platz lassen. Wir waren jetzt vier Monate unterwegs und sicher auf über hundert Campingplätzen, aber das war uns noch nicht passiert! Wir wollten uns erst aufregen, dachten dann aber: „Wenn sie uns hier nicht haben wollen, dann fahren wir einfach weiter.“
Der nächste State Park war nicht so weit weg, allerdings kamen wir wieder im Stockdunklen an. Die Parks liegen wirklich komplett im Dunkeln, außer den Toiletten und dem Eingangshäuschen ist nichts beleuchtet. Nach etlichen Kilometern durch einen Riesenpark, kamen wir am Campingplatz an und suchten uns mit Taschenlampe einen Platz. Jedes Mal denken wir, es kann außer uns niemand da sein, aber spätestens am Morgen sieht man, dass noch viele andere Camper dort sind, einige auch immer noch mit Zelt. So auch hier.
Nach dem Aufstehen sahen wir erst mal in was für einem coolen Regenwald wir gelandet waren. Milo Mc Iver hieß der Park und es schien endlich mal wieder die Sonne. Wir machten uns also gleich auf eine längere Wanderung zum angrenzenden Fluss und dann durch den Wald.
Gegen Mittag fuhren wir nach Portland, dort wollte ich wenigstens mal gewesen sein. Die Stadt soll sehr progressiv und weltoffen sein. Wir bummelten etwas durch Downtown, aber die vielen Obdachlosen und Drogenabhängigen deprimierten schon sehr. In den Großstädten in Deutschland gibt es das ja auch, aber in den USA scheint es doch viel extremer zu sein. Ein versöhnlicher Abschluss war der Food Court den wir besuchten. Portland ist bekannt für seine Essensstände aus aller Herren Länder und an diesem Abend gab es dort dazu noch Live Musik mit zwei Gitarrenspielern. So saßen wir bei tibetanischer Suppe, indischem Curry und mexikanischen Burritos und lauschten der Musik. Dazu gab es selbstgebrautes Bier aus Oregon, das angeblich die größte Brauereidichte aller Städte der Welt hat, aber wer weiß – mit Superlativen sind sie hier immer schnell dabei. Ich probierte den sehr leckeren Weißwein aus dieser Gegend, nach Kalifornien ist Oregon die bedeutendste Weinbaugegend der USA. Leider war das Wetter inzwischen wieder regnerisch und so war nur wenig los.
Dann ging es weiter Richtung Meer, unterwegs war ein günstiger Campingplatz mitten im Wald beschrieben an dem wir anhielten. Der Regen war inzwischen sehr heftig und es prasselte auch ununterbrochen die ganze Nacht weiter. Sehr nervtötend. Am liebsten wären wir gleich durchgefahren bis Californien, um den Regen zu entfliehen, aber die Strände in Oregon sollen so schön sein, davon haben uns die Leute unterwegs immer wieder vorgeschwärmt, also wollten wir das nicht auslassen und Sonne werden wir ja noch genug haben. Die Wetteraussichten versprachen auch Besserung in ein paar Tagen, dann soll nur noch die Sonne scheinen. Na mal sehen.