10.07.2019 Zelten mit Bison

Der Grasslands National Park bietet wie die meisten anderen Parks auch, ein Backcountry Camping nur mit Zelt an. Hier bedeutete das, man geht einfach mind. einen Kilometer weg von jeder Straße oder Wanderweg und schlägt einfach sein Zelt dort auf. Das hatte ich schon vorher im Internet gelesen und wir überlegten, das mal auszuprobieren. Hier gab es ja keine Bären, nur Klapperschlangen und Bisons. Aber weit weg von allen anderen müsste der Sternenhimmel doch noch besser sein. Etwas wandern durch diese Landschaft wollten wir auch noch.
Als wir am Vormittag noch so überlegten, was wir machen, entwickelte sich ein nettes Gespräch mit unseren Nachbarn, ein Ehepaar aus München, die schon das 15! Mal in Kanada mit einem gemieteten Wohnmobil Urlaub machten und dieses Mal bis Toronto wollten. Wir bekamen viele Tipps für die weitere Reise und quatschten uns fest. Erst um 14:00 Uhr entschieden wir, doch noch die Zeltübernachtung zu buchen und wir packten alles zusammen und fuhren zum Empfangsoffice, das erst um 15:00 Uhr wieder besetzt war. Für das Backcountry Camping muss man sich anmelden und bezahlt 9,80$ pro Person. Dann soll man sich eine ungefähre Zone aussuchen, in der man sich aufhalten will. Danach gibt es noch einige Belehrungen, wie man sich bei Klapperschlangen verhalten soll, das man genug zu trinken braucht, das man alles was man mitnimmt, auch wieder rausbringt, usw. Schlussendlich sollten wir noch eine Telefonnummer hinterlassen und eine Person, die verständigt werden soll, wenn wir nicht mehr auftauchen. Da war mir dann schon doch etwas mulmig zumute. Aber jetzt wollten wir keinen Rückzieher mehr machen. Wir entschieden, erst eine Wanderung mit leichtem Gepäck zu unternehmen und fuhren auf einen Parkplatz zu einem 11 km langen Rundwanderweg. Er sollte durch ein paar Hügel führen, die weit entfernt schon zu sehen waren. Danach wollten wir dann das Zelt holen und einen Kilometer entfernt zelten.  Also wanderten wir los, es ging glücklicherweise ein stärkerer Wind, der die Hitze und die Mücken etwas erträglicher machte. Zum Abend hin wurde es jetzt auch schon etwas kühler. Nur die Hügel, die von weitem so klein ausgesehen hatten, waren ganz schön steil und kosteten viel Kraft. Die Landschaft war trotz der unendlich grünen Weite, wüst und endlos und man kam sich sehr klein vor. Ich stellte mir vor, wie die ersten Siedler mit ihren Planwagen hier wochenlang durchrumpelten und womöglich noch Indianerangriffen ausgesetzt waren.
Nach der Wanderung waren wir doch ganz schön durchgeschwitzt und freuten uns auf eine Dusche und ein Abendessen im Wohnmobil. Danach hatten wir gar keine Lust die Bequemlichkeit wieder zu verlassen, aber wir wollen ja ab und zu mal unsere Komfortzone aufgeben, um mehr in der Natur zu sein. Also packten wir Zelt, Matten und Schlafsäcke ein und suchten uns einen Platz ca. einen Kilometer vom Trail entfernt auf einem Hügel, da dort durch den Wind weniger Mücken unterwegs waren. Beim Zeltaufbau landete ein Hering genau in einem Bisonkothaufen, der noch relativ frisch war. Wir dachten uns aber nichts dabei.
Leider war der Himmel inzwischen teilweise bewölkt und kälter wurde es dadurch auch nicht. Also beschlossen wir im mückensicheren Zelt zu warten, bis der Himmel aufklarte. Als wir so dalagen, fing auf einmal der Hund an zu knurren und dann zu bellen und wir hörten ein lautes Schnauben immer näher kommen. Wir hielten dem Hund die Schnauze zu und versuchten ganz still zu sein. Das Schnauben ging einmal um da Zelt herum und blieb auf der anderen Seite einfach stehen. Das hörte sich schwer nach einem Bison an. Was sollten wir tun? Die Broschüre vom Park empfiehlt bei Bisons, nicht näher als 100 Meter heran zu gehen. Das half jetzt leider gar nicht. Da keine Abspannleine vom Zelt wackelte, war er wohl etwas weiter weg, aber im Zelt hören sich alle Geräusche immer sehr nah an. Wir warteten, dass er weiterging, aber scheinbar hatte er sich in unserer Nähe häuslich niedergelassen. Der Hund war inzwischen wieder ganz entspannt und schlief seelenruhig, also beschlossen wir auch etwas lockerer zu werden. Was sollte schon passieren, Bisons fressen keine Menschen und warum sollte er unser Zelt niedertrampeln? Er war wahrscheinlich einfach verwundert, dass auf einmal so ein grünes Ding auf seinem Weg war. Beim Anblick der Bisonscheiße hätten wir es uns ja eigentlich denken können. Es wäre nur gut, wenn seine Kumpels nicht auch noch vorbei kämen. Also entspannten wir etwas und warteten ab. Und wirklich, irgendwann entfernte sich das Schnauben und hörte dann ganz auf. Nach einer Weile gingen wir nach draußen und leuchteten die Gegend ab, aber es war nichts mehr zu sehen. Inzwischen war der Himmel etwas aufgeklart und wir betrachteten den Sternenhimmel, aber so grandios wir am vorherigen Abend wurde es hier nicht.
Gegen Morgen zog auch noch ein Gewitter auf, also beschlossen wir das Zelt zurückzulassen, um kein Risiko einzugehen, schließlich stand es exponiert auf einem Hügel. Wieder im Wohnmobil schliefen wir noch ein paar Stunden und holten dann das Zelt vom Hügel. Was für eine unvergessliche Nacht.

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