Beim Schmutzwasser ablassen am Morgen sprach uns ein Kanadier auf Deutsch an, der mal 20 Jahre in Köln gewohnt hatte. Er war mit einer Jugendgruppe da und ganz begeistert hier Deutsche zu treffen. Da wir uns mit unserem deutschen Kennzeichen natürlich gleich outen, werden wir öfter darauf angesprochen. Die meisten können nicht fassen, dass wir das Auto aus Deutschland mitgebracht haben.
Am Lake Manitou angekommen, konnte ich mich nicht überwinden über die Steine in das nicht so saubere Wasser zu klettern. Die wenigen Schwimmplattformen mit Badeleiter waren privat und nicht zugänglich. Das Wetter war auch bewölkt und am See ging ein kühler Wind. Holger erbarmte sich und kletterte hinein, um zumindest mal auszuprobieren, ob er auf der Wasseroberfläche schweben kann. Hat geklappt, Foto geschossen, kurz geduscht, weiter gefahren. Dieser See war jetzt kein Highlight für uns.
Da wir ja jetzt schon sehr nah an Calgary dran waren und erst am Montagnachmittag dort am Flughafen sein müssen, entschieden wir uns doch noch in den Grasslands National Park zu fahren. Das waren jetzt doch wieder einige Kilometer nach Süden, aber was soll´s. Wir bewegen uns halt schachbrettartig vorwärts.
Die Strecke zog sich, auf kleineren Highways in schlechtem Zustand kilometerlange Eintönigkeit. Inzwischen wieder heiß und streckenweise sehr windig. Zwischendurch stockten wir die Lebensmittelvorräte auf, da wir mal wieder zwei Tage im Park bleiben wollten. Gegen Abend erst kamen wir dort an.
Der Grasslands National Park ist der jüngste Nationalpark Kanadas. Er zeigt auf einer Fläche von 900 km² die ursprüngliche Prärielandschaft zu Zeiten der ersten Siedler. Nach der Ausrottung der Bisons vor 120 Jahren wurde eine Herde hier 2006 neu angesiedelt, sie umfasst inzwischen 310 erwachsene Bisons, die in Teilen des Parks frei rumlaufen.
Die Zufahrt durch den Park zum Campingplatz war schon beeindruckend, eine riesige weite grüne Grasfläche, mit einigen Hügeln durchzogen. Gleich am Anfang am Straßenrand zwei Bisons und jede Menge Mücken im Auto schon allein beim Fenster öffnen. Dann noch jede Menge Kolonien von Präriehunden, die so aussehen wie Erdmännchen und mitten drin in der grünen Weitläufigkeit der Campingplatz mit einfacher Ausstattung, nur ca. 20 Plätze. Die Rezeption war noch besetzt und ein Platz noch frei. Wir aßen zu Abend und entzündeten ein Holzfeuer, an das wir uns mit jeder Menge Mückenschutzmittel setzen. Aber wie immer vertreibt der Rauch die Mücken und mit der Dunkelheit wurde es erheblich kühler. Zu guter Letzt saßen wir mit Decken am Feuer, aber die Mücken waren alle weg. Es war eine klare Nacht und es gab einen grandiosen Sternenhimmel zu sehen. Der Park ist als Dark Sky Preserve, ein sogenanntes Lichtschutzgebiet, ausgewiesen. In diesen Gebieten wird Dunkelheit als Schutzgut betrachtet und sie werden besonders vor Lichtverschmutzung geschützt. Als dann noch die Kojoten in der Ferne heulten war die Cowboy Romantik am Lagerfeuer perfekt.