Früh am Morgen lag alles im Nebel und ich dachte schon, wir müssten die Ausfahrt verschieben. Aber bei der Buchung versicherten mir alle, der Nebel würde sich bald lichten und es würde ein sonniger Tag werden. Das ließ hoffen. Das Schiff war sehr groß und modern mit zwei Etagen und vielen Aussichtsflächen drinnen und draußen und mit ca. 80 Mitfahrern nicht ausgebucht. Im dichten Nebel verließen wir den Hafen, man konnte überhaupt keine Umgebung erkennen. Unter häufigem Einsatz des Nebelhorns fuhren wir langsam in die Bucht hinaus. Aber schon etwas weiter draußen ließ der Nebel nach und wir erkannten die umgebenden Berge mit hohen Wasserfällen, die durch das abschmelzende Gletscherwasser entstehen. Das Ziel der Tour war der Columbia Gletscher, der in einer etwas weiter entfernten Bucht liegt. Auf dem Weg dahin stoppte der Kapitän immer wieder bei interessanten Tieren. So sahen wir Weißkopfseeadler, Seeotter und eine Kolonie von Seelöwen. Da die Berge steil ins Meer abfallen, ist das Wasser schnell sehr tief, was dem Schiff ermöglicht, nah an die Berge heran zu fahren.
Zwischendurch gab es noch eine leckere Fischsuppe und Bagels, was im Preis inbegriffen war, genauso wie freie Getränke und Kaffee. Auf dem Schiff ging es ganz locker zu, der Kapitän erzählte viel Wissenswertes zur Gegend und den Tieren und man konnte auch jederzeit zu ihm in den Steuerstand kommen und Fragen stellen.
Als wir in die Gletscherbucht fuhren, trieben uns schon die abgebrochenen Eisschollen entgegen und der Kapitän musste sorgfältig dadurch manövrieren. Er fuhr so dicht an den Gletscher wie möglich und man hatte das Gefühl sehr nah dran zu sein, aber die Abbruchkante befand sich noch immer ca. 2 Kilometer entfernt.
Wir waren das einzige Boot in der Bucht und trieben fast lautlos vor der rieseigen Eiskulisse dahin, die Sonne strahlte vom Himmel, es war fast windstill und es war ein so erhabener Anblick das mir fast die Tränen kamen.
Alles wartete darauf, den Gletscher kalben zu sehen, aber immer wenn man den Abbruch hörte und dort hinblickte war es schon geschehen. Es dauerte so lange bis der Schall uns erreichte. Dann brachen auf einer Seite gleich mehrere große Stücke hintereinander ab und fielen unter großem Getöse ins Wasser. Ein unglaubliches Schauspiel.
Der Kapitän meinte, so nah wie heute käme man selten an den Gletscher heran, wie hätten sehr viel Glück mit dem Wetter. Also hatte sich das Warten doch ausgezahlt. Am liebsten wäre ich noch Stunden so weiter vor dem Gletscher rumgetrieben, aber nach langer Zeit drehte der Kapitän um und fuhr zurück nach Valdez. Auf der Rückfahrt sahen wir erst mal die wunderschöne Gegend, die uns am Morgen der Nebel verwehrt hatte. Die Buchten um Vancouver Island fand ich ja auch schon wunderschön, aber hier ist alles sehr ursprünglich, es gibt keine Besiedlung rundherum, nur Natur. Und genau hier, südlich von Valdez lief 1989 der Tanker Exxon Valdez wegen eines Navigationsfehlers auf ein Riff und 41 Mio. Liter Rohöl liefen aus. 2000 Kilometer Küste wurden dadurch verseucht und zahllose Tiere verendeten. Leider war man damals überhaupt nicht auf eine solche Katastrophe eingestellt und die ersten Tage mit gutem Wetter in denen man noch einiges hätte retten können, verstrichen ungenutzt. Inzwischen hat jeder Tanker doppelte Schiffswände und muss von 2 Lotsenbooten begleitet werden. Angeblich ist man jetzt auch auf ein Unglück bestens vorbereitet und kann schnell reagieren. Na ich weiß nicht, es wäre besser man hätte in Alaska kein Erdöl gefunden. In Valdez kommt die über 1200 km lange Alaska Pipeline an, die Rohöl aus dem Nordpolarmeer hierher befördert, wo es weiter auf Tanker geladen wird. Das ausgelaufene Öl trieb damals weiter in den Süden und in den betroffenen Buchten sind heute noch die Auswirkungen der Katastrophe zu spüren.
Nach dem Ausflug fuhren wir auf die andere Seite der Bucht mit Blick auf Valdez, auf einen staatlichen Übernachtungsplatz wunderschön gelegen direkt am Meer. Die Straße dorthin führt an einer Fischfabrik vorbei und am gesamten Küstenabschnitt stehen Angler und versuchen ihr Glück. Das hatte Holger auch vor, jemand auf dem Schiff hatte ihm erzählt, dass er hier angeblich viele große Lachse rausgeangelt hatte. Das gelang Holger nicht, aber er bekam an seinem Angelplatz Besuch von Seelöwen, Seehunden und einem Weißkopfseeandler, der direkt neben ihm eine Rast einlegte.
Wir genossen noch den Sonnenuntergang am Meer, auch dort schaute die Robbe kurz mal vorbei und genossen danach den tollen Ausblick aufs Wasser und auf das beleuchtete Valdez vom Wohnmobil aus.
es ist schon erstaunlich,dass ihr dort -etwas übe r dem 60.Breitengrad- auf Meereshöhe den GLETSCHER aktiv
vor Augen habt!
Hier wäre es z.B. etwas über Bergen od. Helsinki.