Auf der Weiterfahrt verließen wir nach einigen weiteren Kilometern die Küstenstraße und durchquerten die Halbinsel, um auf der anderen Seite den Ort Sausalito zu erreichen. Die Straße führt weiter über die Golden Gate Bridge nach San Francisco. Da es dort aber nur einen sehr teuren Campingplazt in Citynähe gibt und Holger genau so viel Lust auf Stadtbesichtigung hat, wie ich auf Lachsangeln, war mein Plan in Sausalito zu übernachten und am nächsten Morgen mit der Fähre allein nach San Francisco zu fahren.
Der Ort Sausalito wurde in den 70er Jahren von Hippies bevölkert, die sich dort in der Bucht ihre eigenen Hausboote zimmerten. Inzwischen sind daraus teilweise Luxusboote geworden, die sich nur noch gut verdienende Einwohner leisten können. Auch die Häuser und Autos an den Hängen ringsherum zeigen den Wohlstand. Das macht die Gegend aber auch relativ sicher und wir übernachteten direkt am Fährhafen, was dort geduldet wird. Am Abend setzten wir uns noch mal an die Bucht, von der aus man die Skyline von San Francisco sehen kann, wenn, wie an diesem Abend, nicht alles im Nebel verschwindet. Nur die höchsten Türme schauten hervor.
Am nächsten Morgen wurden wir durch den Autoverkehr früh wach und so konnte ich schon die Fähre um 8:15 Uhr nehmen. Mit mir fuhren viele Bewohner auf ihrem Weg zur Arbeit. Auch am Morgen lag die Bucht wie fast immer im Nebel, der sich aber nur direkt in der Mitte hielt. Sobald wir diesen durchfahren hatten, lag die Skyline von San Francisco vor mir und allein dafür hatte sich die Fahrt schon gelohnt. Es war ein warmer Tag und ich erkundete zu Fuß fast alle Sehenswürdigkeiten der Innenstadt. Die berühmten Seelöwen am Pier 39, Fischermans Wharf, die Cable Cars in den steilen Straßen, die in Serpentinen herabführende Lombard Street, „the crockedest road of the word“, Chinatown, das hier zwar touristisch, aber noch ganz authentisch ist. Leider hüllte sich die Golden Gate Bridge, wie die meiste Zeit, in Nebel. Erst auf der Rückfahrt konnte ich sie dann ganz, aber weit entfernt, bewundern. Da San Francisco auf 42 Hügeln gebaut ist und die Stadtplaner mit der schnurgeraden Straßenführung darauf keine Rücksicht nahmen, ist eine Stadtbesichtigung bei bis zu 40 % Steigungen eine schweißtreibende Angelegenheit. Die Sonne strahlte vom Himmel und ich kam ganz schön ins Schwitzen. Aber es ist wirklich eine wunderschöne Stadt und von jedem Hügel den man erklimmt, hat man wieder eine wunderschöne Aussicht auf die Bay. Sehr zufrieden nahm ich am Nachmittag die Fähre zurück mit inzwischen nebelfreien, schönen Aussichten. Was am Nachmittagswind liegt, der die Wolken wegtreibt, allerdings auch höhere Wellen verursacht. In Sausalito sahen wir uns noch einige der Hunderten von Hausbooten an, die hier nicht abgeschottet wie in Seattle, sondern als Touristenattraktion vermarktet werden. Da wir keine Lust hatten, im stundenlangen Berufsverkehr durch San Francisco weiter zu fahren, fuhren wir zurück nach Norden zum Samuel P. Taylor State Park zum Übernachten. Der Platz lag mitten im Wald und war für eine Nacht okay.
Für den nächsten Tag hatten wir uns eine besondere Übernachtung gebucht. Und zwar hatte ich im Blog der Kassler Bekannten gelesen, dass sie sich beim Internetportal „Boondockers Welcome“ angemeldet hatten. Boondocker sind Camper die irgendwo kostenlos übernachten. Auf dieser Internetseite bieten Gastgeber eine freie Übernachtung in ihrer Einfahrt oder auf ihrem Grundstück an. Meistens sind das Camper, die das Angebot im Gegenzug auch nutzen wollen und sich gern über ihre Reiseerlebnisse austauschen. Das wollten wir auch mal ausprobieren. Also meldeten wir uns mit einer geringen Jahresgebühr an und fanden ein Gastgeberehepaar auf der anderen Seite der Bay in San Leandro. Auf unsere Anfrage schrieben sie auch gleich zurück, dass wir gerne kommen können.
Obwohl es ein Umweg war, fuhren wir am nächsten Morgen erst mal über die Golden Gate Bridge nach San Francisco. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Vorher ließen wir in einer Werkstatt noch einen Ölwechsel vornehmen. Dadurch war es schon wieder früher Nachmittag, aber als wir über die Brücke fuhren, lag sie immer noch in dichtem Nebel. Dann ging es direkt durch Downtown zur anderen Seite, um dort über die doppelstöckige Bay Bridge nach Osten zu fahren. So sah Holger dann doch noch etwas von der City. Die Städte auf der anderen Seite werden Baycitys genannt und sind im Prinzip Vororte von San Francisco, da es sich Normalverdiener nicht leisten können dort zu wohnen. Durch den nicht so einladenden Ort Oakland erreichten wir San Leandro, einen typischen Vorort mit Hunderten von Einfamilienhäusern. Unsere Gastgeber Sean und Tiffany erwarteten uns schon. Sie sind gerade am Ausziehen und wollen demnächst nur noch mit ihrem Wohnwagen herumreisen. Das Haus haben sie an ihre Tochter und Schwiegersohn vermietet, so können sie einige Sachen lagern. Sie wissen noch nicht, wie es ihnen gefallen wird, nur noch ein rollendes Zuhause zu haben und sind sehr gespannt. Leisten können sie sich dieses Leben, da Sean ein Haus geerbt hat, das sein Vater in der Gegend vor vielen Jahren für 65.000 Dollar gebaut hat. Später siedelten sich dort viele Internetunternehmen an, der Ort wurde als Silikon Valley bekannt und das Haus ist heute 3,2 Millionen wert. Das ist mal Glück. Dieses Haus vermieten sie für gutes Geld und von der Mieteinnahme können sie ganz gut leben. Da in ihrem Haus gerade geräumt und renoviert wird, luden wir sie noch auf ein Glas Wein in unser Womo ein und plauderten sehr lange über Gott und die Welt und das Leben in den USA und in Deutschland. Die beiden sind sehr offene, nette Menschen und es war ein sehr lustiger und interessanter Abend. So hatten wir uns das vorgestellt mit „Boondockers Welcome“, dadurch bekommen wir auch mal tiefere Einblicke in das Leben der US-Bürger, als immer nur durch zu reisen. Wir waren sehr zufrieden und werden das sicher noch einige Male ausprobieren, auch wenn so eine Übernachtung in der Einfahrt morgens ganz schön laut ist, wenn alle zur Arbeit fahren.