Nachdem wir wieder ein fahrtüchtiges Auto hatten, fuhren wir Richtung Kamloops, die wärmste Stadt Kanadas. Im Juli waren wir hier schon zwei Mal durchgekommen und es war jedes Mal sehr heiß. Jetzt erhofften wir uns dort noch ein paar wärmere Sonnentage. Da wir aber erst am Nachmittag aus Quesnel wegkamen, stoppten wir auf halber Strecke an einer Recreation Site am Helena Lake zur Übernachtung. Die Stellplätze lagen mal wieder sehr schön direkt am See, es war niemand sonst dort und bezahlen mussten wir auch nichts mehr. Nur eine Kuhherde hatte den Platz eingenommen und weidete zwischen den Plätzen, was uns aber nicht weiter störte. Es lag überall noch Brennholz herum, so entzündeten wir mal wieder ein schönes Lagerfeuer und saßen noch lange draußen.
Am nächsten Tag erreichten wir Kamloops, das eingebettet im tiefen Tal des Thompson River liegt. Die Hügel rundherum sind kaum bewachsen, da es so selten regnet und es sieht hier eher aus wie in der Wüstengegend um Arizona als in Kanada. Rundherum gibt es viele Tier- oder Gemüsefarmen, deren Felder ständig bewässert werden. Die Temperaturen waren auch gleich viel höher. Zwischen 16-18 Grad mit Sonnenschein tagsüber. In Whitehorse im Yukon waren inzwischen 0 Grad und Schneefall. Wir stoppten an einem Campingplatz am Fluss für eine Pause und Holger versuchte sich beim Angeln. Als er mit Erstaunen feststellte, dass es sich hier auch um einen Lachsfluss handelte, hing auch schon der Fisch an der Angel. Damit hätten wir hier und zu dieser späten Zeit gar nicht mehr gerechnet. Nachdem wir einige Einkäufe in Kamloops erledigt hatten, suchten wir uns eine Übernachtung an einer weiteren Recreation Site, dieses Mal am Edith Lake.
So verbrachten wir die nächsten Tage in Kamloops, tagsüber fuhren wir in die Berge zum Wandern oder an den Fluss, aus dem Holger noch einen weiteren, sehr großen Königslachs herausholte, und abends suchten wir uns eine nette Übernachtung am Thompson River oder einem See rundherum. Fast immer kostenlos. Am Freitag übernachteten wir am Lake Paul, wahrscheinlich im Sommer ein sehr beliebter Spot, was man an den vielen Camping- und Parkplätzen sehen konnten. Jetzt standen wir hier nur mit ein paar Jugendlichen, die zum Mountainbike fahren da waren. Witzigerweise aus dem Ort Quesnel, wo wir gerade mehrere Tage zur Autoreparatur fest saßen. An diesem Lake konnten wir einen kurzen Aufstieg zum Gibraltarfelsen unternehmen, mit einem herrlichen Ausblick auf den See und die ihn umgebenden Berge.
Am Samstagabend hatten die Kamloops Blazers ein Heimspiel und da wir uns schon länger ein Eishockey Spiel ansehen wollten, gingen wir dorthin. Kamloops spielt allerdings nur in der Western Hockey Liga, eine der drei nordamerikanischen Juniorenligen. Das war uns aber egal. Das Stadion wurde überwiegend von kompletten Familien mit Großeltern und Kindern besucht. Die Stimmung war super, aber ich fand das ganze Spektakel drumherum noch viel interessanter. Es war schön, auch einmal einen Einblick zu erhalten, wie die kanadischen Familien so ihren Samstagabend verbringen. Leider verlor unsere Mannschaft, was ein wenig traurig war.
Zum Übernachten fuhren wir danach zum Haus des Schweizer Ehepaars, die wir unterwegs im Yukon getroffen hatten. Sie hatten uns damals angeboten vorbei zu kommen und in ihrer Einfahrt zu stehen. Das Haus lag sehr schön auf einem Hügel über der Stadt mit einem coolen Weitblick über die Berge. Am nächsten Morgen unterhielten wir uns noch sehr lange mit dem Besitzer, der schon seit vielen Jahrzehnten in Kanada lebt und früher eine Konditorei mit Cafe in Kamloops besaß. So erfuhren wir sehr viel über die Lebensweise und auch die Schwierigkeiten der Einheimischen. Uns erstaunt immer wieder wie teuer hier die Häuser und auch die Mietwohnungen sind, obwohl doch so viel Patz überall ist. Das Durchschnittseinkommen eines Kanadiers ist nicht sehr hoch, aber die Lebenshaltungskosten sind viel teurer als bei uns.
Am Sonntag verließen wir dann endlich Kamloops, ich hätte mal wieder noch bleiben können, aber wenn wir nicht bald nach Süden fahren, erleben wir noch einen Wintereinbruch in den Bergen durch die uns unser Weg noch führt.