12.-14.10.2019 Olympic Peninsula

Der nächste Morgen war nicht besser, der Himmel war bewölkt, der Campingplatz lag im Wald und unsere Stimmung war nicht besonders. Gestern Abend hatten wir endlich mal den Reiseführer für die USA hervor gekramt und entschieden, doch nicht auf die San Juan Island zu fahren. Wir hätten zu viel mit Fähren zwischen den kleinen Inseln wechseln müssen. Da wir aber schon einmal hier waren, beschlossen wir auf die Halbinsel Olympic Peninsula überzuwechseln. Die Insel ist relativ groß, soll wunderschöne Strände und heiße Quellen besitzen und den Olympic Nationalpark, der zu den beliebtesten Parks bei den US Bürgern zählt. Für die nächsten zwei Tage war auch relativ gutes Wetter angesagt. Da uns aber noch einige Informationen zu den Fährzeiten fehlten, fuhren wir nach einem kleinen Einkauf im Ort Anacortes zum dortigen Besucherzentrum. Zwei ältere Angestellte waren wie immer sehr hilfsbereit und versorgten uns mit jeder Menge Informationen und Kartenmaterial. Nachdem sie uns nach unserer Nationalität gefragt hatten, erzählten sie, wie dankbar sie den Deutschen sind, weil Kaiser Wilhelm I als Streitschlichter damals entschieden hatte, die San Juan Inseln den USA zuzuschreiben. Allerdings hat er, soweit ich weiß, Vancouver Island den Kanadiern (damals war das noch England) gegeben, das erwähnten sie allerdings nicht.
Wir fuhren also los und erreichten gerade noch die 15:30 Uhr Fähre, die uns in 30 Minuten übersetzte. Da wir heute nicht schon wieder so spät ankommen wollten, fuhren wir gleich zum nächsten Campingplatz an der Nordseite, der Dungeness Recreation Area. Wegen des langen Wochenendes waren alle Plätze mit Meerblick schon weg, aber auch aus der zweiten Reihe konnte man das Wasser noch sehen. Wir gingen gleich zum Meer und machten einen langen Strandspaziergang, der etwas unfreiwillig bis nach Anbruch der Dunkelheit dauerte, da wir an der Steilküste keinen Weg zurück zum Platz fanden. Gott sei Dank war gerade Ebbe, sonst hätte es noch gefährlich werden können. In der Nacht hörte man bei offenem Fenster das Meeresrauschen und es war schön damit einzuschlafen.
Am nächsten Morgen fuhren wir gleich weiter, da wir heute noch um die ganze Insel herum zur Westseite wollten, die Strände dort sollen zu den schönsten der USA überhaupt gehören. Quer über die Insel kann man nicht fahren, da in der Mitte hohe schneebedeckte Berge und Gletscher liegen. Daran angrenzend bis zum Meer erstreckt sich im Westen ein Regenwald, wie auf Vancouver Island in Kanada, was nicht weit von hier liegt. Es ist so dicht an der Grenze, das ich gestern Abend sogar noch Empfang mit meiner kanadischen Simkarte hatte.
Vorher stoppten wir aber noch im Ort Port Angeles im Visitor Center des Nationalparks, um uns eine Jahreskarte für alle US-Nationalparks zu holen. Die kostet 80 Dollar und gilt für ein Jahr und ein Fahrzeug, egal wie viele Personen mitfahren. Dort erfuhren wir, dass im Ort dieses Wochenende ein großes dreitägiges Crabfest stattfindet. Das hörte sich interessant an, also fuhren wir zum Hafen, wo auch viel Andrang war. Viele Verkaufs- und Essensstände waren aufgebaut, an einigen Stellen wurde Livemusik gespielt. Und an einem großen Platz wurden frisch gefangene Krebse verkauft. Leider hatten wir gerade vorher gefrühstückt und fürs Abendessen den letzten Lachs aufgetaut, aber einen Krebs wollten wir mitnehmen. Die Frau vor uns in der Schlange schenkte uns noch einen Ermäßigungsgutschein und wir bekamen aus einem großen Bottich einen frisch gekochten großen Krebs. Dann schlenderten wir langsam zurück, das Wetter war herrlich und als eine Musikerin auf dem Keyboard das Lied: „I´m sitting on the dock of the bay, wasting time. . .“ spielte, nachdem die Überschrift dieses Blog entstanden ist, dachte ich, dass es hier vielleicht auch nicht so schlecht ist und wir auch hier unsere Zeit schön verschwenden können;-)
Dann fuhren wir endlich weiter, zunächst an der Küste, dann an einem großen See entlang und schließlich erreichten wir die Weststrände. Und der Reiseführer hatte nicht zu viel versprochen. Kilometerweit erstreckten sich sehr breite Sandstrände, durchzogen mit angeschwemmten Baumstämmen und –wurzeln. Und das schönste war – die Sonne schien und es war fast windstill. Auf einem Campingplatz oberhalb der Küste, zwischen windzerzausten Bäumen suchten wir uns einen Stellplatz und bekamen einen mit direktem Blick aufs Wasser. Wir gingen gleich am Strand spazieren und fanden es wunderschön. Auch Hope rannte wie angestochen herum, scheinbar findet sie breite Sandstrände genauso cool wie wir.
Nach einem sehr schönen Sonnenuntergang aßen wir unseren Lachs und den Krebs. Sehr lecker, das wird bestimmt nicht der letzte sein, den wir uns holen. Am späteren Abend kam der Vollmond heraus und beschien mit einigen Sternen die Umgebung fast taghell. Dick angezogen gingen wir noch einmal zum Strand, lauschten der Brandung, sahen eine Sternschnuppe und spätestens jetzt wussten wir, das Grenzen menschengemacht und nicht so wichtig sind und das es auch hier faszinierende Gegenden geben wird.
Am nächsten Tag überlegten wir lange, ob wir noch eine Nacht dranhängen sollten, da das Wetter so schön sonnig war. Allerdings versprachen die Aussichten schon am Abend einen Wechsel zum Schlechteren und wir wollten uns die anderen Strände auch noch ansehen. Also machten wir uns auf den Weg zum Ruby Strand, der bizarrste, aber auch populärste Küstenabschnitt, mit Felsnadeln und kleinen Inseln im Wasser. Danach besuchten wir noch die Rialto Beach mit starker Brandung und zum Surfen geeigneten Wellen. Anschließend besichtigten wir noch einen besonders breiten Zederbaum im angrenzenden Regenwald und kamen am Abend gerade rechtzeitig zum Moonlighttarif bei den Sol Duc Hot Springs an. Die Quellen wurden in vier unterschiedlich heißen Freiluftschwimmbecken angeboten und es war wie immer sehr angenehm dort zu entspannen. Heiße Quellen sind wirklich eine gute Erfindung der Natur und ich hoffe wir finden noch ein paar Angebote auf unserem Weg. Spätestens ab Südkalifornien freuen wir uns dann aber wahrscheinlich über kalte Quellen. Obwohl es schon dunkel war fuhren wir nach dem Bad noch die letzten Kilometer bis Port Angeles zurück, da vormittags die Straße zurzeit voll gesperrt wird und wir am nächsten Morgen nicht mehrere Stunden warten wollten. Seit langem übernachteten wir mal wieder auf einem Walmart Parkplatz, da wir morgen früh sowieso einkaufen wollten.


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