Der Tag begann auch wieder wunderschön mit Sonnenschein, aber da wir auf unserem Platz im Schatten unter Bäumen standen, fuhren wir zum angrenzenden Picknickplatz und frühstückten dort in der Sonne. Hier gibt es auch eine öffentliche Slipanlage die jeder kostenlos nutzen kann. Am Tag davor hatten wir beobachtet, wie zwei Paare mit ihren Motorbooten ankamen, das Boot kurzerhand in Wasser ließen und dann über die Bucht zu einem Tagesausflug fuhren. Die Freizeitgestaltung ist in Kanada immer so herrlich unkompliziert.
Dann mussten wir uns aber endlich trennen und wieder zurück über Vancouver weiter bis zur Grenze fahren. Eigentlich wollte ich am Strand von Vancouver noch einen Spaziergang machen, entschied mich dann aber glücklicherweise dagegen, da es durch die Stadt und am Grenzübergang sehr viel Verkehr gab. Obwohl an der Grenze sechs Spuren für die Ausreise geöffnet waren, mussten wir lange warten. Es war ein langes Wochenende mit Thanksgiving Feiertag am Montag in Kanada und scheinbar auch ein Feiertag im Staat Washington der USA, in den wir jetzt überwechselten.
Für Kanadier und Amerikaner gibt es eine schnelle Abfertigung, ähnlich der für EU Bürger bei uns in Europa. Alle anderen werden genauer kontrolliert. Der Grenzbeamte stellte seine üblichen Fragen nach Alkohol, Drogen, Waffen und frischen Lebensmitteln und wie immer auch, wie wir denn unseren Lebensunterhalt bestreiten können. Währenddessen hatte er die ganze Zeit einen Aufkleber in der Hand, den Autos bekommen, die an einer angrenzenden Station näher untersucht werden sollen. Aber zu guter Letzt legte er den Aufkleber wieder weg und ließ uns fahren. Das war Glück, ich hätte keine Lust darauf gehabt, dass jemand das komplette Wohnmobil durchsucht.
Jetzt waren wir also in den USA, aber so richtig freuen konnten wir uns nicht. Ich dachte die ganze Zeit darüber nach umzudrehen und noch mal zurück zu fahren, aber in nicht allzu langer Zeit ist hier kalter Winter und das monatelang und eigentlich freuen wir uns ja auch auf die wärmeren Gebiete im Süden der USA und natürlich auch auf die Strände in Mexiko.
Aber Kanada ist uns wirklich ans Herz gewachsen und selbst wenn wir hier noch einmal unseren Urlaub verbringen sollten (was wir unbedingt vorhaben), wird es niemals wieder so intensiv sein wie dieses Mal mit fast vier Monaten Herumreisen in fast ganz Kanada. Wir hätten uns das Land nie so vorgestellt, die Landschaften so vielfältig und abwechslungsreich; die Entfernungen so riesig und vor allem das Wetter so warm im Sommer. Die Kanadier sind wahnsinnig freundliche, interessierte und aufgeschlossene Menschen. Wir hatten keine einzige unangenehme Begegnung in der ganzen Zeit. Wenn jemand überlegt Kanada auch einmal zu besuchen, dann sollte er das unbedingt tun, am besten mit einem gemieteten Wohnmobil, um direkt in der Natur zu sein. Das Land ist perfekt ausgerüstet für Camper, es gibt überall staatliche Übernachtungsplätze mit viel Platz und immer wunderschön gelegen. Die Straßen sind breit und es wird langsam und rücksichtsvoll gefahren. Das einzige Manko sind die Mücken, da hatten wir aber ab Mitte August nach der ersten Frostnacht keine Probleme mehr. Ganz am Anfang in den Graslands trafen wir ein Pärchen aus Bayern, unterwegs mit einem Wohnmobil, die schon zum 15. Mal hintereinander in Kanada Urlaub machten und sich so nach und nach alle Gegenden angeschaut hatten. Damals fand ich das verrückt, aber inzwischen kann ich sie verstehen.
An diesem Tag wurden wir zwei Mal von Kanadiern angesprochen, denen wir auf Nachfrage erzählt haben wie traurig wir sind Kanada zu verlassen. Beide meinten wir sollten uns keine Sorgen machen, in den USA würde es uns auch gefallen, die Amis wären auch nett. Trotz Trump. Das ist glaube ich, die Einstellung der meisten Kanadier zu den USA.
Da wir noch nicht nach Seattle wollten, überlegten wir ans Meer zu fahren und von dort evtl. per Fähre zu den San Juan Islands. Die Abfahrt zu den Inseln beginnt ab dem Ort Anacortes. Die Übernachtung planten wir daher im angrenzen Washington Park Campground von wo man wunderschöne Sonnenuntergänge beobachten kann. Leider wurde das Wetter schlechter und die Strecke zog sich hin, sodass wir erst im Dunkeln am Campingplatz ankamen. Soviel zum Sonnenuntergang.