16.07.2019 Jasper National Park (Gastbeitrag von Carolin)

Ich öffnete meine Augen um 7 Uhr morgens. Es war unsere erste Nacht im Wohnmobil und unsere erste Nacht in Kanada. Der Hund sprang zu uns ins Bett zum kuscheln und langsam wachte auch Jannik auf. Weil es schon längst dunkel war, als wir den Campingplatz in der Nacht erreichten, hatten wir noch nichts von der Umgebung gesehen. Also standen wir gleich auf, nahmen den Hund an die Leine und drehten eine Runde über den noch verschlafenen Campingplatz. Zu unseren ersten Eindrücken gehörten die vielen grünen Nadelbäume, die großen Berge mit ihren weißen Spitzen und die klare, kühle Luft. Als wir zurück kamen waren meine Eltern bereits wach und kochten Kaffee. Nach einem Frühstück und kurzer Planung des Tages fuhren wir von Campingplatz und beobachteten auf dem Weg eine Parkrangerin wie sie einen Braunbären verjagte. Um ihre Schulter hing eine Paintball-ähnliche Pistole und an ihrem Gürtel ein Betäubungsgewehr, eine normale Pistole und ein Bärenspray. Als der Bär im Wald verschwand und sie wieder zurück zum Campingplatz kam, erzählte sie uns, dass die Bären den Menschen so nah kommen, weil sie für den Winter so viel anfressen müssen und dort nach Nahrung suchten. Dabei tolerieren sie den Menschen, während wir dummen Touristen denken, dass sie bestimmt friedlich sind, weil sie unsere Nähe suchen. Das ist es was das Ganze so gefährlich macht.
Unser erstes Ziel war der Angel Glacier. Dort konnte man über einen kurzen Weg zum Cavell Lake wandern, einem blauen See voller Eisbrocken mit perfekter Sicht zum Gletscher. Als nächstes hielten wir an den Attabasca Falls und beobachteten mächtige Wasserfontänen wie sie in den Canyon stürzten. Ein weiteres Ziel war der Maligne Lake, doch auf dem Weg mussten wir immer wieder wegen eines Bären am Straßenrand halten, um ihn zu beobachten und ein Foto zu machen. Wir waren nicht die einzigen mit diesem Gedanken, wenn man von weitem einem kleinen Stau sah, wusste man schon, dass ein Tier am Straßenrand stehen würde. So sahen wir auch verrückte Touristen die aus dem Auto ausstiegen, um ein Bild von nur wenigen Metern entfernten Elchen oder sogar Schwarzbären zu machen. Sehr gefährlich! Wir entdeckten mehrere Schwarzbären, die eigentlich sehr süß aussahen, aber auch einen Grizzly, den ich nur sehr ungern im Wald begegnen würde.  Nach dem zum fünften Mal jemand aus der Fahrerkabine schrie „Ein Bär“, kam als Antwort von hinten nur „Schon wieder?“, doch trotzdem konnten wir uns das nicht entgehen lassen und machten einen kurzen Stopp. Wir hatten schon davon gehört, dass es so viele Tiere im Jasper Nationalpark zu sehen geben würde, doch so gehäuft und nah war schon verrückt. Am Ende des Tages kreuzten vier Schwarzbären, ein Braunbär, ein Grizzly, ein Elch mit seinem Jungen, ein Reh, ein paar Ziegen und sogar ein Streifenhörnchen unseren Weg.
Den Maligne Lake kann man sich ungefähr so vorstellen wir den Königssee in Bayern, perfekte Kulisse mit türkisfarbenem, glasklarem Wasser. Doch wir blieben nur kurz für ein paar Fotos und machten uns dann auf den Weg zu unserer nächsten Anlaufstelle. Während meine Eltern für uns Burger vorbereiteten für unser Abendessen, entspannten Jannik und ich im 39 Grad warmen Wasser der Miette Hot Springs mit Panoramablick auf die Berge. Nach einer Stunde gingen wir völlig ausgehungert zurück zum Wohnmobil und freuten uns über die selbstgemachten Burger. Die Nacht verbrachten wir dann auf einem Overflow des Campingplatzes, weil dieser bereits voll war. Diese Ausweichplätze werden in der Hauptsaison an verschiedenen Stellen in den beliebtesten Parks angeboten, weil alle Plätze schon Wochen im Voraus ausgebucht sind. Unser Platz lag sehr nett mit tollem Ausblick auf die umgebenden Berge, aber hatte nur eine einfache Toilette und einen Picknicktisch.

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