Schon früh am nächsten Morgen ging Holger wieder angeln. Eigentlich ist es sehr gemein, den Lachs so kurz vor seinem Ziel, dem Laichen im Heimatfluss, noch raus zu angeln, aber er war natürlich jetzt auf den Geschmack gekommen. Und wirklich – er kam mit noch einem Lachs vom Angeln zurück, etwas kleiner, aber genug für ein weiteres Abendessen. Salat war auch noch von gestern da.
Es gibt die Geschichte, dass die Gutsangestellten am Rhein früher gestreikt haben, weil sie nicht jeden Tag Lachs essen wollten. Vielleicht geht mir das auch noch mal so;-)
Der Tag war wieder herrlich und wir blieben bis zum späten Vormittag, für Holger und Hope war dieser Übernachtungsplatz ein Highlight. Der Hund konnte hier überall gefahrlos ohne Leine rumlaufen, schnüffeln und sich in alten Fischkadavern wälzen, was will das Hundeherz mehr.
Dann ging es weiter Richtung Anchorage. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem gerade gelöschten Waldfeuer vorbei, einige Glutnester brannten noch und Feuerwehrleute räumten auf. Links und rechts der Straße waren einige Kilometer abgebrannter Wald zu sehen, aber nur ein abgebranntes Haus sahen wir, die anderen waren unversehrt. Überall an den Einfahrten waren Dankesschilder an die Feuerwehr zu lesen und ein Restaurant bot kostenloses Essen für alle Feuerwehrleute an. Scheinbar konzentrieren sich die Löscharbeiten darauf, die Häuser zu retten. Wir haben hier und auch im Yukon immer wieder große Flächen mit abgebrannten Bäumen gesehen. Die schwarzen Bäume bleiben stehen und drum herum entsteht nach und nach ein neuer Wald. Da die Bäume aber hier sehr langsam wachsen, kann es Jahrzehnte dauern bis eine nennenswerte Größe erreicht ist.
Der Reiseführer empfahl eine Alternativstrecke zum Highway über den 1200 Meter hohen Hatcher-Pass mit wunderschönen Ausblicken und einer stillgelegten Goldmine auf dem Weg. Das gefiel uns und so fuhren wir auf Serpentinen ins Gebirge. Es war wirklich eine schöne Strecke, nur ein Dunstschleier lag über dem ganzen Gebirge und es roch auch nach Rauch. Als wir an der Goldmine ankamen, die besichtigt werden kann, erklärte uns der Empfangsmitarbeiter, das wäre der Rauch vom Deshka Landing Fire, ca. 35 Meilen weit weg, das zurzeit 1300 Acres, das sind mehr als 500 Hektar Fläche, umfasst. Ich hatte schon vor einiger Zeit in den deutschen Nachrichten gelesen, dass es diesen Sommer viele Waldbrände in Alaska gibt, aber bisher hatten wir hier noch nichts gesehen oder gehört.
Auf dem Gelände der Goldmine konnte man die alten Gebäude besichtigen und auch überall in den Bächen Gold waschen. Holger versuchte sein Glück, aber für eine erfolgreiche Goldwaschkarriere sehe ich leider unsere Aussichten schwinden.
Wir schauten uns alles ausgiebig an, die Ruinen umgeben von hohen Bergen und Bergseen und fuhren dann langsam weiter. Als wir durch den Ort Palmer kamen, lag auch über der Stadt ein Rauchschleier und am Wegesrand waren große Flächen abgebrannter Bäume zu sehen.
Palmer liegt im Matanuska Valley, der bedeutendsten Landwirtschaftsregion Alaskas. Mit fast 6 Monaten frostfreier Zeit und sehr langen Sonnenscheintagen im Sommer wachsen hier zahlreiche Gemüsesorten. Das spürte man auch sofort an den angenehmen Temperaturen. Da wir nicht in der Stadt übernachten wollten, stoppten wir 20 Meilen vorher auf dem Eagle River Campground im Chugach State Park.
Hier waren schon alle Bäume bunt verfärbt, aber es herrschte eine angenehm milde Herbsttemperatur und sogar Bienen nervten beim Abendessen.