Eigentlich war unser Plan noch ein paar Wochen in Costa Rica zu bleiben und dann über die Grenze nach Panama zu fahren. Aber schon tags zuvor am Flughafen hatten wir erfahren, dass Panama die Grenze zu Costa Rica geschlossen hatte. So konnten wir nicht wie geplant das Wohnmobil von dort nach Hause verschiffen. Nach Nicaragua zurück war auch nicht möglich, so steckten wir erst mal mit dem Auto fest. Aber Costa Rica versicherte immer noch, die Grenzen für Flugzeuge auflassen zu wollen. Wir überlegten, das Wohnmobil irgendwo unter zu stellen und nach Hause zu fliegen, aber dort überschlugen sich gerade die Ereignisse und die Infiziertenzahlen stiegen rapide an. Die meisten Ratschläge aus Deutschland lauteten: Bleibt wo ihr seid, bis sich hier alles etwas beruhigt hat. Dass es sich so schnell nicht beruhigen würde, konnte da noch niemand absehen. Und das Wohnmobil auf unbestimmte Zeit zurück zu lassen, behagte Holger gar nicht.
Wir fuhren erst mal in die Küstenstadt Jaco, eine der wenigen touristischen Orte in Costa Rica, in denen es Hotelhochhäuser gibt. Nicht sehr schön, aber dort gab es die nötige Infrastruktur zum Geldabheben und Wäschewaschen. Der Campingplatz war überhaupt nicht schön und die Waschmaschine eine Katastrophe. Dann erfuhren wir noch, dass Carolin und Jannik in New York von der Einreisebehörde festgehalten wurde. Alle Esta-Visa waren inzwischen für ungültig erklärt und sie wurden lange ausgefragt, bis sie gerade noch rechtzeitig für den Weiterflug ein vorläufiges Visum bekamen, das natürlich dann niemand mehr kontrollierte. Soviel zu der Aussage, die Einreise ist kein Problem wenn man länger als 14 Tage nicht in Europa war. Wer weiß, wie viele Urlauber damit Pech hatten. Wir waren erst mal froh, dass die beiden nicht in New York strandeten und die Nachricht, dass ihr Weiterflug von München nach Hamburg storniert wurde, konnte uns dann schon nicht mehr schocken. Wenn sie einmal in Deutschland wären, würde es von dort schon irgendwie weiter gehen.
So war es auch, bei Ankunft am frühen Morgen konnten sie den nächsten Flug nehmen und waren endlich wieder zuhause in Hamburg.
Inzwischen hatte auch Costa Rica die Schulen dicht gemacht und angeordnet, die Bars zu schließen und in den Restaurants nur mit großem Abstand zu sitzen, aber soweit wir das beurteilen konnten, hat sich in dem Ort niemand daran gehalten.
So fuhren wir am nächsten Morgen weiter gen Süden, auf der Suche nach einem ruhigeren Campingplatz am Meer. Leider waren alle Plätze, die in IOverlander aufgeführt waren, nicht mehr existent oder nicht schön. Einfach so am Meer stehen, ohne Toiletten, Duschen und Strom wollten wir nicht. Also verbrachten wir den Tag am Strand und fuhren am Abend zu einem Schweizer Ehepaar in der Nähe, die Übernachtungen für Campinggäste auf ihrem Grundstück anbieten.
Als wir vorher noch am Strand entlang spazierten, stießen wir auf Esteban, der gerade Kokosnüsse erntete. Gegenüber von seinem Haus, direkt am Strand bietet er Palapas, Stühle, Tische und Hängematten für Tagesgäste, aber auch Strom, WC und Duschen für Camper an. Das gefiel uns ganz gut, aber heute wollten wir uns erst mal das Grundstück der Schweizer ansehen. Deren Garten war sehr nett, aber wieder mit hohen Elektrozäunen gesichert. Zusätzlich gab es noch zwei scharfe Hunde, die laut stolzer Aussage der Besitzer schon mehrere Bauarbeiter gebissen und mehrere kleine Hunde totgebissen hatten. Als sich einer der Hunde dann auf Hope stürzte war klar, dass wir hier morgen gleich wieder weg fahren würden. Es gab zwar einen schönen, kleinen und kühlen Pool zum Abkühlen, aber das Grundstück war für unseren Geschmack viel zu weit weg vom Meer. Am Morgen tranken wir noch einen Kaffee zusammen und bekamen etwas mehr Einblick in ihr Leben. In dieser Gegend leben viele Auswanderer aus Europa, USA und Kanada, die aber nur unter sich bleiben. Wie schon in den anderen mittelamerikanischen Ländern die wir bereist haben, befürchten die „Gringos“ ständig, beklaut zu werden und mauern sich ein. Bei den Schweizern mussten die Angestellten, Reinigungskraft und Gärtner, etc., sogar beim Anwalt unterschreiben, dass sie niemandem erzählen, wie es im Haus und auf dem Grundstück aussieht. Allerdings wurde auch schon zwei Mal bei ihnen eingebrochen, bevor sie die Hunde bekamen. Wie immer stellten wir fest, dass wir so nicht leben wollten, aber den Auswanderern gefällt es. Sie fühlen sich wohl in ihrer kleinen Welt. Sie meinten auch, das Virus würde hier nicht herkommen, dafür sei es zu warm. Das die Fälle auch in Costa Rica ständig stiegen, war ihm gar nicht bewusst. Auf dem übergroßen Fernseher lief das Fernsehprogramm aus Deutschland und der Schweiz. Inzwischen hatten wir erfahren, dass Costa Rica kurzfristig seine Grenzen geschlossen hatte und keine Touristen mehr ins Land gelassen werden. Es gab auch keinen Direktflug mehr nach Europa.